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Freitag, 29. März 2024
Energische Stimmen aus Niederösterreich

Lockdown und Sortimentsbeschränkungen: Rufe nach Solidarität reißen nicht ab

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 23.11.2020 | |  Wissen
In einem offenen Brief an SPAR, Lidl und HOFER fordern zahlreiche Vertreter der niederösterreichischen Wirtschaft und Politik die Beschränkung des Sortiments der Handelsriesen. In einem offenen Brief an SPAR, Lidl und HOFER fordern zahlreiche Vertreter der niederösterreichischen Wirtschaft und Politik die Beschränkung des Sortiments der Handelsriesen. Mit den Regionalitäts-Kampagnen #wirhaltenzusammen des Bundesgremiums des Elektro- und Einrichtungsfachhandels sowie #österreichschenktarbeitsplätze des Handelsverbandes wurden Maßnahmen ergriffen, das Bewusstsein der Konsumenten für die lokalen Händler zu stärken. In einem offenen Brief an SPAR, Lidl und HOFER – initiiert vom NÖ Wirtschaftsbund – fordern nun zahlreiche Spitzenvertreter aus Wirtschaft und Politik die Beschränkung des Sortiments der Handelsriesen, wie rechtlich angeordnet. Zudem wurde mit „weihnachten-aus-noe.at“ eine Plattform geschaffen, wo Waren niederösterreichischer Betriebe angeboten werden.

„Wir appellieren an eure Solidarität und eure Reputation als verlässliche Partner: Haltet euch an die Anordnungen der COVID-19-Notmaßnahmenverordnung und schränkt euer Sortiment auf die typischen Produkte des Lebensmittelhandels ein. Der Verkauf von anderen Produktgruppen muss sofort eingestellt werden!“ Mit dieser Forderung schließt ein offener Brief (siehe Bild links), der von zahlreichen Spitzenvertretern aus Niederösterreichs Wirtschaft und Politik im Namen tausender Unternehmer und deren zehntausenden Mitarbeiter an die Handelsriesen SPAR, Lidl und HOFER gerichtet wurde.

Unter den Unterzeichnern finden sich Niederösterreichs Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger, der Präsident der NÖ Wirtschaftskammer und Landesobmann des Wirtschaftsbundes Wolfgang Ecker, WBNÖ Direktor Harald Servus, die WKNÖ Vizepräsidenten des Wirtschaftsbundes sowie zahlreiche Spitzenvertreter aus Handel und Gewerbe in der NÖ Wirtschaftskammer.

Die Initiative geht vom Wirtschaftsbund Niederösterreich aus und begründet sich auf die Weigerung der Konzerne die Anordnung der COVID-19-Notmaßnahmenverordnung zu befolgen, welche die Regeln für den aktuellen Lockdown festlegt. „Die COVID-19-Notmaßnahmenverordnung bestimmt aber – und das ist der Unterschied zur Situation im Frühjahr – dass ihr in der Zeit des Lockdowns nur das typische Sortiment des Lebensmittelhandels anbieten dürft. Andere Produktgruppen wie Blumen, Sportartikel, Konsumelektronik oder Spielwaren dürfen in den Geschäften nicht verkauft werden!“, so die Begründung in dem Brief an die Handelsriesen.

SPAR, HOFER und Lidl weigerten sich bisher im Gegensatz zu anderen großen Lebensmittelhändlern, diese rechtliche Anordnung zu akzeptieren und schränkten ihr Sortiment nicht ein. „Die Tatsache, dass ihr im Gegensatz zu anderen Mitbewerbern im Handel und der regionalen Nahversorgung euer Sortiment entgegen der geltenden Rechtslage nicht einschränkt, ist völlig inakzeptabel“, bringen die Unterstützer des offenen Briefes ihren Protest zum Ausdruck. „Mit diesem Verhalten setzt ihr nicht nur den Erfolg und die Wirkung des Lockdowns aufs Spiel. Es ist ein untauglicher Versuch auf Kosten anderer Händler euren Umsatz zu steigern und entbehrt jeglicher Solidarität gegenüber jenen Unternehmerinnen und Unternehmern, die ihre Geschäfte derzeit geschlossen halten müssen.“

WBNÖ Direktor Harald Servus zu der Aktion: „Trotz intensiver Gespräche in den letzten Tagen mit den Verantwortlichen waren diese Handelskonzerne nicht bereit einzulenken und den rechtlichen Rahmen zu befolgen, wie dies tausende kleine Fachhändler und auch andere große Mitbewerber im Lebensmittelhandel tun“, erklärt Servus den Anstoß für den offenen Brief.

Plattform „weihnachten-aus-noe.at“

Die Weihnachtszeit sei für den Handel die wichtigste Zeit des Jahres, dieser sei heuer doppelt belastet, führte die NÖ Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner dazu am Sonntag in der Radiosendung „Niederösterreich im Gespräch“ aus: „Einerseits durch Corona und andererseits durch den Druck internationaler Handelsriesen wie Amazon und Co. Daher braucht es einen Schulterschluss zwischen Politik, den Konsumenten und dem heimischen Handel: um vor Ort Arbeitsplätze zu sichern, unsere Unternehmen zu stärken und um Wertschöpfung in unserem Land zu behalten“, so Mikl-Leitner. Man sei sich bewusst, dass der Online-Handel aus dem Alltag vieler Landsleute nicht mehr wegzudenken sei, was man aber nicht wolle sei, dass bei internationalen Online-Konzernen eingekauft werde, sondern bei den heimischen Händlerinnen und Händlern, die ihre Waren sowohl online als auch im stationären Handel anbieten.

Daher habe man die Plattform weihnachten-aus-noe.at geschaffen, informierte die Landeshauptfrau, dass dort ebenfalls alle Waren gekauft werden könnten, „nur mit dem Unterschied, dass Sie bei einem niederösterreichischen Unternehmen kaufen.“ „Diese niederösterreichischen Unternehmen verfügen über eine perfekte Kombination von stationärer Infrastruktur und Onlineinfrastruktur, sind Weltmeister in der Beratung und bieten auch noch exzellentes Service“, so Mikl-Leitner.

Ein Blick in die Statistik zeigt, dass alleine in Niederösterreich rund um Weihnachten jedes Jahr etwa 300 Millionen Euro ausgegeben werden. Laut Wirtschaftskammer wollen auch heuer wieder 89 Prozent der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher Weihnachtsgeschenke kaufen und planen dafür durchschnittlich 380 Euro pro Person ein. Fast 40 Prozent kaufen im Internet ein. Der Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Wolfgang Ecker, betonte die Plattform weihnachten-aus-noe.at als „wahnsinnig wichtige Initiative für unsere Händler in Niederösterreich“. Das Zusammenspiel zwischen Online-Handel und stationärem Handel müsse gefördert werden, um in Niederösterreich auch mithalten zu können.

„Klar ist, dass mit jedem Paket, das von Amazon oder AliExpress in unsere Haushalte gebracht wird, Wertschöpfung und Arbeitsplätze bei uns in Niederösterreich verloren gehen“, so die Landeshauptfrau. „Mit unserer Plattform weihnachten-aus-noe.at bringen wir Unternehmen mit ihren Online-Angeboten einfach, schnell und sicher mit den heimischen Konsumentinnen und Konsumenten zusammen“, so Mikl-Leitner. Mittlerweile seien über 1.400 Händlerinnen und Händler gelistet – vom Elektronikfachmarkt bis hin zum Juwelier oder Spielwarengeschäft.

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