25 Firmeninsolvenzen pro Werktag
Die endgültigen Zahlen der Creditreform Firmeninsolvenzstatistik für das 1. Halbjahr 2011 zeigen, dass die Firmeninsolvenzen nach einem Anstieg im 1. Quartal nun wieder zurückgehen.
Die Unternehmensinsolvenzen sind in den ersten sechs Monaten um über 5% auf 3.149 Verfahren gesunken. Der Rückgang bei den eröffneten Verfahren beträgt fast 4% (1.654 Unternehmen). Allerdings noch stärker hat sich die Zahl der mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzen um beinahe 7% auf unter 1.500 Verfahren reduziert. Dies dürfte ein besonders erfreuliches Ergebnis der vor einem Jahr in Kraft getretenen Insolvenzrechtsnovelle (IRÄG 2010) sein.
Denn bei diesen für die Gläubiger außerordentlich schädlichen Verfahren verfügt das schuldnerische Unternehmen nicht einmal über den Kostenvorschuss zur Eröffnung und Abwicklung eines geregelten Verfahrens. Unbesicherte Gläubiger erleiden einen Totalausfall. Schuldner sollen nun durch verschiedene positive Anreize zur rechtzeitigen Insolvenzbeantragung gebracht werden. Ebenso ein positiver Trend liegt in der Akzeptanz des neugeschaffenen Sanierungsverfahrens. Fast jedes 5. eröffnete Verfahren ist ein solches, das zur Sanierung und Fortführung des Unternehmens führen soll.
Betroffen waren in den ersten sechs Monaten etwa 50.000 Gläubiger und 10.700 Mitarbeiter. Die Insolvenzverbindlichkeiten betrugen 1,1 Mrd. Euro.
Bundesländervergleich
Der Blick auf die Bundesländer zeigt folgendes Bild: Während in allen Bundesländern die Insolvenzen zurückgingen, stiegen sie in der Steiermark (+2,1%) und in Tirol (+1,7%). Die stärksten Rückgänge verzeichneten Vorarlberg (-45,3%), Salzburg (-20,5%) und das Burgenland (-10%).
Die höchste relative Insolvenzbetroffenheit herrschte in Wien mit 12 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen, fast jede 3. heimische Insolvenz ereignete sich in der Bundeshauptstadt. Österreichweit wurden im Durchschnitt fast 9 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen gezählt.
Branchenvergleich
Die am stärksten betroffenen Branchen waren das Bauwesen mit über 18 Insolvenzen je 1.000 Branchenunternehmen sowie die Branche „Verkehr- und Nachrichtenübermittlung“ mit fast 14 Insolvenzen je 1.000 Branchenunternehmen. Das Bauwesen verzeichnete mit 9,5% auch als einzige Branche einen Zuwachs an Insolvenzfällen. Die meisten Insolvenzen zählte man in der Branche „Unternehmensbezogene Dienstleistungen“ mit rund 1.000 betroffenen Unternehmen.
Fazit
Die kleinstrukturierte österreichische Unternehmenslandschaft hat den Vorteil, sich schnell und gut auf die sich ändernde wirtschaftliche Situationen einzustellen. Hilfreich waren in Krisenzeiten die relativ guten Eigenkapitalpolster sowie das umsichtige Verhalten der Banken. Die Ausstattung mit Eigenkapital hat sich aber verschlechtert. Zwar hat sich der Anteil der Unternehmen verringert, die als zu schwach kapitalisiert gelten und eine Eigenkapitalquote von unter 10% der Bilanzsumme ausweisen, allerdings sind gleichzeitig auch weniger Unternehmen als kapitalstark zu bezeichnen, da ihre Eigenkapitalquote die Marke von 30% übersteigt. Laut Creditreform Umfrage weisen derzeit rund 23% der Unternehmen eine Eigenkapitalquote von unter 10% ihrer Bilanzsumme auf. 2010 lag dieser Anteil noch etwas höher bei 24,1%. Ca. 35% haben eine Eigenkapitalquote von mehr als 30%, nachdem das vor einem Jahr noch auf über 38% zutraf. Jede weitere gesetzliche Maßnahme, die Eigenkapitalbildung erschwert, ist daher trotz guter Konjunkturlage nicht zu empfehlen. Neben dem Know-how eines ordentlichen Kaufmannes und einem umsichtigen Risikomanagement ist ausreichende Vorsorge mit Eigenkapital die beste Insolvenzprophylaxe und ein Grant dafür, dass sich der positive Trend mit einem Rückgang der Insolvenzen weiter fortsetzt.
Weitere Informationen finden Sie auf www.creditreform.at
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