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Dienstag, 23. April 2024
Bilanzfälschung zugegeben

Skandal bei Olympus

Multimedia | Die Redaktion | 08.11.2011 | |  Archiv

Der Kamera-Hersteller Olympus steckt in einem riesigen Bilanzskandal. Das japanische Unternehmen gab heute zu, dass seit den 90er-Jahren angehäufte Investment-Verluste mit Hilfe von Übernahmen verschleiert wurden. Die Konsequenzen: Ein Manager muss sofort gehen, die Aktie stürzte um 29 Prozent ab. Seit Ausbruch der Affäre verlor sie mehr als zwei Drittel ihres Werts.

Die milliardenschweren Zukäufe standen im Mittelpunkt, seit der mittlerweile hinausgeworfene britische Firmenchef Michael Woodford (er wurde übrigens erst mit 1. April 2011 Olympus-Chef) sie Mitte Oktober öffentlich kritisiert hatte. Woodford sagte, er sei gefeuert worden, nachdem er Fragen zu den Deals stellte und sie untersuchen ließ. Das Unternehmen hatte die Übernahmen erst vehement verteidigt, dann unter dem Druck von Aktionären aber doch eine unabhängige Kommission mit der Prüfung beauftragt.

Unter anderem die außergewöhnlich hohen Zahlungen an einen Finanzberater beim Kauf des britischen Medizintechnik-Spezialisten Gyrus vor einigen Jahren seien Teil der Bilanzfälschung gewesen, teilte Olympus jetzt mit. Damals flossen dem Berater vor allem über den Rückkauf eines Aktienanteils insgesamt 687 Mio. Dollar (500 Mio. Euro) zu – rund ein Drittel des Gyrus-Übernahmepreises von 1,92 Mrd. Dollar.

Bisher versuchte Olympus, eine plausible Erklärung für den Geldregen an den heute nicht mehr auffindbaren Berater zu liefern: Man habe sich erst nachträglich entschlossen, Gyrus zu 100 Prozent zu übernehmen und habe deshalb den als Teil des Honorars gewährten Anteil zurückkaufen müssen. Da die Beraterfirma einen Sitz in den USA hatte, ermittelte inzwischen laut Medienberichten sogar das FBI.

Auch bei den von Woodford angeprangerte Zukäufen dreier kleinerer japanischer Spezialanbieter medizinischer Ausrüstung für insgesamt 73,4 Mrd. Yen (684 Mio. Euro) seien Verluste versteckt worden, räumte Olympus jetzt ein. Das Unternehmen entschuldigte sich bei Anlegern und Partnern, Vizepräsident Hisashi Mori muss gehen.

Brisante Fragen dürfte es jetzt auch zur Rolle des Firmenpatriarchen Tsuyoshi Kikukawa geben. Er war von Woodford zum Rücktritt aufgefordert worden und ließ stattdessen den Briten vor die Tür setzen. Unter Anlegerdruck gab Kikukawa inzwischen bereits den Vorsitz des Verwaltungsrates ab.

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