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Donnerstag, 28. März 2024
Creditforum

Insolvenzstatistik 2011

Stefanie Bruckbauer | 13.01.2012 | |  Archiv

Das Creditreform als Gläubigerschutzverband hat die endgültigen Zahlen der Insolvenzentwicklung 2011 erhoben und dabei einen Rückgang der Firmeninsolvenzen um 7% verzeichnet.  Das neue Insolvenzrecht zeigt offenbar Wirkung, denn es gibt mehr Sanierungsverfahren und weniger Konkurse.

Die endgültigen Zahlen der Creditreform Firmeninsolvenzstatistik für das Gesamtjahr 2011 zeigen: Die Unternehmensinsolvenzen sind auf den niedrigsten Stand seit 2003 zurückgegangen, und zwar um 7,0% auf 6.194 Verfahren. Die Anzahl an eröffneten Verfahren ist um 6,6% auf 3.289 Unternehmen gesunken. In 2.905 Fällen (-7,4%) wurden die Insolvenzanträge mangels kostendeckenden Vermögens abgewiesen. Die seit eineinhalb Jahren geltende neue Insolvenzordnung zeigt ebenfalls positive Auswirkungen: Fast jedes fünfte Verfahren ist bereits ein Sanierungsverfahren in dem versucht wird, das schuldnerische Unternehmen zu retten und, dass die Gläubiger eine Mindestquote von 20% beziehungsweise 30% erhalten.

Die Hauptursachen für das Scheitern der Unternehmen liegen in Managementfehlern wie z.B. einer  mangelhaften  Buchhaltung und fehlendem  Risikomanagement, in einer unzureichenden Kapitalausstattung und in der allgemeinen Wirtschaftslage. Dazu Rainer Kubicki, Geschäftsführer von Creditreform: „Die Insolvenzrechtsnovelle ist zum idealen Zeitpunkt gekommen. Es bietet den krisenbehafteten Unternehmen ein geeignetes Instrument rechtzeitig im Rahmen des Sanierungsverfahrens den Turn-around zu schaffen. Trotz oder gerade wegen der Schuldenkrise findet eine Entstigmatisierung der Insolvenz statt. Wer unverschuldet in eine Notlage geraten ist, soll eine zweite Chance erhalten. Substantiell gut aufgestellte Unternehmen sollen gerettet werden können.“

Bundesländervergleich

Der Blick auf die Bundesländer zeigt, dass in Vorarlberg (-29,4%), im Burgenland (-16,3%) und in Salzburg (-13,6%) die Insolvenzen am stärksten zurückgegangen sind. Lediglich Niederösterreich (+3,8%) und die Steiermark (+0,9%) weisen eine steigende Entwicklung auf. Die höchste relative Insolvenzbetroffenheit herrschte in Wien mit 23 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen. Österreichweit wurden im Durchschnitt fast 17 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen gezählt.

Branchenvergleich

Die am stärksten betroffenen Branchen sind die Branche „Bauwesen“ und die Branche „Verkehr- und Nachrichtenübermittlung“ mit jeweils über 34 Insolvenzen je 1.000 Branchenunternehmen. Am stärksten zurückgegangen sind die Insolvenzen in den Branchen „Kredit- und Versicherungswesen“ (-23,0%), „Sachgütererzeugung“ (-14,1%) und „Unternehmensbezogene Dienstleistungen“ (-10,4%).

Conclusio 2011

Zwei Drittel der österreichischen Unternehmen waren 2011 von zumindest einer Insolvenz als Gläubiger betroffen. Rund 2,5 Milliarden Euro betrugen die Verbindlichkeiten der Schuldner. Dank der seit 2010 sukzessive an-/aufgebrauchten Eigenkapitalpolster und dem verantwortungsbewussten Umgang der Banken ist die Mehrzahl der Unternehmen gut durch das Jahr 2011 gekommen. Laut einer Umfrage von Creditreform im Herbst 2011 unter 7.000 KMU verfügen nur noch 33,6% über eine hohe Eigenkapitalquote von über 30%. Im Jahr davor waren dies noch 37%. Gleichzeitig erhöhte sich der Anteil an Unternehmen, die mit einer Eigenkapitalquote von unter 10% als schwach kapitalisiert gelten um 3% auf 29,7%. Diese Entwicklung sollte die Regierung bei ihren Steuerplänen berücksichtigen und Unternehmen besser ent- als weiter belasten. Ohne gewinnbringende Unternehmen keine gut bezahlten Arbeitsplätze, ohne Jobs keine konjunkturbelebenden Konsumenten.

Erfreulich ist die schon stattliche Zahl an Sanierungsverfahren sowie der Rückgang der mangels Vermögen abgewiesenen Verfahren. Darin kann man die positiven Effekte der Insolvenzrechtsreform von 2010 erkennen. Unternehmen sollen durch positive Anreize (neue Verfahrensarten, niedrigere Mindestquote, Eigenverwaltung) zur rechtzeitigen Insolvenzbeantragung motiviert werden. Je früher man eine Krise erkennt und gegensteuert, umso besser für alle Beteiligte. Dazu bedarf es aber eines professionellen Risikomanagements als Unternehmens- und Krisenradar – nicht nur in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten. Ein ordentlich und verantwortungsvoll geführtes Unternehmen muss neben dem Wettbewerb, der Investition in Innovation und Effizienzsteigerung stets seine betriebswirtschaftlichen Kennzahlen im Blick haben, um gegebenenfalls sofort reagieren zu können. Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei alle Zahlen rund um die Themen Bonität, Kapitalausstattung und Liquidität. Denn spätestens seit 2011 wissen alle, Bonität ist ein hohes und wertvolles Gut.

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