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Freitag, 19. April 2024
Hot!Heiße Diskussion auf E&W Facebook

Der MediaMarkt-Check

Hintergrund | Die Redaktion | 07.02.2012 | |  Archiv
In der Reihe DasErste-„Markencheck” wird Media Markt auf den Prüfstand gestellt. (Bild: WDR TV/DasErste-Screenshot) In der Reihe DasErste-„Markencheck” wird Media Markt auf den Prüfstand gestellt. (Bild: WDR TV/DasErste-Screenshot)

Gestern abend entstand auf E&W Facebook noch eine heiße Diskussion. Anlass war eine um 20:15 Uhr ausgestrahlte Sendung von DasErste: der MediaMarkt-Check. Die Inhalte: Wie wirkt die „Geiz-Werbung" beim Kunden? Wie günstig ist Media Markt wirklich? Wie behandelt der Konzern seine Mitarbeiter? Und wie kompetent wird man als Kunde beraten?

In Dortmund eröffnete der 240. MediaMarkt in Deutschland. Dies nahm der Fernsehsender DasErste zum Anlass, eine Reportage über den „roten Riesen“ zu drehen. Gleich vorweg: Bei der Eröffnung war die Hölle los, „so wird gekauft, als ob es morgen nichts mehr gäbe„, fasst die TV-Sprecherin zusammen. Bis heute gibt es in Deutschland 244. MediaMärkte, Media-Saturn bringt es in Deutschland auf 389 Märkte und auf rund die Hälfte der Umsätze in der Elektrobranche.

Preisimage

Vom Preisimage ist laut DasErste der MediaMarkt kaum zu schlagen. Die ausgeklügelte Marketingstrategie mit dem Slogan „Ich bin doch nicht blöd“ wird nicht nur von den Endkonsumenten sofort erkannt, sondern MediaMarkt wird auch als besonders preisgünstig wahrgenommen, heißt es in Reportage. DasErste führte eine Studie mit einigen Verbrauchern durch und kam zu dem Ergebnis: „Selbst wenn die Preise bei MediaMarkt höher waren als bei anderen Fachhändlern, gedacht haben die Probanden anders.“ Verglichen wird hier  MediaMarkt Deutschland auch mit Saturn, EP:, Expert, Euronics sowie deutschen Elektrodiskontern wie ProMarkt oder Berlet.

Preisvergleich

Ob dieses Image auch der Realität standhält? DasErste kam zu dem Ergebnis: überschätzt. Im Vergleich zu stationären Händlern hält MediaMarkt mit seinen Preisen durchaus Stand – die meisten der Händler gingen nach Verhandlungen auf den MediaMarkt-Preis runter, „aber billiger war keiner„, so das Fazit der Reportage. Solange die Modelle verglichen werden konnten. „Der Vergleich ist nicht allzu leicht, die Modelle differieren von der Bezeichnung oder ich treffe in jedem Markt andere Marken an. Ein und das gleiche Modell mit der exakten Bezeichnung in verschiedenen Märkten zu finden, ist schon eine Glückssache„, so ein Verbraucher. Grund dafür liegt natürlich bei den Herstellern, die verschiedene Modelle für verschiedene Kanäle produzieren.

„Das macht Preisvergleiche unmöglich und die Tiefstpreisgarantie des MediaMarktes ist da nichts wert„, so das Conclusio von DasErste.

Weitere interessante Erkenntnis: „Generell schätzen Verbraucher Preise grundsätzlich zu hoch – im Schnitt um 40%„. Dies betont auch Tim Eberhard von der Zeppelin University: „Wenn er sieht, dass er Produkte im Sortiment führt, die vom Verbraucher im Preis überschätzt werden, hat auch der Händler die Möglichkeit, an der Preisschraube zu drehen – und zwar nicht durch Sonderangebote nach unten, sondern nach oben.“

Vergleich zu (anderen) Internet-Händlern

Der Preisvergleich mit Internethändlern wie idealo.de usw hält MediaMarkt mit seinen Lockangeboten stand. Laut einer Umfrage des Senders mit 200 MediaMarkt-Kunden vergleichen allerdings nur 39% der Verbraucher die Preise, der Rest vertraue der Marketingstrategie von MediaMarkt, „Schluss mit dem Preisirrsinn“ zu machen.

Beim generellen Vergleich von Media Markt Online („mit 2.500 Produkten eher ein Tante Emma Laden“) zu anderen Onlinehändlern geht der Preisvergleich allerdings nicht zu Gunsten des „roten Riesen“ aus. Hier würden sich vor allem hohe Versandkosten zu Buche schlagen. Gerade beim Zubehör würde dies schlagend: Druckerpatronen, Kabel etc seien demnach bei anderen Onlinehändlern wesentlich billiger zu ergattern als bei Media Markt – und zwar um durchschnittlich 41%. Was sich natürlich in Zeiten von Smartphone-Shopping leicht erheben lässt. Fazit: Bei Großgeräten im Laden gehört Media Markt Deutschland zu den günstigsten, bei Kleinteilen gerade im Vergleich zum Internet schon nicht mehr, so DasErste.

Service und Beratung

Laut der Reportage scheinen sich die Verkäufer des MediaMarkt Deutschland nur in ihren Pausen, ihrer Freizeit oder über das Internet selbst zu schulen, von internen strategischen Schulungen wird zumindest nicht berichtet. Das wirkt sich auch auf die Beratungsqualität aus: So gewinnt man durch die Reportage den Eindruck, es sei reine Glückssache, an welchen Verkäufer man gerät. Von kompetenten bis komplett falschen Antworten auf Fragen der Kunden war von den Beratern im MediaMarkt war alles mit dabei.

Die Behandlung der Mitarbeiter sieht DasErste ebenfalls kritisch. „Ich habe Arbeitszeiten von 10:00 bis 20:00 Uhr, damit das nicht zu viel ist, habe ich in der Theorie zwei Stunden Pause. Man ist aber oft zehn oder elf Stunden da und die Pause wird davon abgezogen„, berichten in der Reportage MM-Mitarbeiter anonym. „Pausen, die einem theoretisch zustehen kann man gar nicht nehmen, weil man nicht wegkommt vom Verkaufsgespräch„, so ein anderer Mitarbeiter. Die von DasErste befragten Endkonsumenten zeigen sich voller Kritik am MediaMarkt und wettern mit „moderndem Sklaventum„. DasErste merkt an, dass es in nur drei deutschen MM-Märkten Betriebsräte gibt.

Die Entsorgung der Altgeräte sei ausbaufähig, da zwar fast alle der sechs recherchierten  Geräte in einem Recyclinghof landeten, eines jedoch bei einem Schrottplatz aufgespürt wurde. Bei Umtausch- oder Rückgabewünschen von Endkonsumenten reagierten die getesteten MediaMarkt-Standorte vorbildlich und gingen prompt auf die Kundenwünsche ein.

Der Fernseh-Sender kommt darin zum Schluss: Das Preis-Image sei phänomenal, der Preis-Vorteil würde überschätzt, die Fairness sei ausbaufähig und die Beratung sei je nach Verkäufer Glückssache.

 


 

Fazit E&W: Die Marketingstrategie des günstigsten Preises – ob reel oder nicht – scheint bei den Endkonsumenten stark verankert und kann dadurch nur als äußerst gelungen bezeichnet werden. Die generell interessante Reportage hinkt  leider etwas. Pausen, die nicht wahrgenommen werden können, kennt wohl jeder im Handel. Perfekte Beratung, perfekte Mitarbeiterbehandlung und Entsorgungsqualität fordern und gleichzeitig mittels Smartphone via Barcodes nach den günstigsten Preisen im Netz suchen und die Konsumenten auffordern, beim billigsten Onlinehändler einzukaufen – das zeigt das Dilemma der gesamten Branche, und sicher nicht nur des MediaMarktes. Und so vermerkte gestern – wenn das Thema auch stark polarisierte – ein mittelständischer Fachhändler bei der Facebook-Diskussion: „Bitte lieber Gott, schmeiß ein bissal an Verstand in unser Richtung! Auf da einen Seite schimpfen, dass die Leute im Handel so arm sind, und auf der anderen Seite hinstellen, dass eh nicht wirklich gearbeitet wirdMein Mitleid gilt dem MediaMarkt für die Benotungen und den Herstellern, weil Weltzerstörer, aber Gratulation dem Marketing. Brot und Spiele hat ja schon früher funktioniert...“

 

Den MediaMarkt-Check kann man sich übrigens auch nachträglich in der Mediathek von DasErste ansehen (Dauer: rund 44 Minuten).

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