Aus für Neckermann
Der Traditionskonzern Neckermann ist seit heute dabei, seine Schließung abzuwickeln.Der traditionsreiche Versandhändler Neckermann ist Geschichte. Der Konzern werde zum 1. Oktober abgewickelt, teilten das Unternehmen und der Insolvenzverwalter heute, Mittwoch, mit. Die rund 200 Mitarbeiter seien am Morgen über ihre Entlassung informiert worden. Zuvor waren die Gespräche mit potenziellen Investoren gescheitert.
Mit einem werde zwar noch verhandelt, aus rechtlichen Gründen werde aber die Schließung des Betriebs vorbereitet, der einst zu den führenden Versandhäusern Europas gehörte. Wer dieser Investor sei, dazu wollte man keine Auskunft geben.
„Bis zum Schluss kämpfen und hoffen wir – besonders für die Mitarbeiter.“ Die finanzielle Situation der betroffenen Firmen neckermann.de, Neckermann Logistik und Neckermann.Contact Heideloh habe sich jedoch weiter verschlechtert. „Der bei der Insolvenzanmeldung Mitte Juli dieses Jahres sich abzeichnende Liquiditätskollaps verstärkte sich binnen der letzten 3 Monate noch.“ In den vergangenen Tagen habe es noch intensive Verhandlungen mit einem Konsortium von Investoren gegeben, die sich aber nicht zu einem Investment entschließen konnten und am Dienstag zurückzogen.
Nichtsdestotrotz wirbt der Versandhändler nun mit 70% Rabatt auf Schmuck, Möbel etc und 50% Rabatt auf Elektrogeräte. Der große Schlussverkauf hat also begonnen.
Scheitern am Internet-Zeitalter
Bereits vor zwei Wochen zeichnete sich das Aus ab. Die Insolvenzverwalter aus der Anwaltskanzlei CMS Hasche Sigle werfen dem Management unter dem bisherigen Eigentümer, dem Finanzinvestor Sun Capital, indirekt Geldverschwendung vor. Die Interessenten hätten vor allem moniert, dass über einen langen Zeitraum hinweg nicht kostenbewusst gewirtschaftet worden sei. Überall seien sie bei ihrer Prüfung auf die sichtbar schlimmen Folgen für die Wirtschaftlichkeit des Betriebs gestoßen. Die Kanzlei hatte nach eigenen Angaben mehr als 200 Interessenten angesprochen. 50 hätten Neckermann auf Herz und Nieren geprüft.
US-Finanzinvestor drehte Geldhahn zu
Sun Capital hatte 2008 die Mehrheit an dem Unternehmen übernommen. Der US-Finanzinvestor drehte im Juli den Geldhahn zu, nachdem er nach eigenen Angaben 200 Millionen Euro investiert hatte. Nicht von der Insolvenz betroffen ist der Touristik-Anbieter Neckermann Reisen, der seit längerem zu Thomas Cook gehört.
Neckermann hatte mit seinem Kataloggeschäft und dem berühmten Slogan „Neckermann macht’s möglich“ über Jahrzehnte den Versandhandel in Deutschland geprägt. Zu spät hatte der Konzern aber auf das boomende Internetgeschäft gesetzt. Der Handelskonzern Arcandor hatte die Mehrheit an dem 1950 von Josef Neckermann gegründeten Unternehmen schon vor der eigenen Pleite verkauft. Doch auch nach der symbolträchtigen Umbenennung in Neckermann.de schaffte es die Firma nicht, mit der neuen Konkurrenz aus dem Internet Schritt zu halten. Amazon & Co gruben den klassischen Versandhändlern wie Neckermann und Quelle das Wasser ab. Von den drei im Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit groß gewordenen Versandhändlern ist nur noch Otto übrig.
Neckermann Österreich
Ein Nervenkrieg zeichnet sich auch für die 300 Mitarbeiter in Graz ab. Der Masseverwalter zeigt sich aber zuversichtlich und Gläubigerschützer sehen Anlass für Hoffnung auf eine eigenständige Lösung für Neckermann Österreich. Die Szenarien, die viele Marktkenner zeichnen, deuten hingegen allesamt auf den Verlust der Arbeitsplätze hin.
Ein wichtiger Punkt sind die europaweiten Markenrechte. Ihr Wert inklusive der Kundenadressen wird auf zehn bis 20 Millionen Euro geschätzt. Interessenten dafür gibt es reichlich, den Personalapparat und die Logistik im Hintergrund wollen diese aber natürlich nicht übernehmen.
Ich denke die Mitarbeiter werden gekündigt und nicht entlassen, sie haben sich ja nichts zu schulden kommen lassen.