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Donnerstag, 25. April 2024
Warenknappheit durch Selektivprogramme

Redcoon bald auch stationärer Händler?

Hintergrund | Die Redaktion | 08.10.2012 | Bilder | | 1  Archiv
Ein wesentlicher Schritt für die Media-Saturn-Group, den Onlinehandel anzukurbeln, ist das Logistikzentrum in Erfurt. Ein wesentlicher Schritt für die Media-Saturn-Group, den Onlinehandel anzukurbeln, ist das Logistikzentrum in Erfurt.

Das am 4. Oktober 2012 in Erfurt offiziell eröffnetes neues Logistikzentrum soll die Versandkapazitäten von Redcoon nachhaltig erweitern. Der Elektronik-Onlinehändler, der seit 2011 Media-Saturn gehört, konnte im Geschäftsjahr 2011/2012 einen Umsatz von 412 Millionen Euro erzielen. Es gibt Nachholbedarf, so der Vorstand. Eines der Probleme sei die Warenknappheit durch die selektiven Vertriebsmodelle. Deshalb denkt Redcoon-Chef Reiner Heckel über eigene stationäre Filialen nach - nicht um den Verkauf zu pushen, sondern aus einkaufstechnischen Überlegungen.

In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres kam Media-Saturn insgesamt auf Onlineerlöse in Höhe von 322 Millionen Euro – was nur circa 5 Prozent des Gesamtumsatzes der international aufgestellten Elektronikhandelskette entspricht. Nach Einschätzung von Media-Saturn ist dies viel zu wenig. Denn im europaweiten Durchschnitt läge der Anteil des Internetgeschäftes im Elektronikhandel bereits bei 10 Prozent. Zudem: Den Löwenanteil des M-S-Online-Geschäfts kommt nach wie vor von Redcoon. Die Webangebote von Saturn und Media Markt trugen mit 125 Millionen Euro nur gut ein Drittel der Onlineumsätze in der ersten Jahreshälfte bei.

Doch auch bei Redcoon gibt es Aufholbedarf. Schließlich hatte GF Rainer Heckel nach der Übernahme von Redcoon verlautbart, er wolle den Umsatz innerhalb von 5 Jahren auf eine Milliarde Euro verdoppeln. Nach anderthalb Jahren mit 412 Millionen Umsatz muss hier wohl noch einiges passieren.

Logistikzentrum

Ein wesentlicher Schritt ist das Logistikzentrum in Erfurt. In der Hauptstadt Thüringens haben auch Online-Riesen wie Zalando und der Buchgroßhändler KNV ihren Standort.

Redcoon liefert beeindruckende Zahlen: Kunden in zehn europäischen Ländern (auch Österreich) werden von Erfurt aus beliefert. Das neue Logistikzentrum bietet 36.000 m² Grundfläche. Das entspricht dem Platz für 480 Einfamilienhäuser. Oder dem für über 80.000 Notebooks, Tablets, Smartphones, über 65.000 TVs, Beamer, Hifi-Geräte, über 80.000 Artikel aus dem Bereich Haushalt, Garten, Babycare sowie über 30.000 Digicams und Camcorder. Insgesamt bietet die neue Logistik 53.000 m² Lagerfläche auf mehreren Ebenen, 46 km Starkstromkabel, 3000 Beleuchtungskörper und jede Menge Arbeitseinsatz stecken im Erfurter Neubau. 48 sogenannte Schneisen für die Lkws sollen für eine zügige An- und Auslieferung sorgen, pro Tag können bis zu 30.000 Pakete versendet werden. 100 Mitarbeiter sind bereits eingearbeitet, bis Jahresende sollen insgesamt 200 Arbeitsplätze geschaffen werden, heißt es in einer Aussendung von Redcoon.

„Ich bin stolz auf das Großprojekt und auf alle Mitarbeiter, die es realisiert haben“, so Redcoon-Geschäftsführer Reiner Heckel. „Unser Ziel ist, 99 Prozent der Lagerware noch am Tag der Kundenbestellung auf den Versandweg zu bringen“, so Logistikleiter Jens Neuner. Danach sollen Speditionen und Zustellerdienste in der Nachbarschaft für einen schnellen Transport zum Kunden sorgen. „Lagerware verlässt innerhalb von 24 Stunden nach Bestelleingang unser Haus“, verspricht Neuner. 

Warenknappheit

Probleme gäbe es aber durch Vertriebseinschränkungen und Warenknappheit: „Wir könnten sicherlich 800 bis 900 Millionen Euro umsetzen, wenn uns die Industrie so viel Ware liefern würde, wie wir verkaufen könnten“, hatte Heckel Mitte September in einen Interview mit der Zeitung Die Welt erklärt. 

Das Problem betreffe zwar nicht den Bereich der IT-Produkte, wohl aber bekannte Markenware, auf die der Onlinehändler nur schwer verzichten kann. Aus diesem Grund denkt der Redcoon-Chef offen darüber nach, eigene Filialgeschäfte einzurichten, wie es bereits einige seiner Wettbewerber getan hätten. Sowohl Cyberport als auch Electronic4you verfügen mittlerweile über stationäre (Abhol-)Shops.

Dies könne aber aufgrund der Konkurrenz im eigenen Hause, also den Media-Saturn-Filialen nur aufgrund einkaufstechnischer Überlegungen geschehen. Im Gespräch mit heise online betont Heckel, er habe nichts gegen Selektivverträge, diese sollten aber zeitlich begrenzt sein und nicht den gesamten Produktzyklus andauern. Hier fordert er eine EU-Regelung. Es bleibt die Frage offen, wie lange sich die selektiven Vertriebssysteme für die Industrie rechnen werden.

 

Bilder
Auf 53.000 m² Lagerfläche auf mehreren Ebenen zeigt sich das Logistiklager in Erfurt - Arbeitsplatz für 200 Mitarbeiter bis Jahresende.
Auf 53.000 m² Lagerfläche auf mehreren Ebenen zeigt sich das Logistiklager in Erfurt - Arbeitsplatz für 200 Mitarbeiter bis Jahresende.
Pro Tag können bis zu 30.000 Pakete versendet werden
Pro Tag können bis zu 30.000 Pakete versendet werden
Redcoon-GF Reiner Heckel denkt offen über stationäre Filialgeschäfte nach, um die selektiven Vertriebssysteme zu umgehen.
Redcoon-GF Reiner Heckel denkt offen über stationäre Filialgeschäfte nach, um die selektiven Vertriebssysteme zu umgehen.
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Kommentare (1)

  1. Logistik

    Erfurt macht seit Jahren eine beeindruckende Entwicklung auf de Arbeitsmarkt. Neben einer sinkenden Arbeitslosenquote und einem attraktiven Arbeitsmarkt mit attraktiven Jobs im Logistikbereich (vgl. hier ) entwickelt sich die Stadt zu einem schnellen Ausgangspunkt für Transport und schnelle Lieferungen! Angesichts des Wettbewerbsdrucks und der Erwartungshaltung der Kunden sind gut funktionierende Strukturen essentiell wichtig für wirtschaftlich handelnde Unternehmen.

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