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Freitag, 19. April 2024
Hot!Der ehemalige ProMarkt- und (!)haas-Chef über das verhängnisvolle Jahr 2005 und was seither geschah

„Sie müssen, Herr Mihajlov“

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 22.11.2012 | Downloads | |  Archiv
Im E&W-Gespräch rollt Branko Mihajlov die Geschichte (und Geschichten) nochmals auf.  Im E&W-Gespräch rollt Branko Mihajlov die Geschichte (und Geschichten) nochmals auf.

Branko Mihajlov, 2003 durch ein Management-Buyout an die Spitze von ProMarkt (Betreiber der Makro Märkte) gelangt, hatte 2005 zunächst mit der spektakulären Übernahme von (!)haas für Aufsehen gesorgt. Aber noch im selben Jahr folgte der Eklat, als (!)haas im Sog der sich anbahnenden ProMarkt-Pleite mit unterzugehen drohte. Lange sollte es dann nicht mehr dauern, dass Mihajlov der Branche den Rücken kehrte – was keineswegs bedeutet, er wäre nicht auf Tuchfühlung geblieben…

Dass Mihajlov seither die Elektrobranche nie ganz aus den Augen verlor, liegt nicht zuletzt an seiner aktuellen Tätigkeit bei Inter IKEA, der Immobiliensparte des Möbelriesen. Diese errichtet und betreibt auch selbst ganze Shopping Center, was natürlich Kontakt mit allen Bereichen des Handels bedeutet. Ganz besonders gestaltet sich das Verhältnis zur heimischen Branche: „Ich habe noch mit sehr vielen Kontakt, um ab und zu über vergangene Zeiten zu quatschen. Und es gibt regelmäßige Treffen vom Makro Markt: ZB organisieren die ehemaligen Mitarbeiter aus Linz, wo ich ja 1991 als Abteilungsleiter angefangen habe, jedes Jahr ein Treffen – da gibt’s eine eigene Facebook-Seite und eine eigene Makro Markt-Community. Die die gibt’s auch in Wien noch, da trifft man sich ebenfalls bis heute regelmäßig.“

Anders als gedacht

Retrospektiv betrachtet ist das ganze Konzept schlussendlich an „zu rascher Expansion“ gescheitert: „Es war Linz im Umbau begriffen, es war der Standort Triester Straße in Umbau begriffen und wir haben drei weitere Standorte  – in Horn, in der SCN und in Hartberg – eröffnet. Das war ein bisschen zuviel des Guten auf einmal.“  Dennoch hätte der Sprung in die Bezirkshauptstädte aus Mihajlovs Sicht eigentlich funktionieren müssen: „Hätten wir diese Bezirkshauptstädte nicht besetzt, wären die anderen vielleicht schneller gewesen… Auf die Idee bin ja nicht nur ich gekommen, sondern auch MediaMarkt und Cosmos, und jeder dieser Standorte bietet nur Platz für einen Großen. Deshalb haben wir gesagt: Okay, das ist jetzt der nächste Schritt. Wie’s dann dort gelaufen ist, hat man nicht wissen können – von der Logik her hätte es laufen müssen und auch die Lieferanten waren ja der Meinung, dass das in den Bezirkshauptstädten funktioniert. Denn die Leute sind alle extra in die nächste große Stadt gefahren – wenn man denen vor Ort was bieten kann, wieso soll das nicht funktionieren? Aber der Konsument hat nicht im gewünschten Ausmaß mitgemacht – mit Ausnahme vom Standort Horn, der damals und auch noch in der Cosmos-Zeit super funktioniert hat.“

Gut ist Mihajlov die damalige Stimmung in Erinnerung geblieben: „Es war Aufbruchszeit und man hat damals sehr positiv registriert, dass da jetzt jemand ist, der ein bisschen Dynamik reinbringt – weil man schon abschätzen konnte: Wenn das so weitergeht, sterben irgendwann alle anderen aus und es bleibt nur noch Media-Saturn. Visionäre Lieferanten haben sich schon damals überlegt, dass das nicht gut für sie sein kann. Zur Marktmacht von Media-Saturn auf der einen kamen ja noch die Internetkanäle auf der anderen Seite – die konnte man auch nicht immer 100%-ig kontrollieren. Deshalb wurde es positiv gesehen, dass sich bei (!)haas und Makro Markt etwas tut – von Lieferantenseite haben sehr viele unseren Weg unterstützt und man ist lange mitgegangen. Dafür bin ich heute noch allen dankbar.“

Chance war da

Vor dem ProMarkt-Konkurs (Herbst 2005) wollte Mihajlov die Anteile seiner beiden – zu 49% beteiligten – Finanzinvestoren im Rahmen eines entsprechenden Arrangements übernehmen, um möglichst allein die Geschicke des Unternehmens weiterzuführen: „Wir hätten rund drei Millionen Euro für die Finanzierung der Lagerbestände in den einzelnen Häusern gebraucht. Das hätten die Banken, mit denen wir zuerst geredet haben, nur mit Sicherheiten gemacht – obwohl das Unternehmen damals keinerlei Bankverbindlichkeiten hatte. Nur war ich war halt nicht der Vermögende… Dann kommst du in so eine Spirale rein: Kreditversicherer sagen, dem Unternehmen geht’s schlecht, und besichern die Lieferanten nicht mehr. Die Lieferanten liefern nicht oder nur mehr gegen Vorauskassa und schon bist du in dem Strudel drin…“ Dabei hätte es gar nicht soweit kommen sollen: Mihajlov hatte 2003 die ProMarkt-Übernahme (Management-Buyout) über eine Immobilientransaktion finanziert, in deren Zuge der Einstieg von Finanzinvestoren notwendig geworden war (Mihajlov: 51%, Investor Konos und Gaja: 49%). Die zugeschossene Summe wurde diesen zeitnah wieder zurückgezahlt, zusätzlich schloss man den Deal, wenn das Unternehmen das Geld wieder braucht, kommt es auch wieder – „Nur war das dann halt leider nicht so. Pech gehabt zu dem Zeitpunkt!“
Also war eben Partnersuche angesagt: „Man kennt eh die Geschichten, als ich mit allen möglichen verhandelt habe“, so Mihajlov. „Und klar sieht jeder nur: Ah, der braucht Geld. Natürlich ist dann viel Taktieren dabei und leider hat es letztendlich in einem Konkurs enden müssen. Denn irgendwann habe ich nicht mehr weiter suchen können… Der Anwalt hat gesagt: Herr Mihajlov, Sie müssen jetzt, sonst haben Sie persönlich ein Problem.“
Mit dem Umstand, dass seine Firma ein Monat später von der MTH Holding (Libro, Pagro) übernommen wurde, habe er sich eben abfinden müssen. „Ich werfe ihnen nichts vor, denn da war eine größere Vision dahinter – man weiß ja, dass Interesse an der Übernahme von Cosmos bestand. Die MTH wollte im Elektrohandel eine bedeutende Rolle spielen, und hätte man den Cosmos übernommen, wäre man die klare Nummer zwei gewesen. Das hätte Sinn gemacht, aber ist halt auch nicht passiert.“

Nichts verloren

Für Mihajlov hätten, vom heutigen Standpunkt aus, die Banken damals durch die (!)haas-Übernahme durchaus das Konzept erkennen müssen – „Mit MakroMarkt als Elektro Diskonter aufzutreten und mit (!)haas im höherwertigen Bereich. Das hätten wir ja auch weiter entwickelt.“ Ausgegangen ist die ganze Sache jedenfalls relativ glimpflich: „Am Ende ist ein Gewinn übrig geblieben – unterm Strich aber kein allzu großer. Dieses Thema wurde auch vom Masseverwalter geprüft, als der ProMarkt in Konkurs gegangen ist: Das Unternehmen hat aus der Transaktion Kauf – Verkauf damals letztendlich einen Gewinn erzielt. Aus der Perspektive von ProMarkt war das Ganze an sich sicher nicht schlecht – und auch für das Unternehmen nicht…“

Wie die Beteiligten die gesamte (!)haas-Situation damals, im Spätsommer 2005, sahen, gibt’s in der als PDF-File beigefügten E&W 09/2005 (ab Seite 9) nachzulesen. Was Branko Mihajlov über seine weitere Laufbahn, seine Learnings, die Elektrobranche im Allgemeinen sowie (!)haas und Haas im Speziellen zu sagen hat, ist in der aktuellen E&W-Novemberausgabe zu finden.

Downloads
Mit ausführlichen Statements von Herbert Haas, Branko Mihajlov und Wolfgang Pelz.
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