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Freitag, 19. April 2024
Ein Jahrzehnt lang an zwei Kartellen beteiligt

UE-Hersteller zu 1,47 Mrd Euro Strafe verdonnert

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 06.12.2012 | | 2  Archiv
© Michael Staudinger / PIXELIO
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Die Europäische Kommission hat gegen sieben internationale Konzerne Geldbußen von insgesamt  rund 1,47 Mrd Euro wegen der Beteiligung an einem bzw. an zwei unterschiedlichen Kartellen im Sektor Kathodenstrahlröhren (Cathode Ray Tubes – CRT) verhängt. Fast zehn Jahre lang (von 1996 bis 2006) trafen diese Unternehmen Preisabsprachen, teilten Märkte und Kunden untereinander auf und beschränkten ihre Produktion. Ein Kartell agierte im Sektor Bildröhren für Fernsehgeräte und ein weiteres im Sektor Bildröhren für Computerbildschirme.

Beide Kartelle operierten weltweit, weshalb die Europäische Kommission Zuwiderhandlungen im gesamten Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) feststellte. Die Unternehmen Chunghwa, LG Electronics, Philips und Samsung SDI waren an beiden Kartellen beteiligt, während sich Panasonic, Toshiba, MTPD (gegenwärtig eine Tochter von Panasonic) und Technicolor (vormals Thomson) nur an dem Fernsehbildröhrenkartell beteiligten. Chunghwa wurde für beide Kartelle ein vollständiger Geldbußenerlass nach der Kronzeugenregelung von 2006 gewährt, weil das Unternehmen die Kommission als erstes über die Existenz der Kartelle informiert hat. Anderen Unternehmen wurden die Geldbußen teilweise erlassen, weil sie nach der Kronzeugenregelung im Rahmen der Untersuchung mit der Kommission kooperierten.
Der für Wettbewerbspolitik zuständige Vizepräsident der Kommission Joaquín Almunia erklärte: „Diese Bildröhrenkartelle sind Kartelle wie aus dem Lehrbuch: Hier wurde das Wettbewerbsrecht durch Verhaltensweisen, die in Europa tätigen Unternehmen strengstens verbotenen sind, in gravierender Weise verletzt. Kathodenstrahlröhren waren wesentliche Komponenten in der Herstellung von Fernseh  und Computerbildschirmen und machten 50 bis 70 % des Preises eines Bildschirms aus. Dies lässt erahnen, wie schwerwiegend sich dieses rechtswidrige Verhalten auf Fernseh-  und Computerbildschirmhersteller im EWR ausgewirkt hat und wie sehr es letztlich über die Jahre auch den Verbrauchern geschadet hat.“
Die beiden CRT-Kartelle gehören zu den am besten organisierten Kartellen, die die Kommission bisher untersucht hat. Fast 10 Jahre lang verhielten sich die Kartellmitglieder in äußerstem Maße wettbewerbsschädigend: Zu ihren Praktiken gehörten Preisabsprachen, Marktaufteilung, u. a. nach Kunden, Abstimmung von Kapazitäten und Produktionsmengen sowie der Austausch von sensiblen Geschäftsdaten. Die Kartellisten überwachten zudem die Umsetzung der Kartellabsprachen, indem sie wie z. B. im Falle des PC Kathodenstrahlerkartells die Einhaltung der Kapazitätsbeschränkungen bei Betriebsstättenbegehungen überprüften.

Schadenersatzklagen
Alle Personen und Unternehmen, die von dem beschriebenen wettbewerbswidrigen Verhalten betroffen sind, können vor den Gerichten der Mitgliedstaaten auf Schadenersatz klagen. Nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union und der Kartellverordnung (Verordnung 1/2003 des Rates) sind gelten Kommissionsbeschlüsse in Gerichtsverfahren vor einzelstaatlichen Gerichten als verbindlicher Nachweis dafür, dass das Verhalten stattgefunden hat und rechtswidrig war. Auch wenn die Kommission gegen die betreffenden Unternehmen Geldbußen verhängt hat, kann Schadenersatz gewährt werden, ohne dass die Geldbuße der Kommission darauf mindernd angerechnet wird.

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Kommentare (2)

  1. Schadenersatz für alle die einen Fernseher oder Computermonitor mit Röhre gekauft haben???

    Und da kann jetzt ein Anwaltsbüro gleich ein Formular in allen Zeitungen abdrucken lassen und Sammelklagen gegen alle beteiligten Hersteller einleiten, weil die TV´s und CRT´s 10 Jahre lang um 50-70% zu teuer waren???

    Da würde es aber rund gehen. Die Hersteller können nur hoffen, dass das keiner macht und niemand mehr solch alte Rechnungen aufgehoben hat.

  2. kronzeugenregelung

    das bedeutet nun folgendes,….
    1; ich bilde ein kartell
    2; ich verdiene geld ohne ende
    3; ich verrate das alles
    und gehe dann straffrei aus !
    ein hoch auf die eu und ihre kommission ! ! !

    das ist ja wohl der witz des jahres.

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