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Freitag, 29. März 2024
Geringe Marge – hohes Risiko

ABB krempelt Energiesparte um

E-Technik | Wolfgang Schalko | 18.12.2012 | |  Archiv

Wie erst kürzlich Siemens vollzieht nun mit ABB ein weiterer globaler Elektrotechnik-Riese Einschnitte in diesem Segment und richtet sich strategisch neu aus. Der Schweizer Konzern streicht weitgehend sein Geschäft mit Solaranlagen und Wasserkraftwerken (wie der Mitbewerber Nummer eins) und will stattdessen seinen Fokus vermehrt auf Dienstleistungen, Produkte und Softwarelösungen setzen.

Auslöser der bereits im dritten Quartal kommunizierten divisionalen Strategieprüfung war die schwankende Performance der Division. Diese war trotz beträchtlicher Investitionen in den letzten drei Jahren hinter den Erwartungen des Managements zurückgeblieben. ABB hatte in diesem Zeitraum erheblich in die Produktentwicklung und den Kapazitätsausbau investiert. Zudem wurde mit der Übernahme von Softwareunternehmen das Angebot erweitert. EPC-Aktivitäten (Engineering, Procurement, Construction) bei denen ABB als Generalunternehmer mit geringer Wertschöpfung tätig ist, werden in mehr als zehn Ländern geschlossen. Bei den betroffenen Projekten reflektieren die Renditen die bestehenden Ausführungsrisiken nicht angemessen.
„Wir haben in den letzten Jahren erheblich investiert, um das Ertragspotenzial der Division Energietechniksysteme zu steigern“, erklärt Joe Hogan, Vorsitzender der Konzernleitung von ABB. „Dennoch konnte die Division keine konstanten Erträge erzielen. Das ist nicht akzeptabel. Durch die Neupositionierung können wir die Ziele für die Rentabilität und den Kapitalrückfluss der Division anheben. Die Wachstumsziele müssen dagegen nach unten korrigiert werden“.
ABB will nun das Geschäft mit Hochspannungskabeln, Verteilertechnik und Leistungshalbleitern ausbauen. Den Kunden werden auch weiterhin Systemlösungen angeboten – Voraussetzung ist allerdings, dass sich ABB mit höherer eigener Wertschöpfung einbringen kann und dass die Projekte ein angemessenes Risikoprofil aufweisen.

Neue Ziele

In Folge der Neuausrichtung hat ABB den Zielkorridor für die operative EBITDA-Marge der Division Energietechniksysteme von 2011 bis 2015 von derzeit 7 bis 11 Prozent auf 9 bis 12 Prozent angehoben. Dabei wird erwartet, dass die Division den unteren Wert des neuen Korridors bis zum vierten Quartal 2013 erreicht. Gleichzeitig wurde das CAGR-Ziel (durchschnittliche jährliche Wachstumrate, 2010 als Basisjahr) für das organische Umsatzwachstum von aktuell 10 bis 14 Prozent auf 7 bis 11 Prozent herabgesetzt, um der reduzierten EPC-Tätigkeit und der selektiveren Projektauswahl Rechnung zu tragen.
Das Unternehmen rechnet damit, dass diese Massnahmen den EBIT der Division und des Konzerns im vierten Quartal um rund 350 Mio. US-Dollar mindern werden. Davon entfallen rund 100 Mio. auf Umstrukturierungskosten und andere nicht-operative Abschreibungen und sind nicht im operativen EBITDA enthalten. Der restliche Betrag umfasst erwartete zusätzliche Kosten aus der Schliessung einiger lokaler Einheiten sowie Budgetüberschreitungen bei einer kleinen Zahl von Projekten. Die Kosten des Programms werden sich voraussichtlich innerhalb von zweieinhalb Jahren amortisieren.
Zudem werde es zu Stellenstreichungen bei den aktuell rund 145.000 Mitarbeitern kommen – wobei jedoch betont wird, dass sich diese nicht in einem nennenswerten Ausmaß bewegen würden.

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