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Donnerstag, 28. März 2024
Mit "Spielgeld" zu mehr Umsatz

Amazon stellt eigene Währung vor

Hintergrund | Die Redaktion | 12.02.2013 | |  Archiv
Mit eigener Währung zu mehr Umsatz? Amazon probiert sein goldenes Mit eigener Währung zu mehr Umsatz? Amazon probiert sein goldenes "Spielgeld" vorerst im Appstore an.

Zahlmethoden im Internet-Zeitalter sind in aller Munde. Während verschiedene Startups Konzepte entwickeln, ist Amazon bereits einen Schritt weiter: Der Online-Riese hat vor einigen Tagen die "Amazon Coins" vorgestellt. Ab Mai können Nutzer des Tablet-Computers Kindle Fire damit im Amazon Appstore Apps, Spiele und Gegenstände in Anwendungen – etwa Währungen von Online-Spielen – bezahlen.

Ein „Amazon Coin“ hat den Gegenwert von einem US Cent, berichtet Technology Review. Von jeder in Amazon Coins bezahlten Rechnung will der Online-Händler 30 Prozent Provision einbehalten – genau so, wie er es bisher mit Erlösen aus Apps hält. Mittelfristig werden Kunden wohl auch E-Books, Musik und Filme mit den virtuellen Münzen erwerben können.

In Online-Spielwelten sind virtuelle Währungen schon lange gang und gäbe. Nach Berechnungen von Javelin Strategy & Research wurden mit diesen 2012 Geschäfte im Gegenwert von 3,7 Milliarden Dollar gemacht. Amazon wiederum verspricht sich von seinen Coins mehr Umsatz im Appstore. Um die Nutzer zu locken, will Amazon virtuelle Münzen im Wert von „einigen zehn Millionen Dollar“ unters Volk bringen, wenn auch nur in den USA. Amazon-Kunden können aber auch über ihr Nutzerkonto Coins eintauschen.

Edward Castronova von der Indiana University glaubt nicht, dass Amazon Coins auf virtuelle Waren beschränkt bleibt. „Diese Eingrenzung ist nur eine vorläufige Entscheidung“, sagt der Ökonom, der seit Jahren Online-Welten und -Währungen untersucht. „Wenn sie das innerhalb von Amazon machen, haben sie die Technik und die Funktionen, es auf alles auszudehnen.“

Die Einführung von Amazon Coins soll die Verbraucher ermuntern, noch mehr Geld im Appstore des Online-Händlers zu lassen. 

Castronova nimmt an, dass Amazon seine Kunden auch zu einem beherzteren Geldausgeben ermuntern will. Menschen würden eine „eigenartige Rationalität“ an den Tag legen, wenn es um virtuelle Währungen, hat Castronova beobachtet. Sie hielten Ausgaben in solchen Währungen für sicherer als in „realen“ Währungen, würden sie gewissermaßen wie Spielgeld behandeln.

Amazon Coins auch außerhalb der Sphäre von Apps, Spielen und digitalen Produkten zu etablieren, ist allerdings nicht ganz einfach. Online-Spielebetreiber zum Beispiel werden nach den Umsätzen besteuert, die sie beim Eintauschen von echten Dollars in ihre virtuellen Währungen machen. Transaktionen innerhalb der Spielewelten, etwa der Kauf von virtuellen Waffen, sind jedoch steuerfrei. Sollten Amazon Coins ein Erfolg werden, könnten Gesetzgeber versucht sein, die bisherige Rechtslage zu ändern, so Castronova.

Die Tatsache, dass ein großer Internet-Konzern seine eigene Währung herausgibt, garantiert einen Erfolg jedoch nicht. Facebook führte 2009 die „Credits“ ein. Mit denen konnten Nutzer innerhalb von Facebook-Spielen virtuelle Dinge kaufen. Die Resonanz war so mager, dass das größte soziale Netzwerk der Welt vor einem halben Jahr ankündigte, die Credits aufzugeben und durch echte Währungen zu ersetzen.

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