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Donnerstag, 25. April 2024
[Update]: Dokumentation schlägt weiter Wellen - Sicherheitsdienst gefeuert

Modell Amazon unter dem Mikroskop

Hintergrund | Dominik Schebach | 18.02.2013 | |  Archiv
Die jetzige Debatte um die Arbeitsbedingungen bei Amazon wirft ein Licht darauf, wie der Versandhändler so schnell wachsen konnte (Bild: Amazon; Amazon-Turm, Leipzig). Die jetzige Debatte um die Arbeitsbedingungen bei Amazon wirft ein Licht darauf, wie der Versandhändler so schnell wachsen konnte (Bild: Amazon; Amazon-Turm, Leipzig).

Nach der ARD-Dokumentation über die Arbeitsbedingungen von Leiharbeitern bei Amazon meldet sich auch die zuständige deutsche Bundesarbeitsministerin zu Wort. Ursula von der Leyen drohte im Gespräch mit der Welt am Sonntag der Leiharbeitsfirma Trenkwalder mit Lizenzentzug. Die jetzige Debatte rückt aber auch das Geschäftsmodell des Versandhändlers ins Scheinwerferlicht.

Von der Leyen verspricht schnellstmögliche Aufklärung. „Der Verdacht wiegt schwer, deswegen müssen jetzt so schnell wie möglich alle Fakten auf den Tisch“, sagte sie der „Welt am Sonntag“. „Der Bericht der unverzüglich eingesetzten Sonderprüfer, der noch in dieser Woche vorliegen soll, wird zeigen, welche Konsequenzen gezogen werden müssen.“

Geht es nur nach den deutschen Tariflisten zahlt Amazon nicht schlecht, und der Konzern ist natürlich auf sein gutes Image bedacht. Auch nehme das Unternehmen „das Wohlergehen seiner Mitarbeiter sehr ernst“, wie Amazon gegenüber E&W bekräftigte. Trotzdem zeigt die bedrückende Dokumentation der ARD wie der Versandhändler in Deutschland so schnell wachsen konnte. Über Leiharbeitsfirmen schafft Amazon bei Bedarf zusätzliches Personal aus Spanien und Polen heran, das in leerstehenden Feriendörfern untergebracht und von kahlgeschorenen Securitys überwacht wurde. – Lockmittel gegenüber den Leiharbeitskräften ist offensichtlich das Versprechen der Fixanstellung. So hätte Amazon nach Angaben von Sprecherin Ulrike Stöcker 2.000 Leiharbeiter nach dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft in ein langfristiges Arbeitsverhältnis übernommen.

Die Debatte über die Arbeitsverhältnisse kann Amazon Deutschland aber auch einem anderen Grund derzeit überhaupt nicht brauchen. Denn der deutsche Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sinniert schon lautstark darüber nach, wie ein Konzern in Deutschland Milliarden Umsätze einfahren kann, aber kaum Steuern zahlt.

[Update]: Sicherheitsdienst gefeuert

Nach der Kritik an den Arbeitsbedingungen bei Amazon hat der Versandhändler erste Maßnahmen gesetzt. Der umstrittene Sicherheitsdienst HESS (Hensel Europe an Security Service), dessen Mitarbeiter in der ARD-Doku besonders auffielen und denen laut ARD-Recherche Verbindungen zur rechtsradikalen Szene nachgesagt werden, wurde gefeuert.  

„Als verantwortungsvoller Arbeitgeber von rund 8000 fest angestellten Logistikmitarbeitern hat Amazon eine Null-Toleranz-Grenze für Diskriminierung und Einschüchterung – und wir erwarten das Gleiche von allen Unternehmen, mit denen wir arbeiten“, sagte die Amazon-Sprecherin. Hensel Security, ein Amazon-Subunternehmer, weist die Vorwürfe zurück.

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