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Samstag, 20. April 2024
Branchenbericht der Bank Austria Volkswirtschaft

Schwache Wachstumsaussichten für 2013 und 2014

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 05.03.2013 | |  Archiv
2013 soll die Kauffreudigkeit wieder etwas Schwung gewinnen, prognostiziert der  Bank Austria Branchenbericht. (Bild: Rainer Sturm / PIXELIO, www.pixelio.de) 2013 soll die Kauffreudigkeit wieder etwas Schwung gewinnen, prognostiziert der Bank Austria Branchenbericht. (Bild: Rainer Sturm / PIXELIO, www.pixelio.de)

Österreichs Einzelhandel hat ein schwaches Wirtschaftsjahr hinter sich. 2012 lag das Umsatzwachstum von 2% nominell deutlich unter dem langfristigen Wachstumsniveau, wie der aktuelle Branchenbericht der Bank Austria Ökonomen zeigt. In Summe erlöste die Branche 55,1 Milliarden Euro. „Preisbereinigt stagnierte der Einzelhandelsumsatz 2012 und konnte den Rückgang aus 2011 nicht ausgleichen.“ 2013 soll die Kauflust wieder etwas kräftiger werden.

Maßgeblich für das schwache Ergebnis war die Inflationsrate, die das zweite Jahr in Folge die Realeinkommen und damit die Kauflust der Bevölkerung dämpfte„, analysiert Bank Austria Ökonom Günter Wolf. 2013 wird die Kauffreudigkeit etwas Schwung gewinnen, gestützt auf leicht steigende Realeinkommen als Folge der niedrigeren Inflation im Vergleich zu 2012.

Auch wenn dem Einzelhandel ein Teil der Mehrausgaben 2013 von der Onlinekonkurrenz wieder entzogen wird, wächst der Branchenumsatz stärker als 2012 –  in etwa im Bereich von 2% bis 3% nominell. Voraussichtlich kann der Einzelhandel wie schon 2012 ein weiteres Mal von der Zurückhaltung bei den Pkw-Neuanschaffungen profitieren. Preisbereinigt bleibt das Umsatzwachstum unter der 1%-Marke. Trotz der weiteren Verbesserung des Konjunkturumfelds wird sich das Einzelhandelswachstum 2014 nicht nennenswert beschleunigen, da das Konsumausgabenwachstum durch die wieder leicht steigende Sparquote gedämpft wird und private Haushalte vermutlich wieder mehr für Fahrzeuge ausgeben werden, womit dem Einzelhandel Kaufkraft entzogen wird.

Wachstumsperspektiven fehlen

Die Nachfrage nach einzelhandelsrelevanten Waren wird durch mehrere Faktoren gebremst: das schwache Bevölkerungswachstum, der in vielen Bereichen längst hohe Sättigungsgrad der Konsumenten und die Tatsache, dass die Haushaltsbudgets zunehmend für Dienstleistungen verwendet werden beziehungsweise verwendet werden müssen, weil Wohnen und Energie beispielsweise wesentlich rascher teurer werden als Elektronikwaren, Bekleidung, aber auch Lebensmittel. Wolf: „Private Haushalte in Österreich verwenden nur mehr 34% ihrer Konsumausgaben für die Anschaffung einzelhandelsrelevanter Waren. Mitte der 80er Jahre waren es noch 42%. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Auch wenn verstärkt höhere Produktqualitäten und damit oft auch teurere Produkte gekauft werden, bleiben beim Einkauf günstige Preise ein Leitmotiv.“ Letztendlich wird der Konkurrenz- und Preisdruck im Einzelhandel noch zulegen, verstärkt von internationalen Konkurrenten im Internet.

Ertragslage hat sich verbessert

In diesem Umfeld sind die Zuwächse der Einzelhandelserträge der letzten Jahre bemerkenswert, und dokumentieren den Erfolg von Restrukturierungsmaßnahmen, aber auch die ausgeprägte Krisenresistenz der Branche im gesamtwirtschaftlichen Vergleich. Im Branchendurchschnitt ist der Nettobetriebsüberschuss von 2007 bis 2011 um durchschnittlich 7,9% im Jahr gestiegen, in der Industrie zugleich um 2,3% gesunken; die Ertragslage in der Gesamtwirtschaft stagnierte in dem Zeitraum.

Preisdruck zum Vorteil der Konsumenten

Der Preisdruck einerseits maßgeblich für die relativ schwache Ertragslage vieler Einzelhandelssparten, entlastet andererseits die Konsumenten an den Kassen. Während die Verbraucherpreise seit 2005 um durchschnittlich 2,2% im Jahr gestiegen sind, wurden Waren, die im Einzelhandel vertrieben werden, nur um 1,9% im Jahr teurer. Preistreiber waren in erster Linie die Wohnungsausgaben, die Energiekosten und Mieten, die um durchschnittlich 3,2% im Jahr zulegten. Von den einzelhandelsrelevanten Waren sind vor allem Lebensmittel teurer geworden, seit 2005 jährlich um 2,8%, industriell erzeugte Einzelhandelsgüter ohne Nahrungsmittel und Treibstoffe im Schnitt nur um 1,3% im Jahr. Der Preisanstieg lag damit allerdings über den Vergleichswerten im Euroraumdurchschnitt von jährlich 0,8% bei industriell erzeugten Verbrauchsgütern und 2,3% bei Lebensmittel im Zeitraum 2005 bis 2012. In der restlichen EU erhöhten sich jedoch die Lebensmittelpreise sogar etwas stärker als in Österreich. „In Österreich stiegen die Einzelhandelspreise etwa seit Mitte der 2000er Jahre schneller als im Durchschnitt der anderen Euroländer, nachdem in den zehn Jahren davor die Preisdynamik schwächer war. In Summe legten die Einzelhandelspreise von 1995 bis 2012 in Österreich gleich wie im Euroraumdurchschnitt zu. Dies gilt auch für Lebensmittel“, so Günter Wolf abschließend.

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