Creditreform Klimabarometer: Druck steigt, Stimmung sinkt
©CreditreformDas Creditreform Klimabarometer, der Stimmungsindikator für den Mittelstand in Österreich, ist gegenüber dem Frühjahr 2012 deutlich um 8,9 Punkte auf den Stand von 8,5 Punkten gefallen. Sowohl Lage (8,4 Punkte; minus 9,9 gegenüber Vorjahr) als auch Erwartungen (8,6 Punkte; minus 7,9 gegenüber Vorjahr) notierten schwächer. Industrie und Exportwirtschaft sind unter den Einfluss der Euro-Krise geraten und zeigen ein verschlechtertes Stimmungsbild. Binnenwirtschaftlich orientierte Wirtschaftszweige wie Bau und Dienstleistungen stützen die Konjunktur.
Erstmals seit 2010 haben die rund 1.700 befragten Unternehmen mehrheitlich Auftragsrückgänge und Umsatzeinbußen gemeldet. Bei jedem dritten Unternehmen (33,0 Prozent) ist der Umsatz zurückgegangen (Vorjahr: 22,2 Prozent). Stark betroffen war das Baugewerbe, das unter den winterlichen Witterungsbedingungen zu leiden hatte. 22,2 Prozent der Mittelständler verbuchten ein Umsatzplus (Vorjahr: 31,5 Prozent).
Aufgrund der ruhigeren Geschäftslage ist die Arbeitskräftenachfrage der Unternehmen schwächer. In jedem vierten Unternehmen (24,4 Prozent) wurden in den vergangenen Monaten Stellen abgebaut (Vorjahr: 18,7 Prozent) – vorrangig im Baugewerbe, aber auch im verarbeitenden Gewerbe. Jeder sechste Mittelständler (16,7 Prozent) hat zusätzliche Mitarbeiter eingestellt (Vorjahr: 23,1 Prozent). Vermehrt haben junge Firmen das Personal aufgestockt – flexible Beschäftigungsformen waren gefragt.
Verhaltene Konjunkturbelebung
Die mittelständische Wirtschaft rechnet damit, dass die Geschäfte in den Frühjahrs- und Sommermonaten wieder anziehen. Allerdings dürfte die wirtschaftliche Belebung schwach ausfallen. Von 10,6 auf 15,2 Prozent gestiegen ist der Anteil der Befragten, die mit einem Rückgang des Auftragsvolumens rechnen. Immerhin drei von zehn Unternehmen (29,7 Prozent) erwarten steigende Auftragseingänge (Vorjahr: 26,2 Prozent). Auch die Umsatzerwartungen sind etwas wackeliger als vor einem Jahr. Es gibt zwar weiterhin ein Übergewicht an optimistischen Stimmen – so rechnet erneut ein Drittel der Unternehmen (32,0 Prozent; Vorjahr: 32,2 Prozent) mit steigenden Umsätzen –, allerdings liegt der Anteil derer, die Rückgänge befürchten (18,6 Prozent), über dem Vorjahreswert (13,9 Prozent). Vor allem Handel und verarbeitendes Gewerbe sind zögerlicher in ihren Umsatzprognosen.
Die Personalplanungen im Mittelstand sind das vierte Jahr in Folge expansiv. 18,0 Prozent der Befragten wollen die Mitarbeiterzahl aufstocken (Vorjahr: 18,7 Prozent), jeder achte Befragte (11,9 Prozent) hat einen Stellenabbau angekündigt (Vorjahr: 12,9 Prozent). Im Dienstleistungsgewerbe sind die Einstellungsplanungen jedoch vergleichsweise restriktiv. Die Investitionsbereitschaft im Mittelstand schwächt sich weiter ab. Nur noch knapp die Hälfte der Unternehmen (48,5 Prozent) möchte Investitionen tätigen. Im Frühjahr 2012 waren noch 52,5 Prozent der Mittelständler bereit, zu investieren. Im Baugewerbe gab es einen erheblichen Rückgang (von 59,9 auf 43,6 Prozent).
Ertragslage unter Druck
Die schwache Konjunktur der letzten Monate hat die Ertragslage im Mittelstand belastet. 36,6 Prozent der Unternehmen mussten Einbußen hinnehmen (Vorjahr: 31,4 Prozent). Lediglich 15,0 Prozent der Befragten meldeten Zuwächse (Vorjahr: 21,2 Prozent). Etwas günstiger sind die Ertragsaussichten. Ein Viertel der Befragten rechnet mit Verbesserungen (25,0 Prozent), ebenfalls ein Viertel mit Verschlechterungen (24,6 Prozent). Damit ist die Zuversicht, die noch im Vorjahr herrschte, weitgehend verflogen, als noch 28,7 Prozent der Befragten mit Ertragszuwächsen rechneten.
Der Mittelstand hat zugleich an Stabilität gewonnen. Mittlerweile weisen 39,0 Prozent der Unternehmen eine Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent auf. Zum Vergleich: vor zwei Jahren waren es erst 35,3 Prozent. Schwach mit Eigenkapital ausgestattet sind 18,9 Prozent der Mittelständler; im Dienstleistungsgewerbe sind es 30,2 Prozent.
Mit zunehmender Stabilität sank die Zahl der Insolvenzen im 1. Quartal 2013 um 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresabschnitt auf 1.525 Fälle. Verschlechterungen im Zahlungsverhalten könnten aber ein erster Vorbote einer wieder zunehmenden Insolvenzbetroffenheit sein. So haben nur noch 63,5 Prozent der befragten Unternehmen angegeben, dass Rechnungen üblicherweise innerhalb von 30 Tagen bezahlt werden (Vorjahr: 68,4 Prozent der Befragten). Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe müssen deutlich länger auf ihr Geld warten. Ohne Forderungsausfälle blieb nur jedes vierte Unternehmen (24,8 Prozent). Knapp ein Zehntel der Befragten (9,5 Prozent) musste Forderungen im Wert von über 1,0 Prozent ihres Gesamtumsatzes abschreiben. Kleine Unternehmen waren hierbei besonders betroffen.
Finanzierung schwieriger
Die Kreditvergabe der Banken an den Mittelstand ist restriktiver geworden. 67,2 Prozent der befragten Unternehmen waren von Verschärfungen betroffen, nachdem das im Vorjahr nur 58,7 Prozent der Unternehmen gemeldet hatten. Häufig genannt wurde die Notwendigkeit, höhere Sicherheiten beizubringen. Eine Ablehnung des Kreditgesuchs musste jedes achte Unternehmen (12,6 Prozent) erfahren – überdurchschnittlich oft Dienstleister. Lockerungen der Kreditvergabepraxis erwarten die Unternehmen aus dem Mittelstand nicht. Nur 13,6 Prozent der Befragten sehen bei einem eventuellen Kreditantrag keine Schwierigkeiten. Junge Firmen äußerten überdurchschnittlich häufig die Befürchtung, keinen Kredit zu bekommen.
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