Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Donnerstag, 25. April 2024
Brigitte Ederer zu Bildung und Wirtschaft

„Am Drücker bleiben!”

Hintergrund | Karl Pichler | 26.07.2013 | |  Archiv
ECO-Interview mit Brigitte Ederer. (Foto: Karl Pichler) ECO-Interview mit Brigitte Ederer. (Foto: Karl Pichler)

Brigitte Ederer, Ex-Politikerin und ehem. Siemens-Generalmanagerin aus Österreich, ist als Personalchefin nun im Vorstand der Siemens AG in Deutschland für rd. 360.000 Beschäftigte zuständig. Waltraud Langer, Chefredakteurin der ORF-Magazine führte im ECO des ORF letzten Donnerstag ein Gespräch mit Brigitte Ederer. Weltweit gut vernetzt und unterwegs, kann Ederer sicher die Verknüpfung von Bildung und Wirtschaft bestens beurteilen. Wir schneiden da – auch ohne großartige Untersuchungen wieder einmal - nicht so gut ab...

Man muss sich den Herausforderungen des heutigen Wirtschaftslebens stellen und permanent „am Drücker bleiben“– so die Managerin wörtlich. Die EU wird als stärkste wirtschaftliche Konkurrenz Asien entgegensehen und hier China im speziellen mit deren Heimmarkt von 1,2 Milliarden Menschen. Mit einem starken Zusammenhalt sollte es der EU aber gelingen, dem asiatischen Druck Stand zu halten. Österreich müsse da ebenso sehr aufpassen, hätte es doch Vorteile, aber auch gewisse Schwächen, u.a. im Bildungssystem, meinte Ederer im Interview.

Es sei ein glatter Wahnsinn, dass junge Menschen keine Ausbildung haben, was das Land nicht zulassen darf. Die Diskussionen der Schulformen sei en eigentlich überholt und ständische Überlegungen gehören ebenso längst der Vergangenheit an. Ein gewisser Teil von Bevölkerungs- und Berufsgruppen wie auch Teile der Lehrer und Bildungspolitiker meinen heute noch immer, die Welt ändere sich nicht mehr. Hier müsste man offener sein und junge Leute fördern, wo sie die größten Talente haben. Es darf nicht sein, dass es Schulabbrecher gibt oder Schulabgänger mit schlechter oder gar keiner Ausbildung. Die Wirtschaft benötigt mehr denn je junge kreative und innovative Menschen. Die Voraussetzungen dafür seien in Österreich nicht gerade einfach, der Weg muss aber ermöglicht werden.

Angesprochen auf unsichere Arbeitsplatzsituationen und Personalabbauten bei Siemens betonte Brigitte Ederer auch die permanenten Veränderungen. Eine möglicherweise wunderbare 10 jährige Verharrung im Istzustand sei nicht möglich- so Ederer. Jeden Tag gäbe es eine Veränderung. Was bedeutet, dass man sich von Teilen des Portfolios trennen muss, aber auch neue Aktivitäten dazukommen. Ein permanenter Prozess auch in Österreich, der z.T. mit entsprechend qualifiziertem Personal bewältigt werden muss. Am Ausbildungssektor könnte man sich ja von den Finnen etwas abschauen.

Von Waltraud Langer weiter nach den geplanten Personalreduktionen im Transformatorenwerk Weiz (Stmk) befragt, bekräftigte B. Ederer den Standort innerhalb des Konzernes und generell den österreichischen Standort der heimischen Siemens mit seinen großartigen Mitarbeitern. Man müsse sich hier keine Sorgen machen. Zusammenfassend meinte Ederer für die Zukunft, Österreich benötige kreative und gut ausgebildete Leute mit rasch geändertem Bildungssystem, um nicht hinten nachzubleiben und Weltoffenheit bzgl. Sprachen, Innovationen und Regionen. Die Bildungsdiskussion sei aus deutscher Sicht schwer nachvollziehbar, wenn man offensichtlich nicht direkt darin lebe. Die österreichische Beharrlichkeit sei für unsere Zeit aber nicht mehr angebracht.

Diesen Beitrag teilen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden