Siemens regelt Löscher-Nachfolge: Kaeser neuer CEO
Der gebürtige Kärntner Peter Löscher muss den Chefsessel bei Siemens räumen.Der Aufsichtsrat der Siemens AG hat in seiner heutigen Sitzung über das vorzeitige Ausscheiden des Vorstandsvorsitzenden, den Österreicher Peter Löscher, entschieden. Der schon bisher als heißester Nachfolge-Kandidat gehandelte Finanzchef Joe Kaeser tritt nun Löschers Erbe an.
Nach der zweiten Gewinnwarnung binnen weniger Monate sind die Tage von Peter Löscher an der Spitze des deutschen Elektronik-Riesen gezählt. Der Siemens-Aufsichtsrat hat den amtierenden Chef nach einigen Misserfolgen, zu denen neben dem Verfehlen der Ertragsziele auch Pannen beim Liefern von Zügen an die Deutsche Bahn oder beim Anschließen von Windparks in der Nordsee zählen, heute erwartungsgemäß abgewählt.
Ebenfalls erwartungsgemäß wurde Finanzvorstand Joe Kaeser zum neuen CEO ernannt. Er tritt sein neues Amt am 1. August an. Peter Löscher legt sein Vorstandsmandat nieder und scheidet im gegenseitigen Einvernehmen aus. Die Kaeser Bestellung erfolgte einstimmig, ein neuer CFO soll zeitnah ernannt werden.
Nachdem Loescher von Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme 2007 geholt worden war, war es abermals Cromme, der den Führungswechsel in der letzten Woche eingeleitet hatte. Den sofort laut gewordenen Rufen, auch Cromme solle gehen, konnte der Aufsichtsratschef trotzen.
Der Neue
Joe Kaeser (eig. Josef Käser) ist Diplom-Betriebswirt und nach dem Studium 1980 im kaufmännischen Bereich beim Siemens-Konzern eingestiegen. Er kümmerte sich in einem Siemens-Halbleiterwerk in Regensburg um die Finanzen, sammelte internationale Erfahrung in Malaysia und in San José, Kalifornien. Bei seiner Rückkehr 1999 ging Kaeser (wie er sich seitdem nannte) in die Zentralabteilung Finanzen des Konzerns, 2001 wurde er in den Bereichsvorstand Information und Communication Mobile berufen, ehe ihm 2004 mit der Berufung zum Strategiechef der endgültige Durchbruch gelang.
Nach knapp zwei Jahren avancierte er zum Finanzchef des Konzerns und schaffte es – anders als die übrige Führungsriege – den Ende 2006 losgebrochenen Schmiergeldskandal in maßgeblicher Funktion im Konzern zu überdauern. Dem nicht genug mimte er den Gegenpart zu Peter Löscher und profilierte sich als der wahre Kenner des Konzerninnenlebens.
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