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Freitag, 29. März 2024
Heftige Kritik von PV Austria und Bundesinnung an E-Control

Photovoltaik: Jubel und Schelte

E-Technik | Wolfgang Schalko | 29.08.2013 | Bilder | |  Archiv
Besuch bei ertex solartechnik (v.l.n.r.): ertex-GF Martin Aichinger, BM Nikolaus Berlakovich, PVA-Präsident Hans Kronberger (Foto: PVA). Besuch bei ertex solartechnik (v.l.n.r.): ertex-GF Martin Aichinger, BM Nikolaus Berlakovich, PVA-Präsident Hans Kronberger (Foto: PVA).

Für den Bundesverband Photovoltaic Austria (PVA) steht 2013 ein neuerliches Rekordjahr in Aussicht. Wurden im Vorjahr österreichweit 170 Megawattpeak (MWp) PV-Anlagen installiert, so geht der PVA heuer von einer Gesamtleistung von deutlich über 200 MWp aus. Das ist der Strombedarf von 50.000 Haushalten – oder in etwa von St. Pölten. Der heimische Regulator sorgt indes für Aufregung.

Für die Förderung von Kleinanlagen durch den Klimafonds stehen heuer 36 Millionen Euro zur Verfügung. Die Förderung wurde neu geregelt, sodass das jährliche Sekundenwettrennen ausgeschaltet werden konnte. Während im letzten Jahr durch den Klimafonds insgesamt 6.090 Anlagen gefördert werden konnten, so wurden heuer bereits am Beginn dieser Woche 6.100 Einreichungen registriert.
Ein Betriebsbesuch von dem für den Klimafonds verantwortlichen Minister Nikolaus Berlakovich bei der Firma ertex solartechnik GmbH in Amstetten wurde daraufhin zu einer kleinen Rekordfeier umgestaltet. Die österreichische Firma ertex solartechnik stellt weltweit Sonderanfertigungen von Solaranlagen her. Ausgestattet werden Luxuskreuzschiffe ebenso wie kunstvolle Bauten vom Sudan über Spanien, Portugal bis Südamerika. Berlakovich zeigte sich beeindruckt von der Leistung des heimischen Pionierunternehmens, das als Art Kunstschmiede der Photovoltaik gilt.

Fördersituation
Die Klimafonds-Förderung läuft bis Ende November und es steht noch ausreichend Fördergeld zur Verfügung. Hans Kronberger vom Bundesverband PV Austria empfiehlt trotzdem relativ bald einzureichen, da derzeit die Anlagen an einem preislichen Tiefpunkt angekommen sein dürften und eher mit einem leichten Preisanstieg zu rechnen ist. Erfahrungsgemäß steigt auch der Andrang gegen Ende einer Förderperiode stark an.

Bei größeren Anlagen von 5 bis 500 KWp, die über das neue Ökostromgesetz gefördert werden, wird derzeit versucht, möglichst viele der Einreicher vom 1. Jänner 2013 zum Zug kommen zu lassen. Der zuständige Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat die Vergabestelle OeMAG angewiesen, alles zu unternehmen, um noch möglichst viele Anträge, die an diesem Chaostag noch nicht berücksichtigt wurden, zufrieden zu stellen.

Harsche Kritik
Unbill droht den Sonnenstromerzeugern offenbar von Seiten der Regulierungsbehörde E-Control. Deren Chef Walter Boltz hat kürzlich in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung angekündigt: „Sonnenstrom-Erzeuger sollen zahlen“. Er fordert in Zukunft ein „Netzbereitstellungsentgelt“, da die schwachen Netze den Überschussstrom, der aus Photovoltaik eingespeist wird, nicht aufnehmen könnten. Nur rund ein Drittel des PV-Stroms werde regional verbraucht, weshalb Boltz Investitionen von 400 Millionen Euro für die Netze als notwendig erachtet. Hans Kronberger bezeichnet die Aussagen des Regulators als „blanken Humbug“ und ist über das Ansinnen empört: „Der Anteil von PV-Strom liegt derzeit bei 0,6 Prozent. Atomstrom hat fünf Prozent Anteil am österreichischen Stromhandel und dafür ist kein Entgelt vorgesehen. Ebenso wenig für schmutzigen Strom aus Kohle-, Öl- und Gaskraftwerken. Auch die Wasserkraft zahlt kein Netzentgelt. Der Regulator lauert uns auf, wie der Wolf dem Rotkäppchen. Wir werden uns mit allen Mitteln zur Wehr setzen!“
Für Kronberger ist die Politik gefordert: „Wir erwarten uns eine klare Antwort von allen wahlwerbenden Parteien, ob sie das Vorhaben des Regulators, nach der Wahl sauberem Sonnenstrom den Garaus zu machen, mittragen werden.“ Strom aus Sonne und Wind haben den Stromhandelspreis massiv nach unten gedrückt, der „geplante Anschlag“ von Boltz würde daher alle Stromkunden betreffen: Wurde Strom im Jahre 2008 an der Börse mit 8,6 Cent pro Kilowattstunde gehandelt, so liegt er durch Einsatz von Sonnen- und Windstrom derzeit bei 3.7 Cent.

Mit Empörung reagierte auch Bundesinnungsmeister Joe Witke auf den Vorschlag, die Photovoltaik für den Netzausbau in die Pflicht zu nehmen: „Es kann nicht sein, dass die sauberste Art der Stromerzeugung für die jahrelangen Versäumnisse beim Netzausbau herangezogen wird. Während fossile und atomare Energieträger weltweit mit gigantischen Summen gestützt werden, wie ein Bericht der internationalen Energieagentur (IEA) in Paris kürzlich bewiesen hat, will Boltz in Österreich die Photovoltaik durch ungerechtfertigte Belastungen und dem Einstellen der Förderungen diskriminieren.
Die Elektrobranche hat sich durch Aus- und Fortbildung für die neue Technik gerüstet. Während die Photovoltaik weltweit jährlich an Bedeutung gewinnt, würde Österreich durch das Vorhaben von Boltz von dieser Entwicklung abgekoppelt werden. Dies kostet massiv Arbeitsplätze und schmälert die Versorgungssicherheit. Österreich darf nicht in eine Energiesteinzeit verfallen.“

Auch Witke fordert die Politik daher auf, dem Treiben des Regulators Einhalt zu gebieten.

Bilder
„Not amused” zeigte sich BIM Joe Witke ob des Unsinns, den die E-Control kürzlich vorgeschlagen hat.
„Not amused” zeigte sich BIM Joe Witke ob des Unsinns, den die E-Control kürzlich vorgeschlagen hat.
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