Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Dienstag, 16. April 2024
Creditreform Insolvenzstatistik 1. - 3. Quartal 2013

23 Firmeninsolvenzen pro Werktag

Hintergrund | Die Redaktion | 05.11.2013 | |  Archiv
23 Firmeninsolvenzen pro Werktag; Verfahren gehen zurück, Passiva und Dienstnehmer steigen durch die Großinsolvenzen Alpine, dayli; Managementfehler und Kapitalmangel als Hauptursachen. 23 Firmeninsolvenzen pro Werktag; Verfahren gehen zurück, Passiva und Dienstnehmer steigen durch die Großinsolvenzen Alpine, dayli; Managementfehler und Kapitalmangel als Hauptursachen.

Positive Nachrichten von Creditreform: Trotz eines Jahres der VIP - „Very Important Pleiten" - mit den prominenten Insolvenzen Alpine, dayli, Niemetz und Niedermeyer – zeigen die endgültigen Zahlen der Creditreform Firmeninsolvenzstatistik für das 1. bis 3. Quartal 2013  einen weiteren Rückgang der Insolvenzen. Die Zahl der eröffneten Verfahren ist um 4,5 % auf 2.547 gesunken. In nur mehr 1.851 Fällen (-9,9%) wurden die Insolvenzanträge mangels kostendeckenden Vermögens zurückgewiesen. Rund 20% aller Insolvenzen sind Sanierungs(plan)verfahren.

Die Hauptursachen für das Scheitern der Unternehmen liegen in Managementfehlern, im Kapitalmangel und in der allgemeinen Wirtschaftslage, so das Fazit von Creditreform. Für das Gesamtjahr 2013 rechnet Rainer Kubicki, Geschäftsführer von Creditreform, mit einem Rückgang der Gesamtinsolvenzen (Eröffnungen und Abweisungen) auf unter 6.000. Dazu Rainer Kubicki:„ Diese erfreuliche Entwicklung ist auch dem seit der Lehman-Brothers-Insolvenz zu verzeichneten Umdenken der österreichischen Unternehmen in Hinblick auf Eigenkapitalausstattung und Liquidität zu verdanken. Die heimischen Unternehmen achten mehr denn je auf ihr Risikomanagement, ihre eigene Bonität und die der Geschäftspartner, mahnen ihre offenen Forderungen früher und effizienter und sind grundsätzlich vorsichtiger geworden.“

Bundesländervergleich

Der Blick auf die Bundesländer zeigt ein sehr unterschiedliches Bild: Die stärksten Rückgänge verzeichneten Vorarlberg (-27,9%), das Burgenland (-23,6%) und Oberösterreich (-10,5%). Hingegen stiegen die Insolvenzen in Kärnten (+18,4%) und Salzburg (+7,0%). Die höchste Insolvenzbetroffenheit herrschte in Wien mit über 17 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen. Österreichweit wurden im Durchschnitt nicht ganz 13 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen gezählt.

Tab. 1: Unternehmensinsolvenzen nach Bundesländern

 

 

1.-3. Quartal
2013

1.-3. Quartal
 2012

Veränderung
absolut

Veränderung
in %

Insolvenz-
quote

Wien

1.291

1.431

-140

-9,8

17,3

Niederösterreich

693

722

-29

-4,0

11,0

Burgenland

136

178

-42

-23,6

15,0

Steiermark

618

682

-64

-9,4

13,7

Kärnten

334

282

+52

+18,4

11,7

Oberösterreich

552

617

-65

-10,5

11,2

Salzburg

351

328

+23

+7,0

11,7

Tirol

304

316

-12

-3,8

9,3

Vorarlberg

119

165

-46

-27,9

10,1

Gesamt

4.398

4.721

-323

-6,8

12,8

             

Branchenvergleich

Die am stärksten betroffenen Branchen sind die Branche „Verkehr- und Nachrichtenübermittlung“ mit 30 Insolvenzen je 1.000 Branchenunternehmen sowie die Branche „Bauwesen“ mit über 28 Insolvenzen je 1.000 Branchenunternehmen. Den stärksten Rückgang verzeichnete die Branche „Kredit- und Versicherungswesen“ mit Minus 33,3%), den stärksten Zuwachs meldete die Branche „Beherbergungs- und Gaststättenwesen“ mit einem Plus von 83,4%.

Tab. 2: Insolvenzen nach Branchen

 

 

 

1.-3. Quartal
2013

1.-3. Quartal
 2012

Veränderung
absolut

Veränderung
in %

Sachgütererzeugung

278

275

+3

+1,1

Bauwesen

683

685

-2

-0,3

Handel

734

878

-144

-16,4

Beherbergungs- und Gaststättenwesen

585

319

+266

+83,4

Verkehr- und Nachrichtenübermittlung

414

444

-30

-6,8

Kredit- und Versicherungswesen

74

111

-37

-33,3

Unternehmensbezogene Dienstleistungen

1.012

1.153

-141

-12,2

Übrige

618

856

-238

-27,8

Gesamt

4.398

4.721

-323

-6,8

             

 

 

Conclusio 1. bis 3. Quartal – Ausblick Gesamtjahr 2013

Trotz eines Jahres der VIP – „Very Important Pleiten“ – mit den prominenten Insolvenzen Alpine, dayli, Niemetz und Niedermeyer ist die Anzahl der Insolvenzen rückläufig. Für das Gesamtjahr 2013 lässt sich ein Rückgang auf das Niveau von 2004 prognostizieren.

Nichtsdestotrotz sind aufgrund der genannten Großinsolvenzen die Höhe der Verbindlichkeiten (rund 6 Mrd.) wie auch die Zahl der betroffenen Gläubiger (70.000) und Dienstnehmer (24.500) drastisch gestiegen. Gläubigern sei daher weiter zur Sorgfalt bei der (Lieferanten-)Kreditvergabe geraten.

Welche Qualität die österreichische Insolvenzordnung und die Arbeit der beteiligten Gerichte, Insolvenzverwalter und Gläubigerschutzverbände haben, zeigt sich u.a. auch daran, dass z.B. jedes 5. insolvente Unternehmen mittels Sanierungsplan eine zweite Chance erhalten hat, dass über 90% der ehemaligen Mitarbeiter der Alpine Bau wieder einen Job haben und dass die Niemetz-Gläubiger 100% ihrer Forderungen erhalten haben. Im Europavergleich weist Österreich überdurchschnittliche Quoten und eine kurze Verfahrensdauer vor. Somit kann man das heimische Insolvenzrecht gerade in Hinblick auf die vergangenen Krisenzeiten als best practice ansehen.  

Diesen Beitrag teilen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden