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Donnerstag, 25. April 2024
Scharfe Kritik des Minderheitseigners – prompte Reaktion von Metro

„Stillstand” bei Media-Saturn: Kellerhals provoziert weiter

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 30.04.2014 | |  Archiv
MInderheitseigner Erich Kellerhals befürchtet – wie auch Analysten –, dass sich die Geschäftsergebnisse immer mehr der Farbe der „besten Angebote” annähern… (©Metro AG) MInderheitseigner Erich Kellerhals befürchtet – wie auch Analysten –, dass sich die Geschäftsergebnisse immer mehr der Farbe der „besten Angebote” annähern… (©Metro AG)

Nur wenige Tage nachdem Erich Kellerhals auf seiner Homepage den Posten von Media-Saturn Vorstand Horst Norberg ausgeschrieben hatte (E&W Online berichtete), legte der Minderheitseigentümer im zu eskalieren drohenden Machtkampf wieder ein Schäufelchen nach. Mit Vorwürfen wie „von unternehmerischer Führung kann derzeit keine Rede sein” fuhr Kellerhals schwere verbale Geschütze auf – und veranlasste den Mehrheitseigner Metro zu einer ebenso heftigen Reaktion.

Auch wenn das „Auge-um-Auge“-Prinzip in der heutigen Zeit weitgehend abgeschafft ist – im seit mittlerweile über drei Jahren andauernden Eigentümer-/Machts-/Rechtsstreit um Europas größte Elektronikhandelskette Media-Saturn gewinnt es gerade wieder rasant an Aktualität. In den Medien – von orf.at bis zum Spiegel Online – liefern sich die beiden Media-Saturn-Eigentümer (die Metro AG ca. 78%, die Convergenta Invest GmbH von Kellerhals ca. 22%) derzeit einen offenen Schlagabtausch und überhäufen sich gegenseitig mit „Nettigkeiten“. Ob damit dem Auslöser des Hick-Hacks – gesucht werden die Ursachen bzw Verursacher, warum es beim Handelsriesen momentan nicht allzu rosig läuft – konstruktiv begegnet werden kann, darf wohl bezweifelt werden…

Kellerhals schrie in den Wald…
Erich Kellerhals ging am gestrigen Dienstag in einer Aussendung frontal auf Mehrheitseigner Metro und dessen Chef Olaf Koch los. „Ich bin in tiefer Sorge darüber, wie Media-Saturn derzeit von der Metro verwaltet wird“, teilte er mit. „Ich sage bewusst verwaltet, weil von unternehmerischer Führung derzeit keine Rede sein kann.“ Bei Media-Saturn herrsche „Stillstand – und dies leider nicht nur bei Personalentscheidungen“, hieß es weiter. Zudem fehle es bei den mit deutlichen Gewinnrückgängen kämpfenden Handelsketten an Experimentierfreude und Mut zur Innovation. Das liege am Mehrheitseigner Metro. Der börsennotierte Konzern optimiere „zu bestimmten Stichtagen (…) bestimmte Kennzahlen“ – „und das zum Schaden des operativen Geschäfts“. Angesichts des immer härteren Wettbewerbs in der Branche bedürfe es eines „intensiven Austauschs über die Strategie“. Diesem verweigere sich Metro jedoch.

…das Echo von Metro folgte
„Wir halten die diversen Eskapaden von Herrn Kellerhals für ungewöhnlich und schädlich für Media-Saturn„, entgegnete ein Metro-Sprecher in einer ersten Reaktion. Kellerhals‘ Vorwürfe seien „weder zielführend, noch entsprechen sie den Tatsachen. Wir bedauern sehr, dass wir durch die wiederholten, unsachlichen öffentlichen Äußerungen von Herrn Kellerhals zu dieser Stellungnahme gezwungen sind.“ Denn es seien insbesondere der Vorstand der Metro und die Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding gewesen, die gegen den erheblichen Widerstand von Kellerhals wichtige Entscheidungen zur Zukunftsfähigkeit der Elektronikketten durchgesetzt hätten. Kellerhals habe „lange genug die Ausrichtung von Media-Saturn auf eine sich verändernde Welt behindert und verzögert“. (Anm.: In der Gesellschafterversammlung verfügt Kellerhals über eine Sperrminorität – an der auch ein 2011 eingerichteter Beirat für wichtige operative Entscheidungen nichts änderte).

Tag der Wahrheit naht
Ob Kellerhals’sches Kalkül oder purer Zufall – für die Metro AG flammt der Dauerstreit zu einer äußerst ungünstigen Zeit neu auf: Denn kommende Woche will Metro die Zahlen für das erste Quartal vorlegen. Und Analysten rechnen wegen des heftigen Wettbewerbs mit Umsatzrückgängen bei Media-Saturn – möglicherweise auch im Gesamtkonzern. Infolge der aktuellen Querelen soll auch ein – eigentlich für Mai geplantes – Treffen zwischen Koch und Kellerhals zur künftigen Strategie der Kette auf der Kippe stehen. Und nachdem in Ingolstadt gestern die Media-Saturn-Beschäftigten zu einer Mitarbeiterversammlung zusammengekommen waren, soll heute der Metro-Aufsichtsrat tagen.

Für die Aktionärsschützerin Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist der Schlagabtausch indes ein Graus: Die Streitereien zwischen den Gesellschaftern seien „überhaupt nicht zielführend. Sie bringen das Geschäft von Media-Saturn nicht nach vorne.“ Sie forderte, zügig eine Lösung zu finden,„damit man sich wieder um das Geschäft kümmern kann.“
Dass die Herausforderungen für Media-Saturn gewaltig sind, betonte beispielsweise auch der Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg gegenüber dem Spiegel Online: „Das Schlüsselproblem von Media Markt und Saturn ist, dass sie sich über Jahrzehnte als Preisbrecher positioniert haben und diese Rolle im Online-Geschäft nicht durchhalten können.“ Wobei er für dieses Problem keine naheliegende Lösung sehe und der Handelsriese auch das Online-Geschäft wegen des späten Starts noch nicht wirklich im Griff habe: „Das Internet verzeiht es nicht, wenn sie zu spät kommen.“

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