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Donnerstag, 28. März 2024
Hot!EP:Kurz – Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung

„Jetzt heißt es kämpfen, kämpfen, kämpfen”

Andreas Rockenbauer | 15.07.2014 | | 6  Archiv
Bei den Ordertagen wurde Erich Kurz von TFK als „Mann des Jahres” ausgezeichnet - jetzt versucht er sein Geschäft zu retten Bei den Ordertagen wurde Erich Kurz von TFK als „Mann des Jahres” ausgezeichnet - jetzt versucht er sein Geschäft zu retten

Seit vergangenem Jahr fährt KR Erich Kurz ein striktes Restrukturierungsprogramm, die offenen Posten wurden halbiert, die Geschäftsfläche verkleinert, Bankverbindlichkeiten und Überziehungsrahmen auf Null gestellt und insgesamt 600.000 Euro privates Geld ins Unternehmen geschossen – am 11. Juli wurde jetzt der hoffentliche letzte Akt vor dem Neustart eingeleitet: Mit einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Kurz: „Ich habe zu Jahreswechsel aus Kostengründen sogar meine private Krankenversicherung gekündigt, weil ich alles versuchen will, damit es wieder aufwärts geht.”

Das müsste zu stemmen sein: Bei rund 35 Gläubigern steht KR Erich Kurz mit etwa 200.000 Euro in der Kreide. Das Angebot: 20% Quote, zahlbar in 24 Monatsraten. Kurz: „Ich habe mir das sorgfältig überlegt, weil es ja eine Summe sein soll, die ich trotz der schwierigen Branchensituation zurückzahlen kann. Obwohl zu den Verbindlichkeiten auch noch Gerichtsgebühren und Anwaltskosten kommen, ist das machbar. Einige Lieferanten wollten mich sogar gestern noch offen beliefern, aber das habe ich abgelehnt, das ist eine Charaktersache.” Die Anmeldung von Forderungen läuft laut KSV bis 2. September.

Obwohl das Restrukturierungsprogramm bereits gegriffen hatte, war dennoch der Weg zum Handelsgericht nötig:„Die Branchensituation mit ihren minimalen Deckungsbeiträgen und unsere Situation als Cashzahler bei etwa 80% der Lieferanten hat den Abbau noch vorhandener Altlasten aus den Baustellen-Verlustjahren in angemessener Zeit unmöglich gemacht. Ich habe deshalb einen Antrag auf Sanierungsverfahren über unseren Anwalt gestellt. Wir wollen das Unternehmen jedenfalls mit aller Kraft weiterführen, um unsere Verpflichtungen erfüllen zu können. Jetzt heißt es eben kämpfen, kämpfen, kämpfen.

Auf Nachfrage spricht Kurz ganz offen über die schwierige Situation: „Mein wirtschaftliches Denken ist von meinem Charakter geprägt. Ich bin es der Branche schuldig, dass ich mit der Wahrheit nicht hinter dem Berg halte.”

Zur wirtschaftlichen Situation kommt noch eine private Enttäuschung: Sohn Reinhard will lieber doch nicht selbständig sein und ist aus dem Unternehmen ausgeschieden. Kurz: „Ich habe es eh schon länger geahnt, dass der Reinhard kein Unternehmer ist, wollte es aber nicht wahr haben.”

Mittlerweile ist die Belegschaft auf drei Personen, das Ehepaar Kurz und einen Verkäufer, verkleinert.

Sehr enttäuscht ist Kurz von der Wirtschaftskammer, genauer gesagt von deren „Baustellen-Vorwarnservice”, das vor einigen Jahren vollkommen versagt hätte: „Eines Tages beginnt genau vor meinem Geschäft eine Großbaustelle und niemand hat mich vorgewarnt, obwohl solche Bauvorhaben immer bei der Wirtschaftskammer gemeldet werden und man dort ein eigenes Vorwarnservice eingerichtet hat. Wenn ich das rechtzeitig gewusst hätte, dann hätte ich nicht kurz zuvor noch meine Geschäftsfläche um ein zusätzliches Geschäftslokal um 170.000 Euro erweitert. Diese Investition war vollkommen sinnlos, hinausgeworfenes Geld.”

Persönliche Anmerkung: Erich Kurz war 1982(!) der erste Händler, der in E&W „vor den Vorhang” gebeten wurde und hat, etwa als Initiator und langjährigen Begleiter des Goldenen Steckers, die Entwicklung von E&W stark mit geprägt. Ich selbst habe ihm viele interessante Gespräche über die Branche zu verdanken und unzählige seiner Kollegen hat Erich Kurz sowohl in seiner Funktion als Funkberater-Funktionär, als auch in jener als (unbezahlter) Funktionär der Wirtschaftskammer und als liebenswerter Mensch stets großzügig unterstützt. Zusammen mit dem kompletten E&W-Team wünsche ich ihm von Herzen alles Gute in dieser schweren Zeit und hoffe, dass EP:Kurz wieder auf die Beine kommt.

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Kommentare (6)

  1. Für die vielen Kontakte

    ein herzliches Danke !
    Aber vorweg eine Entschuldigung an Alle denen wir damit einen Schaden zufügen und Arbeit machen, wir haben alles nur mögliche gemacht um das zu verhindern.
    Ja, hier hat die Abteilung Stadtplanung und Verkehrspolitik WKO versagt, es war nicht klärbar warum, natürlich habe ich mich damals beschwert. Geholfen hätte es auch nicht mehr, ich hätte vor der Expansion aber auch aktiv nachfragen müssen ist die bittere Lehre daraus, nicht sich darauf verlassen.
    Herrn Machac kenne und schätze ich als Kollege, Mensch und Obmann und viele Kammermitglieder auch. Danke für ihre Wünsche aber unser Obmann kann da garnichts dafür.
    Lieber Hannes, habe genau darüber lange nachgedacht und du hast recht, aber ich habe leider viel,zuviel privat investiert und muß die Verpflichtungen erfüllen können und trotzdem habe ich Freude am Job. Liebe Grüße Hannes dir und deiner Familie.

  2. Wiener Kammer

    Naja, wenn bei einer Kammer der Herr Machac Obmann ist kann man ja nicht viel intelligentes erwarten.
    Ihnen, Herr Kurz, wünsche ich alles Gute.

  3. Kritische Anmerkung

    hallo erich, hast du dir deinen Rettungsversuch gut überlegt? was willst du retten wenn dein sohn nicht weiter macht und du kurz vor der Pension stehst. in dem Bereich wo du arbeitetst ist die luft zum verdienen sehr dünn. vielleich wäre ein schlußstich besser gewesen? lg. und alles gute, hannes

  4. Sei nicht so DUMM

    Ich möchte Dir raten, schau auf Dich. Auch ich war so dumm und habe alles versucht und jeden Euro für andere ausgegeben , nur nicht für mich. Wenn es dir schlecht geht, hast Du keine Freunde. Bei mir war es ungefähr so,als wenn du einen Rollstuhlfahre die Luft bei den Räder auslässt und wenn du ihm noch vorn und hinter den Rädern Brügeln legst. So ungefähr gehen die Banken (die Jahre gut an dir verdient haben) und die Behörden mit die um.
    Ich wünsche dir alles Gute und mach das Beste daraus.

  5. Respekt

    Respekt vor solchen Händlern, die alles mögliche dran setzen um weitermachen zu können. In Zeiten wie diesen gehört viel Mut dazu.

  6. Ja ja die Kammer

    Auf die war noch nie Verlass, aber beim Beitrag einkassieren, einsame Spitze, die Ersten beim Start in die Selbstständigkeit.

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