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Donnerstag, 28. März 2024
Forderung nach Impulsen für Wachstum und Beschäftigung

WKÖ: Gewerbe und Handwerk kämpft mit Konjunkturflaute

Hintergrund E-Technik | Wolfgang Schalko | 30.09.2014 | |  Archiv
Die Sparte Gewerbe und Handwerk hat zu kämpfen – und fordert daher politische Unterstützung für die Betriebe. Die Sparte Gewerbe und Handwerk hat zu kämpfen – und fordert daher politische Unterstützung für die Betriebe.

Bei der heutigen Pressekonferenz in der WKÖ wurden ernüchternde Zahlen präsentiert: Die Konjunktursituation für die Unternehmen im Gewerbe und Handwerk ist so eingetrübt wie schon lange nicht mehr. Im ersten Halbjahr sind die Umsätze bzw. Auftragseingänge gegenüber dem Vorjahr um 2,4 % gesunken. Besonders betroffen ist davon nahezu der gesamte Bausektor inkl. Baunebengewerbe – und auch im dritten Quartal hat sich das Stimmungsbarometer weiter verschlechtert.

Betriebe mit schlechter Geschäftslage finden sich im Bereich Bau, bei den chemischen Gewerben, Konditoren, Kfz-Technikern und Installateuren. Der Auftragsbestand ist mit minus 2 % weiter gesunken. „Trotz dieser widrigen Umstände und pessimistischen Einschätzungen wird das Gewerbe und Handwerk seinen Beschäftigtenstand halten. Die Position als Arbeitgeber Nummer 1 ist dadurch nicht gefährdet“, betonte Walter Bornett, Direktor der KMU Forschung Austria.

Notwendigkeit von Konjunkturmaßnahmen

Angesichts der aktuellen Konjunkturschwäche besonders im Gewerbe und Handwerk seien Impulse notwendig, um wieder für mehr Wachstum und Beschäftigung sorgen zu können. „Das Gewerbe und Handwerk unterstützt die wachstumsfördernden Maßnahmen, wie sie die Regierung in ihrer Klausur am Wochenende beschlossen hat, insbesondere die angekündigte Erhöhung der öffentlichen Investitionen um 7%. Zudem sollten alle Modelle unterstützt werden, die sich über die Laufzeit der Investitionen auch für die öffentliche Hand rechnen bzw. höhere Einnahmen aus Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen bringen. Das bedeutet mehr Beschäftigung und einen gestärkten Wirtschaftsstandort Österreich“, fordert Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).

An erster Stelle steht dabei der Handwerkerbonus, der seit 1. Juli dieses Jahres gut angelaufen ist und v.a. zur Bekämpfung von Schwarzarbeit und Konjunkturbelebung dienen soll. Mit Stand 22. September waren insgesamt rund 8.300 Projekte eingereicht (von insgesamt 50.000 möglichen), mit einem Förderbarwert von über 3,3 Mio. Euro. Da sich die Fördermaßnahme durch das erhöhte Steueraufkommen gegenfinanziert, setzt sich das Gewerbe und Handwerk dafür ein:

  • die Förderhöhe von 600 Euro auf 1.200 Euro zu erhöhen,
  • die Budgetdeckelung zu beseitigen
  • und den Anwendungsbereich auf Leistungen im Neubau sowie im Außenbereich von Wohngebäuden zu erweitern.

Daneben tritt die Sparte für die Forcierung weiterer Modelle ein, etwa die sich selbst finanzierende „Thermische Sanierung“ (100 Mio. Euro staatliche Förderung lösen ein Sanierungsvolumen von mindestens 650 Mio. Euro im Inland aus), Investitionen in die Wohnbau-Infrastruktur, das Vorbild der „Steirischen Winterbauoffensive“ und nicht zuletzt die seniorengerechte Adaptierung von Wohnraum.

Verpflichtendes Bestbieterprinzip gesetzlich verankern

Verbesserte Wettbewerbsbedingungen für Gewerbe und Handwerk schaffe eine faire Vergabe von Aufträgen durch die öffentliche Hand. Damit würden auch Arbeitsplätze in Österreich gesichert. Denn Billigstanbieter mit Billigstarbeitern bedrohten regionale Arbeitsplätze. Gleicher Grundlohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort sei gesetzlich geregelt, die Umsetzung dieses Prinzips lasse aber noch zu wünschen übrig. „Die Bekämpfung von Scheinfirmen, Sozialdumping und ruinösen Niedrigstpreisen ist angesichts der aktuellen Arbeitslosenzahlen ein Gebot der Stunde. Um Wettbewerbsverzerrungen hintanzuhalten, unter denen die heimischen seriösen Betriebe derzeit leiden, bedarf es aber der gesetzlichen Verankerung des verpflichtenden Bestbieterprinzips und weiterer Maßnahmen aus dem Forderungskatalog der ‚Faire Vergaben‘-Initiative. Außerdem wollen wir aufzeigen, dass die Regierung mit gezielten Investitionen in Wohnraum und bauliche Infrastruktur ein Mehrfaches an Steuereinnahmen lukrieren kann. Einige dieser Investitions-Modelle, wie z.B. seniorengerechte Sanierungsmaßnahmen, finden sich bereits im Regierungsprogramm. Diese müssen nun dringend umgesetzt werden“, fasste Bundesinnungsmeister Hans-Werner Frömmel zusammen.

In diesem Sinne äußerte das Gewerbe folgende Forderungen:

  • Verlängerung der Gültigkeit der Schwellenwerte-Verordnung zur Stärkung der regionalen Wirtschaft, insbesondere durch rasche Zustimmung seitens der Bundesländer.
  • Verpflichtende Anwendung des Bestbieterprinzips bei öffentlichen Aufträgen durchsetzen.
  • Transparenz im Bereich der Subunternehmervergabe – Auftraggeber und Bieter sollen sich über die Zuverlässigkeit und finanzielle Leistungsfähigkeit der Subunternehmer (und Sub-Subunternehmer) informieren können.
  • Prüfung der Preisangemessenheit der Angebote: Damit kann kalkulatorisch nachvollzogen werden, dass Bieter und ihre Subunternehmer in der Lage und willens sind, im Rahmen der Auftragsabwicklung auch das Personal entsprechend den österreichischen gesetzlichen Vorschriften zu entlohnen.

 

Weitere Informationen zum Konjunkturbericht unter www.kmuforschung.ac.at, zur Initiative „Faire Vergaben“ unter www.faire-vergaben.at.

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