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Freitag, 19. April 2024
Kontrolle über die Schnittstelle zum Kunden

Energiebranche: Newcomer profitieren von der Digitalisierung

Hintergrund E-Technik | Dominik Schebach | 10.05.2017 | | 1  Archiv

Parallel zum „Oesterreich Energie Trendforum“ hat die Österreichische Energieagentur ihre Studie zur Digitalisierung der Energiebranche, „Digitale Transformation der Energiewelt“, veröffentlicht. Auf den Punkt gebracht: Der heimischen Energiebranche stehen angesichts der Digitalisierung tiefgreifende Veränderungen ins Haus, die jeden Player betreffen werden. Von den Veränderungen werden allerdings vor allem die Newcomer profitieren.

Startups und branchenfremde Unternehmen sehen die 41 Befragten Experten aus der österreichischen Energiebranche demnach als die großen Gewinner der Digitalisierung im Energiebereich. Neuen Dienstleistungen wird demnach ein hohes Potenzial zugestanden. Gleichzeitig hemmen nach Ansicht der EVU geringe Rentabilität, niedrige Energiepreise sowie rechtliche Rahmenbedingungen die Einführung neuer Energiedienstleistungen. Aber auch die fehlende Zahlungsbereitschaft der Kunden wird als Hindernis genannt.

„Die gesamte Energiebranche geht von großen Veränderungen durch die Digitalisierung aus. Interessanterweise sieht sie sich allerdings nicht als Profiteur dieser Entwicklung“, analysiert Herbert Lechner, wissenschaftlicher Leiter der Österreichischen Energieagentur. Die Befragten sind sich einig, dass etablierte Energieunternehmen in Zukunft starke Konkurrenz bekommen werden. Ganze 88% sehen energierelevante Startups als neue Player. 85% glauben, dass etablierte branchenfremde Unternehmen profitieren werden, insbesondere IKT-Unternehmen. „Dabei zeigt sich ein interessanter Aspekt: Bei den neuen Akteuren zählt nicht mehr vorrangig der Besitz von Infrastruktur, sondern die Kontrolle der Schnittstelle zwischen Anbieter und Kunden. Vormals branchenfremde Anbieter oder Startups verkaufen Strom, ohne ein Kraftwerk zu besitzen“, erläutert Lechner. 

Geringer Mehrwert

Während die Relevanz der Digitalisierung von der Branche als sehr hoch eingeschätzt wird, fällt aus Sicht der Energieunternehmen der Mehrwert geringer aus.  „Interessant ist die niedrigere Einschätzung des Mehrwertes im Vergleich zur Relevanz der Digitalisierung. Sie kann als Zweifel der Energiebranche interpretiert werden, ob sich die Digitalisierung auch wirtschaftlich in den derzeitigen und künftigen Geschäftsmodellen niederschlagen wird“, analysiert Günter Pauritsch, Leiter des Centers Energiewirtschaft & Infrastruktur in der Österreichischen Energieagentur, und Co-Autor der Studie. In den Antworten anderer Branchen ist dieses Muster auch zu erkennen, allerdings in geringerem Ausmaß. 

Marktpotenzial sehen die befragten Experten vor allem bei B2C-Dienstleistungen. Vor allem Dienstleistungen im Bereich der Energieeffizienz und des –managements. Aber auch Analyse- oder Mobilitäts-Dienstleistungen oder Smarte Tarife stehen hoch im Kurs. Gleichzeitig zeigte sich aber auch, dass sich die Energiebranche mit den neuen Dienstleistungen beschäftigt. Die Hälfte der Energieunternehmen bieten diese bereits an, die weiteren 50% entwickeln sie. Hier kommen bereits branchenfremde Unternehmen in Spiel: Immerhin die Hälfte bietet ebenfalls bereits energiebezogene Dienstleistungen an, weitere 13% entwickeln diese gerade. Allerdings verfügen derzeit nur knapp 54% der Energieunternehmen über eine Digitalisierungsstrategie, ein weiteres Viertel arbeitet daran.

Dienstleistungen für Energieunternehmen

Über drei Viertel (77%) der Energieunternehmen sehen auch Potenzial an Dienstleistungen im Bereich der Digitalisierung, die sie selbst als Kunden in Anspruch nehmen würden. Dabei sind die Themenfelder Kundenanalyse und –segmentierung am Bedeutendsten. Gleich darauf folgen das Management der Kundenbeziehungen und das Datenmanagement. „Für die etablierten Player der Branche ist klar, dass die Energiezukunft ohne Digitalisierung nicht stattfinden wird. Für sie gilt es die Entwicklungen zu analysieren, Auswirkungen einzuschätzen und entschlossen zu reagieren. Dabei haben sie erkannt, dass das Zusammenspiel mit vielen, auch externen Experten, funktionieren muss, um diese Herausforderung zu meistern“, fasst Lechner zusammen. 

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Kommentare (1)

  1. Entwicklung

    Betriebe der gewerblichen Produktion gehören auch zu den Gewinnern der Digitalisierung, wenn man an die neuen Möglichkeiten denkt, die unter den Schlagwörter Industrie 4.0 oder M2M denkt. Nicht umsonst entwickeln sich in Deutschland auch kleinere Städte wie Kempten hervorragend und das spiegelt sich auch in den freien Stellen hier wieder.

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