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Freitag, 19. April 2024
Studie zu Datenanalysen in Unternehmen

Big Data: nicht mehr nur Konzern-Thema

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 30.05.2017 | |  Archiv
Eine Studie von Bitkom und KPMG zeigt: Big Data ist nicht mehr nur ein Thema für Konzerne. „Drei von zehn Unternehmen entwickeln dank Datenanalysen neue Geschäftsmodelle. Größte Probleme beim Einsatz von Datenanalysen sind unklare Rechtsgrundlagen, Mangel an qualifiziertem Personal und eine fehlende Strategie.“ 
Eine Studie von Bitkom und KPMG zeigt: Big Data ist nicht mehr nur ein Thema für Konzerne. „Drei von zehn Unternehmen entwickeln dank Datenanalysen neue Geschäftsmodelle. Größte Probleme beim Einsatz von Datenanalysen sind unklare Rechtsgrundlagen, Mangel an qualifiziertem Personal und eine fehlende Strategie.“ 

Big-Data-Analysen können in vielen Branchen die Arbeit effizienter machen und dabei helfen, Kosten zu sparen – ob es die optimale Planung von Transportwegen, die Reduzierung von Retouren oder die Vorhersage von Maschinenausfällen in der Produktion betrifft. Wie Bitkom in einer Studie festgestellt hat, ist Big Data dabei längst nicht mehr alleine ein Thema für Großkonzerne, sondern wird auch für den gehobenen Mittelstand immer interessanter.

 

Wie eine repräsentative Umfrage von Bitkom Research im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG unter 709 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern ergeben hat, sagen aktuell 62% der Unternehmen mit 500 bis 1.999 Mitarbeitern, dass sie Big-Data-Lösungen einsetzen. Vor einem Jahr waren es gerade einmal 44%. „Big Data ist längst nicht mehr nur etwas für Big Companies. Entscheidungen im Unternehmen auf Grundlage von Erkenntnissen aus einer großen Menge von Daten zu treffen, wird auch für kleinere Unternehmen immer interessanter“, so Dr. Axel Pols, Geschäftsführer von Bitkom Research. 

Mit 18% sagt über alle Unternehmensgrößen hinweg nicht einmal mehr jedes fünfte Unternehmen, dass Big-Data-Lösungen kein Thema für das eigene Unternehmen seien (2016 waren es 22%). Hauptgrund dafür dürfte laut Bitkom sein, dass sechs von zehn Unternehmen (59%), die Big-Data-Lösungen einsetzen, damit mindestens eines ihrer Geschäftsziele erreichen. So geben 41% an, sie hätten dank Big Data Risiken minimiert, 27% konnten den Umsatz erhöhen und 19% Kosten reduzieren. „Die Ergebnisse zeigen, dass Big Data auf die Unternehmensziele einzahlt, es aber kein Selbstläufer ist. Anders als etwa die Automatisierung mit einem Roboter, der sofort Effizienzgewinne liefert, muss Big Data in eine Strategie eingebettet und die gewonnenen Erkenntnisse müssen umgesetzt werden. Das braucht Zeit und den Willen zur Umsetzung durch das Management“, so Dr. Thomas Erwin, Global Execution Partner Data & Analytics bei KPMG.

Königsdisziplin

Experten bezeichnen Big Data, also die Fähigkeit, große Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen und mit unterschiedlicher Struktur in hoher Geschwindigkeit auszuwerten, als Königsdisziplin der Datenanalyse. Datenanalyse umfasse jedoch deutlich mehr. „So lassen sich Erkenntnisse auch auf Grundlage von Daten gewinnen, die vollständig aus dem eigenen IT-System stammen, wie etwa Kundendaten“, sagt Bitkom. Insgesamt geben drei Viertel (75%) der Unternehmen an, relevante Unternehmensentscheidungen auf Grundlage von Erkenntnissen aus der Analyse von Daten zu treffen. 29% sagen sogar, dass sich ihr Geschäftsmodell in den vergangenen zwei Jahren durch die zunehmende Verfügbarkeit von Daten und die Möglichkeit, diese zu analysieren, verändert hat. „Daten sind in vielen Branchen von großer Bedeutung, etwa Verkehrs- und Wetterdaten in der Logistik oder anonymisierte Gesundheitsdaten bei der Bekämpfung von Volkskrankheiten. Unternehmen können dadurch nicht alleine Kosten sparen oder effizienter werden, sie können auch völlig neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln und auf den Markt bringen“, sagt Peter Heidkamp, Head of Technology der KPMG.

Häufiger Einsatz von komplexen Tools und fortgeschrittenen Analysen

Mit 77% setzen drei von vier Unternehmen bei der Auswertung von Daten einfache Tools wie Excel oder Access für ad-hoc Analysen ein – vor zwei Jahren waren es 87%. Dafür ermitteln inzwischen 33% Zusammenhänge durch die Analyse von strukturierten internen und externen Daten, 2015 lag dieser Anteil noch bei 24%. Und 17% setzen heute auf fortgeschrittene Analysen, um aus Daten unterschiedlicher Herkunft und Struktur neue Erkenntnisse zu gewinnen – „das entspricht fast einer Verdopplung binnen zwei Jahren (2015: 9%)“, sagt Bitkom.

Bitkom hat festgestellt: Die Unternehmen nutzen derzeit Datenanalysen vor allem, um ihre Geschäftsentwicklung zu überwachen (40%), um ihre Kunden besser kennenzulernen (37%) und um das eigene Personal effizienter einsetzen zu können (33%). Rund jedes fünfte Unternehmen (21%) nutzt Datenanalysen darüber hinaus, um Geschäftsrisiken zu identifizieren und zu managen. „In den Bereichen Kunden, Personal und Prozesse sehen die Unternehmen auch das größte Potenzial, um künftig mit Hilfe von Datenanalysen einen Mehrwert für das eigene Unternehmen zu schaffen“, so Pols.

Woran es bei der Datenanalyse hapert

Laut Bitkom bleibt ein Wermutstropfen: „Unternehmen, die Datenanalysen für unterschiedliche Zwecke nutzen, sind mit den Ergebnissen selten völlig zufrieden.“ Nur rund jedes zweite Unternehmen äußert sich zufrieden über die Erkenntnisse durch Datenanalysen rund um die Personalplanung (55%), die Analyse von Bestandskunden (50%) und die Identifikation neuer Kunden (48%). Immerhin sind aber drei Viertel (76%) der Unternehmen, die Datenanalysen für die Überwachung der Geschäftsentwicklung nutzen, mit den Ergebnissen „sehr“ oder „eher“ zufrieden. 

Ursache für die Bewertung dürfte laut Bitkom sein, dass es bislang noch vielen Unternehmen an einer Strategie bei der Datennutzung fehlt. So hat mit 12% gerade einmal jedes Achte eine zentrale Datenanalyse-Strategie, 59% haben zumindest in einzelnen Unternehmensbereichen eine solche Strategie. Jedes vierte Unternehmen (27%) hat hingegen bislang gar kein strategisches Vorgehen bei der Datenanalyse entwickelt. „Ein Grund dafür könnte in der fehlenden Qualifikation der Mitarbeiter liegen“, vermutet Bitkom. Gerade einmal jedes vierte Unternehmen (25%) gibt an, dass die eigenen Mitarbeiter über die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen, um das Unternehmen kontinuierlich mit Datenanalysen voranzutreiben. Immerhin 42% investieren aber bereits gezielt in die Aus- und Weiterbildung der Belegschaft im Bereich der Datenanalyse. Dazu kommt: Bei jeweils gut sechs von zehn Unternehmen gibt es Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes (61%) oder der Datensicherheit (55%) bei Datenanalysen, sie fühlen sich unsicher, wie gesetzliche Vorschriften zum Umgang mit personenbezogenen Daten eingehalten werden können (59%), es wird eine fehlende Rechtsgrundlage beklagt (57%). „Datenanalysen tragen zunehmend zur Wertschöpfung in Unternehmen bei und bieten große Chancen, Daten sind der Schlüssel zur gewinnbringenden Nutzung von Zukunftstechnologien. Wer es schafft, diese Technologien in einer vertrauensvollen Art zu nutzen, wird einen klaren Wettbewerbsvorteil haben.“, so Erwin. „Angesichts der großen Unsicherheit in den Unternehmen kann es sinnvoll sein, bei der Nutzung von Datenanalysen auch auf externes Know-how zurückzugreifen.“

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