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Samstag, 20. April 2024
Ökostromnovelle und die Zukunft unseres Energiesystems

Sinnvoll und wirtschaftlich

Dominik Schebach | 03.09.2017 | |  Archiv

Wenn man die Bedrohung durch den Klimawandel ernst nimmt – und das tue ich, nachdem ich alle mir verfügbaren Informationen sorgfältig auf ihre Stichhaltigkeit abgeklopft habe – dann muss man die kleine Ökostromnovelle begrüßen. Sie ist jetzt nicht der große Wurf, aber ein erster Schritt, der Österreich wieder ein wenig weiter in Richtung Energiewende voranbringt. Und um dieses kontinuierliche Voranschreiten in Richtung nachhaltigem Energiewende geht es.

Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, und auch das heute so mächtig und unveränderlich erscheinende System auf Basis fossiler Energieträger entstand nicht über Nacht, sondern hatte höchst bescheidene Anfänge. So kaufte Bertha Benz 1888 den Treibstoff für die erste Automobil-Überlandfahrt der Geschichte in der Stadtapotheke von Wiesloch. Damit wir aber kontinuierlich voranschreiten können, müssen wir unsere Mittel gezielt einsetzen. Dh, wir müssen jetzt den Rahmen für die nächsten Jahrzehnte vorgeben.

In diesem Zusammenhang ist eine Studie der TU Wien höchst interessant (siehe Seite 22). Diese liefert gleich mehrere gute Argumente für eine zielstrebige Umgestaltung unseres Energiesystems, von finanziellen Einsparungen bis zur Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze in Österreich – und da wurden die Folgen des Klimawandels noch gar nicht erwähnt. Wenn ich mit Bekannten über die Energiewende diskutiere, dann kommt hier immer der Einwand der geringen Versorgungssicherheit durch den Einsatz von erneuerbaren Energiequellen. Aber auch da gibt TU-Studie Entwarnung. (Ganz abgesehen, dass schon heute europäische Netzbetreiber gegen den plötzlichen Ausfall des größten Einzellieferanten im Netz, wie zB eines 2GW-Kernkraftwerks, entsprechende Ausgleichkapazitäten vorhalten müssen). Dass es nicht ohne Investitionen gehen wird, ist klar. Viel wichtiger ist allerdings, dass wir die Sache intelligent angehen.

Derzeit habe ich oft den Eindruck, dass viele Bremser wie die Pferdezüchter im 19. Jhd. argumentieren. Damals hieß es, dass sich Benzinkutschen allein schon wegen ihrer Unzuverlässigkeit niemals durchsetzen würden. Wir wissen, wie die Sache ausgegangen ist. Die ständigen technischen Verbesserungen haben die Argumente der Zweifler damals in teils atemberaubender Geschwindigkeit widerlegt und heute wiederholt sich die Geschichte.

Vor allem Fortschritte beim Management der Lastspitzen im Stromnetz, bei der Verteilung und Speicherung der Energie und schließlich bei der Steigerung der Energieeffizienz sowie die steigende Wirtschaftlichkeit bei der Energieerzeugung aus alternativen Quellen werden von vielen schlicht ignoriert. – Kein Wunder, ein Kraftwerk kann man nicht übersehen in der Landschaft. Bis jeder politische Entscheidungsträger die Möglichkeiten moderner Informationstechnologien zB auch im Energiemanagement begriffen hat, wird es wohl noch etwas dauern.

Aber, steter Tropfen höhlt den Stein. Wir sollten uns allerdings auf keinen Fall auf das Argument „Wir warten einmal, bis die Sache ausgereift ist“ einlassen. Wer einmal der Entwicklung hinterherläuft, muss größere Anstrengungen in kürzerer Zeit unternehmen, um den Anschluss wieder herzustellen. Das geht. Die einfachen Chancen wurden dann allerdings schon von anderen genutzt. 

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