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Freitag, 19. April 2024
Themenabendmontag zur Lebensdauer von Elektrogeräten

„Geplanter Murks“ beim ORF

Hintergrund | Dominik Schebach | 27.11.2017 | | 2  Archiv
"Geplanter Murks" im ORF beim Themenmontag zum geplanten Verschleiß von Elektrogeräten und die Folgen der Wegwerfgesellschaft? (Foto: Karl-Heinz Laube/pixelio.de)

Etwas befremdlich liest sich die heutige Ankündigung des ORF zum „Dreiteiligen Themenmontag“ zur Lebensdauer von Elektrogeräten. Der Sender kündigt da reißerisch gleich drei Beiträge an, unter anderem auch die Eigenproduktion „Geplanter Murks“. Sehr kritisch sieht dann auch Bundesgremialobmann Wolfgang Krejcik die Aussendung und ruft das größte Medienunternehmen des Landes zu objektiver Berichterstattung auf. (Foto: Karl-Heinz Laube/pixelio.de)

Den Auftakt mache die ORF III-Neuproduktion „Geplanter Murks“, in dem das Prinzip des „geplanten Kaputtgehens“ thematisiert werde. Die Aussendung des ORF verheißt da nicht unbedingt Objektivität, wenn es da heißt: „Die Dokumentation geht der künstlich herbeigeführten Produktalterung auf den Grund und beleuchtet die wahren Ursachen der Wegwerfmentalität.“

In diesem Geiste geht es weiter, wenn der FilmDubiose Machenschaften: Kaputt nach Plan.“ Untersucht, wie sich „führende Hersteller sich durch den geplanten Verschleiß rücksichtslos bereichern“, wie es in der Aussendung des ORF heißt. Als Kronzeugen wird hier ausgerechnet die Bildqualität von Röhrenfernseher im Vergleich zu heutigen Flachbildschirm heranzogen. Den Abschluss bildet der Film „Kaufen für die Müllhalde“, der die Folgen der Wegwerfgesellschaft thematisiert.

Entgegnung

Bundesgremialobmann Wolfgang Krejcik sieht diese Form der Berichterstattung als äußerst problematisch an. „Möglicherweise gibt es tatsächlich bei Laptops oder bei Handys problematische Produkte. Wir verwehren uns aber auf eine unzulässige Verallgemeinerung. Es gibt keine einzige Studie, welche Behauptungen geplanter Obsoleszenz im großen Umfang bestätigen würde. Beispielsweise beträgt die durchschnittliche Verwendungsdauer bei Waschautomaten in Österreich nachweislich über 13 Jahre“, so der BGO in einer Stellungnahme an den ORF, die auch E&W vorliegt. „Hätten wir, der Handel, tatsächlich geplante Obsoleszenz als Geschäftsprinzip, wäre dies für jedes Unternehmen nahezu tödlich, denn wer würde bei einem Neukauf wieder dem Hersteller oder dem Händler vertrauen, der dafür eine Empfehlung ausgesprochen hat. Gerade absurd und vollkommen falsch ist auch die Behauptung in der  Sendungsankündigung, dass die Bildqualität von alten Röhrenfernsehgeräten im Vergleich zu neuen LCDs besser ausfällt, würden doch „Jahr für Jahr neue Modelle auf den Markt gebracht, die suggerieren, dass das „alte“ Modell nicht mehr zeitgemäß sei“. Offenbar hat hier niemand noch von „HIGH DEFINITION“, „UHD“ oder „4k“ gehört. Eine Einschulung wäre hier wohl dringend zu empfehlen.  Auch sind durch die LCD-Technik Bildgrößen möglich, die bei der „Röhrentechnik“ unmöglich waren.“

Auch werde das Thema „Energieersparnis“ vollkommen bei der Ankündigung ignoriert., wie Krejcik anmerkte. Schließlich verbraucht ein Kühlgerät aktueller Technik verbraucht lediglich 40% des Energieverbrauchs eines vergleichbaren Gerätes mit Baujahr 2000. „Diese Energieersparnis lässt sich bei allen Haushaltsgeräten und auch bei TV-Geräten nachweisen, eine wesentliche, wenn auch oft die einzige Möglichkeit für einen Haushalt, Strom zu sparen“, so Krejcik und meint abschließend: „Man kann zum technischen Fortschritt verschiedene Positionen einnehmen. Wir erwarten uns jedoch vom ORF eine ausgewogene Berichterstattung.“

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Kommentare (2)

  1. um das geld geht nicht mehr Qualität

    Ist leider so…..
    Eine Reparatur auf Bauteilniveau, a la Röhren-TV ist nicht mehr möglich !
    Der Kunde ist auch nur mehr bereit für ein 32″ Tv Gerät 200 – 300 Euro auszugeben…..
    Da ist eine Ersatzteilbevorratung nicht mehr möglich. …sie auch Model und Chassis/Panelvielfalt in einer Geräterange……
    Ein 32″ Röhret Tv hat einmal 800 bis 1200.- Euro (oder auch mehr gekostet) !!
    Die Gestehungskosten liegen bei einem 32″ Flat sicherlich deutlich unter dem eines Röhren Tv…….(<90.- Euro ?)
    Röhren Tv wurden ein bis zweimal in Ihrer Lebensdauer (ca. 10-12 Jahre) repariert......bei Flat Geräten will der Kunde gar nicht reparieren und kauft ein Neugerät !
    Die Frage ist, wo will man hin ?

  2. Geplante Obsoleszenz wird von vielen bestätigt

    Mit einem geduldigen Gruß an den Bundesgremialobmann Wolfgang Krejcik kann ich diesen nur ermutigen, sich endlich mit zu den vielen Menschen, Organisationen und legislativen Institutionen zu gesellen, die bereits so umfassend den vielfältigen Formen und Ausprägungen der geplanten Obsoleszenz bestätigen.

    Das Problem der großen Schadfolgen durch die vielfältigen Ausprägungen der geplanten Obsoleszenz und der erkannte Handlungsdruck sind auf europäischer Ebene präsent und durch eine Vielzahl bereits vollzogener Aktivitäten dokumentiert. Es kam bereits zu einer breiten Diskussion auf allen Ebenen der Gesellschaft und zu zahlreichen Fachveröffentlichungen. Die EU-Kommission fordert bereits Maßnahmen gegen geplante Obsoleszenz auf nationaler Ebene, Frankreich führt Gesetze gegen geplante Obsoleszenz ein, die Verbraucherministerkonferenz der Bundesländer in Deutschland forderten 2013 und 2015 Maßnahmen gegen geplante Obsoleszenz auf der Bundesebene. Eine überzeugende Gemeinschaft von Verbraucherschutzorganisationen, Hochschulen, Forschungsorganisationen, Gewerkschaften, Natur- und Umweltschutzverbänden und weiterer NGOs auf deutscher, österreichischer und europäischer Ebene macht sich stark für eine rasche Umsetzung von zielführenden Programmen und Maßnahmenpaketen für mehr Haltbarkeit und gegen geplante Obsoleszenz.

    Bundesgremialobmann Wolfgang Krejcik würde es besser zu Gesicht stehen, wenn er sich dieser Verantwortungsgemeinschaft anschliessen würde.

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