Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Samstag, 20. April 2024
Studie zeigt vier Erfolgsstrategien

„Zukunft des Großhandels“

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 29.01.2018 | |  Archiv
Karl Kristian Gödde, Rainer Trefelik, Peter Voithofer (v.li.) präsentierten die Ergebnisse der Studie „Zukunft des Großhandels“. (Foto: Florian Wieser) Karl Kristian Gödde, Rainer Trefelik, Peter Voithofer (v.li.) präsentierten die Ergebnisse der Studie „Zukunft des Großhandels“. (Foto: Florian Wieser)

Der Großhandel in Österreich, und vor allem in Wien, ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor in unserem Land. Die KMU Forschung Austria präsentierte nun die Ergebnisse einer von der Sparte Handel und der ARGE Großhandel Wien in Auftrag gegebenen Studie. Diese beleuchtet die Bedeutung des Großhandels, aber auch den Wandel, den diese Branche aktuell durchläuft.

Der Großhandel ist mit 141 Milliarden Euro Umsatz, 25.300 Unternehmen und 207.300 Beschäftigten ein sehr bedeutender Wirtschaftsfaktor in Österreich. Und der Großhandel ist laut Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel in der WKW, vor allem auch in Wien ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Das würden schon die nackten Zahlen zeigen: „5.700 Großhandelsunternehmen haben ihren Sitz in Wien. Sie beschäftigen 55.000 Mitarbeiter und machen einen Jahresumsatz von rund 61 Milliarden Euro. Den Löwenanteil des Geschäfts machen also Wiener Unternehmen.“ Trefelik bezieht sich dabei auf Ergebnisse der Studie „Zukunft des Großhandels“, die im Auftrag der Sparte Handel und der ARGE Großhandel Wien im Herbst 2017 von der KMU Forschung Austria erstellt und nun präsentiert wurde. 

„Unersetzbares Scharnier“

Karl Kristian Gödde, Vorsitzender der ARGE Großhandel Wien, bezeichnet den Großhandel als „unersetzbares Scharnier zwischen Industrie, Handwerk, Tourismus, Gastronomie und Einzelhändlern“. Die Branche sorge dafür, dass jeder Bedarf schnell und zuverlässig erfüllt werde. „Großhändler tragen dank ihrer Marktkenntnis maßgeblich dazu bei, Angebot und Nachfrage aufeinander abzustimmen und optimale Preise bei bester Qualität zu erzielen“, so Gödde. Dennoch stehe die Branche vor vielfältigen Herausforderungen. Gödde: „Der Markt ist insgesamt rückläufig. In den letzten vier Jahren sind die Umsätze gesunken.“ Die Umbrüche im Großhandel zeigt auch die Studie der KMU Forschung Austria auf. 

Digitalisierung und Globalisierung

„Die Zukunft des Großhandels ist von einem kompetitiven Konkurrenzumfeld und sich auflösenden Grenzen zum Einzelhandel und zu den Produzenten gekennzeichnet“, sagt Peter Voithofer, Direktor der KMU Forschung Austria. Immer mehr große Hersteller würden ihre Produkte direkt an Einzelhändler und auch Endkunden verkaufen und so den Großhandel umgehen. „Gleichzeitig werden Märkte und Zielgruppen immer globaler. Digitalisierung und E-Commerce verstärken diese Entwicklung – bei steigender Geschwindigkeit. Das Geschäft wird schnelllebiger.“ 
Voithofer sieht in diesen Entwicklungen auch Chancen für Großhändler: „Unternehmen müssen aktiv und unvoreingenommen ihre Geschäftsmodelle daran ausrichten und eine klare Positionierung erarbeiten. Ein wesentlicher Faktor dabei ist die Digitalisierung.“
Die Studie „Zukunft des Großhandels“ zeigt vier Erfolgsstrategien auf.

Vier Erfolgsstrategien
 
Nischenstrategie: Der Großhändler verfügt über ein hochspezifisches Sortiment, sehr hohe Qualität und umfassendes Service.
 
Serviceorientierte Strategie: Zum Angebot steht ein breites und tiefes Sortiment. Der zentrale Fokus liegt auf zusätzlichen Serviceleistungen, die einen Mehrwert für Kunden bieten.
 
Multispezialisten-Strategie: Das Großhandelsunternehmen bietet in einem spezifischen Bereich ein tiefes Sortiment an. Dazu kommt ein umfassendes Leistungsangebot über Komplettlösungen bis zur Integration der Wertschöpfungskette, zum Beispiel zusätzliche Planung von Bauvorhaben.
 
Preisführer-Strategie: Das Unternehmen bietet ein breites Sortiment zu attraktiven Preisen an. Dabei muss der Großhändler einen ausgeprägten Fokus auf die Kosten legen und über hocheffiziente Prozesse und schlanke Strukturen verfügen.
 
Digitalisierung nutzen

Voraussetzung für den Erfolg als Großhändler ist laut Studie die Digitalisierung. „Über Omni-Channel-Services für Einzelhändler und Gewerbe können Großhändler hier wesentliche Logistik- und Servicefunktionen übernehmen, etwa 24-Stunden-Belieferung oder Direktbelieferung von Endkunden im Corporate Design des Einzelhandelspartners. Über eigene Webshops können auch Großhändler Endkunden direkt ansprechen. E-Commerce bietet auch die Chance maßgeschneiderter Angebote für Klein- und Mittelbetriebe“, so die Studienautoren.
 
Handelsobmann Trefelik abschließend: „Wenn Digitalisierung und E-Commerce entscheidende Faktoren für die Zukunft des Großhandels sind, ist auch klar, dass hier für alle Marktteilnehmer die gleichen Spielregeln gelten müssen. Die gleiche Besteuerung digitaler Betriebsstätten und stationärer Betriebsstätten ist dafür eine Grundbedingung – das fordern wir vehement.“

Diesen Beitrag teilen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden