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Freitag, 19. April 2024
Damals & Heute

Vom Geschichtenerzähler

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 08.07.2018 | |  Archiv
Gute Geschichten sprechen den Verstand und das Gefühl an. Sie sorgen für emotionale Bindung zwischen Zuhörer und Erzähler.
(Bild: Simone Peter/ pixelio.de) Gute Geschichten sprechen den Verstand und das Gefühl an. Sie sorgen für emotionale Bindung zwischen Zuhörer und Erzähler. (Bild: Simone Peter/ pixelio.de)

Ich liebe Geschichten! Bereits als Kind konnte ich nicht genug davon hören. Kaum des Redens mächtig begann auch ich die fantasievollsten Märchen zu erzählen, und als ich von der Zunft der Geschichtenerzähler erfuhr, reifte in mir mein allererster Berufswunsch ... aus aktueller Perspektive betrachtet, bin ich gar nicht soweit davon entfernt.

(Bild: Simone Peter/ pixelio.de)

Geschichtenerzähler wurden in vielen Kulturen angetroffen. In Mitteleuropa gingen sie wohl aus dem Spektrum der mittelalterlichen Minnesänger und Hofnarren hervor. Grundsätzlich war es Aufgabe der Geschichtenerzähler, den Jüngeren die Erfahrungen älterer Generationen ins Gedächtnis zu rufen, und mittels Parabeln bei der Entscheidungsfindung zu helfen. Geschichtenerzähler waren angesehene Leute. Im Lauf der Zeit wurde dieser Berufsstand durch Schauspiel, Druck- und Hörwerke, später Radio, TV und schließlich Internet jedoch verdrängt. Während unser Dasein immer moderner, hektischer und digitaler wurde, geriet der Geschichtenerzähler zusehends in Vergessenheit. Leichtverständliche Masseninhalte ohne Tiefgang waren den Leuten genug. Doch die Zeiten ändern sich weiter. Der Mensch wird dem massenmedialen, nichtssagenden Einheitsbrei zusehends überdrüssig, hat den Wunsch nach Individualität, Kreativität und vor allem Emotion … und da kommt der Geschichtenerzähler wieder ins Spiel, oder wie er auf neudeutsch heißt: Storyteller.

Jahrzehnte lang ging es in der Werbung vor allem darum, immer neue Superlative zur Beschreibung der Produkte zu finden: noch besser, viel tollerer, am allerhipsten. Aber seit dem viele Produkte immer vergleichbarer werden, läuft dieses kommunikative Wettrüsten zusehends ins Leere. Schlimmer noch, denn es besteht die Gefahr potentielle Kunden mit allzu simpel gestrickten Botschaften zu langweilen und die eigene Marke zum Spott-Objekt in den sozialen Netzwerken zu machen. Der Ermüdungseffekt wird durch die stetig steigende Anzahl der Kanäle noch verstärkt. Hunderte TV- und Radiosender, Millionen Websites, Tweets und YouTube-Clips tragen zur Abstumpfung der Empfänger bei. Einen Ausweg bieten gute Geschichten statt langweiliger Sprüche.

Gute Geschichten sprechen im Unterschied zu herkömmlicher Werbung den Verstand und das Gefühl an. Sie sorgen (sofern sie die Kunden erreichen und begeistern) für emotionale Bindung zwischen Kunde und Marke als Absender der Geschichte – egal über welche Endgeräte, Kanäle oder Plattformen sie erzählt wird. Geschichten können den Stoff für Gespräche unter Freunden liefern – heutzutage einer der wichtigsten Punkte überhaupt (Empfehlungsmarketing!) Ist eine Story gut aufgebaut, relevant, originell und inspirierend für die Zielgruppe, dann wird sie auch im zunehmenden kommunikativen Rauschen auffallen und beim Empfänger positive Emotionen hervorrufen. Maßgeschneiderte Geschichten über Marken, Produkte bzw. Unternehmen erhöhen nicht nur die Loyalität, sondern können auch dazu beitragen den Umsatz merklich zu steigern. Das gute Gefühl, das eine gelungene Geschichte erzeugt, überträgt sich auf die Marke, das Unternehmen bzw. das Produkt und beeinflusst die Kaufentscheidung oft stärker als jede sachliche Abwägung von Preis und Leistung. Gute Geschichten zu kreieren ist nicht leicht, aber die Mühe lohnt sich, denn gute Geschichten spielen ihre Aufwände und Kosten locker ein, wie Marketingexperten versprechen. In vielen Fällen werden Geschichten zu viralen Hits und verbreiten sich von selbst.

Also dann, werden Sie zum Geschichtenerzähler! Es soll sich lohnen und wenn nicht, macht es zumindest Spaß … 

 

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