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Donnerstag, 28. März 2024
Kommentar

Wenn die Routine umschlägt

Hintergrund | Dominik Schebach | 30.09.2018 | |  Archiv

Da liest man einmal die Einladung zur alljährlichen Tagung zum Beginn des Studienjahres nicht genau und dann passiert das. Plötzlich steht man abends mit 50 anderen Sportlehrern des Universitätssportinstituts im Turnsaal und geht zum praktischen Teil des Vortrags „Krafttraining mit der Langhantel und dessen Bedeutung für die unterschiedlichen Sportarten“ – sprich: Gewichtheben – über. Und das in Jeans und T-Shirt. Beruhigend war, dass ich nicht der einzige war, dem dies so ging.

Der Kollege neben mir, der im Tagesjob bei einem Software- und Beratungsunternehmen werkt, war in Hemd und Anzugshose in die Halle gekommen. So wie ihm ging es noch einigen anderen. Aber wir hatten Spaß. Zum einen, weil die Vortragenden zu den absoluten Top-Leuten in Österreich zählen und unter anderem mit den österreichischen Abfahrern trainieren, gleichzeitig aber auch im Jugendsport und Aufbautraining bewandert sind. Zum anderen, weil die Gruppe passte. Hier war eine Gemeinschaft, die die Chance mit beiden Händen ergriff, etwas Neues zu lernen. In diesem Fall die Feinheiten des Maximalkrafttrainings und wie man dieses für die Verbesserung der Leistung – man könnte auch sagen als Zubringer – für die eigene Sportart verwenden kann. Zu diesem Zweck übten meine Kollegen und ich im praktischen Teil (der theoretische Teil zuvor war übrigens ebenfalls sehr interessant) eineinhalb Stunden die perfekte Kniebeuge, samt Variationen, Vorübungen, Aufwärmen sowie Verletzungsprävention dazu. Ich darf ihnen verraten, auch im Schon- und Schnelldurchgang komprimiert auf eineinhalb Stunden kann das recht anstrengend werden. 

Aber für die neuesten Erkenntnisse aus den Sportwissenschaften, kombiniert mit Erfahrung aus der Praxis und das Ganze von den Top-Profis vorgetragen, dafür nimmt man sogar einen kleinen gemeinen Muskelkater in Kauf, der einen am nächsten Tag überfällt. Und weil die Kollegen eben wussten, worüber sie reden, waren die anderen USI-Trainer und ich bereit, uns auch in der nicht perfekten Adjustierung ins Training zu stürzen. Denn der Nutzen war für uns alle augenscheinlich – wir können besser unterrichten, unseren Kursteilnehmern neue Möglichkeiten und damit im Endeffekt neue Erfolgserlebnisse bieten, womit wir langfristig wiederum Stammkunden gewinnen, die für uns Werbung machen. Umgelegt auf meine Kurse habe ich seit gestern schon drei, vier Ideen entwickelt, damit meine Studenten und Studentinnen ihre Kraft im entscheidenden Moment besser einsetzen können, um z.B. einen deutlich schwereren Kontrahenten mit minimalen Aufwand zu werfen. Das ist cool. Die paar Stunden waren gut investiert. Das Semester beginnt. Jetzt geht es an die Umsetzung.

Ich bin mir sicher, wir alle stehen immer wieder vor dieser Situation. Wir kommen müde von der Arbeit, treffen ein paar Freunde oder erledigen einen alltäglichen Auftrag und plötzlich schlägt die Routine um und wir stehen vor einer neuen Situation. Es eröffnen sich vollkommen neue Blickwinkel auf einen an sich bekannten Bereich. Dann können wir motzen, oder wir können etwas lernen. Natürlich tut man sich in der Gruppe leichter, und noch leichter tut man sich, wenn man es mit Profis zu tun hat, die einfach wissen, worüber sie reden und einen perfekt abholen. Den offenen Geist, um die Chance zu erkennen, muss man allerdings selbst beisteuern.

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