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Dienstag, 23. April 2024
10 Jahre Android

Runder Geburtstag für fleißigen Datensammler

Telekom Hintergrund | Dominik Schebach | 28.10.2018 | |  Archiv
Happy Birthday Android
(© Goolge) Happy Birthday Android (© Goolge)

Happy Birthday Android: Am 22. Oktober 2008 kam in den USA das erste Android-Smartphone auf den Markt. Das HTC Dream wurde am Markt als T-Mobile G1 eingeführt. Heute hat das Betriebssystem mit Ausnahme von iOS alle Alternativen vom Markt gedrängt.

Anfänglich wurde das von Google gepushte Betriebssystem von den etablierten Herstellern belächelt bzw. total unterschätzt. Die großen Namen der Branche kämpften zwar schon mit einem neuen Herausforderer, trotzdem maßen sie dem Newcomer mit dem grünen Roboter als Logo kaum große Bedeutung zu. Dabei hatte Google gegenüber den traditionellen Herstellern einen entscheidenden Vorteil. Der US-Konzern musste damals auf keine Befindlichkeiten in irgendwelchen Produktionsabteilungen Rücksicht nehmen.

Die Software-Schmiede von Google konnte sich ausschließlich auf ihre Ziele konzentrieren. Und während Nokia eher lustlos mit Symbian und später Maemo herumexperimentierte oder Microsoft mit Windows Mobile nie so richtig in die Gänge kam, brachte Google ein Betriebssystem auf den Markt, das funktionierte und auch für Apps-Entwickler atttraktiv war und ist. Kein Wunder also, dass Android innerhalb weniger Jahre alle Alternativen mit Ausnahme von Apples iOS verdrängt hat. Heute ist Android auf rund 85% aller verkauften Smartphones zu Hause und ein ernsthafter Konkurrent ist derweil nicht in Sicht.

Inzwischen hat sich Android allerdings auch anderen Geräten wie Smart-TVs, Wearables, Autos oder vernetzten Kleingeräten breit gemacht. Der Erfolg von Android hängt wohl auch damit zusammen, dass Google als Software-Company ein unsentimentales Verhältnis zur Hardware hatte und auch heute noch hat. Die Hardware, die dankenswerterweise von anderen Unternehmen produziert und vertrieben wird, ist dem Suchmaschinen-Giganten im Endeffekt weitgehend wurscht. Solange Smartphones das Android-System unterstützt und gewisse Mindestanforderungen erfüllen, ist alles in Ordnung. Denn Google ist es von Anfang an nur um die Daten der User gegangen. Deswegen hat der Softwarekonzern das Betriebssystem bisher auch immer kostenlos lizenziert. Aber diesen Wert der Daten hatten die Hardwarehersteller damals zum Startzeitpunkt nicht verstanden.

Aber auch heute muss man sich immer wieder vor Augen halten, welch eine effiziente Datensammelmaschine Google mit Android geschaffen hat. In Kombination mit seiner App-Suite weiß Google, welche Seiten wir ansurfen, welche Themen uns interessieren, nach welchen Produkten wir suchen und ob wir nach der Suche auch in das entsprechende Geschäft gehen, um das Produkt zu kaufen. Deswegen müssen unter den derzeitigen Lizenzbedingungen Hersteller, die Android für ihre Smartphones verwendeten, auch immer einige Dienste wie Google Suche, den Webbrowser oder Maps installieren. Außerdem hat Google mit seiner Lizenzpolitik den Smartphone-Hersteller verboten, eigene Versionen des Android-Betriebssystem ins Angebot aufzunehmen. Nichts soll die Datensammelmaschine stören.

Wie man mit den Informationen aus diesen Apps den höchst lukrativen Werbemarkt anzapfen kann, demonstriert heute Google jeden Tag aufs Neue. Zuletzt dürfte der Konzern den Bogen dabei allerdings etwas überspannt haben. Dass die EU-Wettbewerbshüter dem Unternehmen eine massive Strafe aufgebrummt haben, das hätte Google vielleicht noch weggesteckt. Dass aber Google ab 29. Oktober das Betriebssystem aufschnüren muss, das schmeckt dem Konzern gar nicht. Denn Google war immer darauf bedacht, dass sich die Android-Welt nicht zu sehr zersplittert.

Genau das wird allerdings nun passieren. Wichtige Apps von Google werden in Zukunft nicht mehr automatisch vorinstalliert. Stattdessen müssen die Smartphone-Produzenten Lizenzen an den Internet-Riesen zahlen, wenn sie Anwendungen wie Google-Suche, den Browser Chrome oder Google Maps in Europa auf ihren Smartphones ausliefern wollen. Die Rede ist hier von bis zu 40 Dollar pro Smartphone, abhängig vom Zielland und der Bildschirmauflösung. Gleichzeitig steht es allerdings Samsung, Sony, Huawei, LG innerhalb der EU nun frei, eigene Anwendungen auf ihren Android-Smartphones zu installieren.

Vor zehn Jahren hatten die damaligen Handyhersteller Android kaum ernst genommen. Die Folge war, dass sich die Macht im Handybusiness von den Hardware-Herstellern zum Entwickler des Betriebssystems verschoben hat. Ob ein Urteil der EU-Wettbewerbsbehörde ausreicht, um diese marktbeherrschende Stellung  aufzubrechen, muss sich erst zeigen. Die nächsten zehn Jahre werden jedenfalls recht spannend. 

 

 

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