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Samstag, 20. April 2024
„Luft nach oben“

RTR: Schleppender Glasfaserausbau in Österreich

Telekom | Dominik Schebach | 29.10.2018 | |  Archiv
Der Glasfaserausbau in Österreich leidet unter hohen Ausbaukosten. (Foto: Expert Nöhmer) Der Glasfaserausbau in Österreich leidet unter hohen Ausbaukosten. (Foto: Expert Nöhmer)

Im internationalen Vergleich hinkt Österreich beim Glasfaserausbau weiterhin hinterher. Nach Auswertung zusätzlicher Daten hat die RTR erst heute wieder diesen Trend bestätigt – sowohl bei privaten und geschäftlichen Glasfaseranschlüssen ins Haus, aber auch beim Ausbau bis zur Bordsteinkante. Der Grund: Den hohen Ausbaukosten stehe eine geringe Nachfrage gegenüber.

„Rund 261.200 österreichischen Haushalten und Unternehmensstandorten steht ein Glasfaseranschluss bis in die eigenen vier Wände zur Verfügung bzw. könnte dieser rasch hergestellt werden,“ erklärt dazu Telekom-Regulator Johannes Gungl. Aber nur jeder Fünfte nutzte diese Technologie auch (rund 56.800 oder 22%). Das zeigt eine Erhebung der RTR, die sie jetzt in ihrem neuen Bericht „Internetanschlüsse über Glasfaser in Österreich: Status Quo und Ausblick“ veröffentlicht.

Steht die Glasfaser bis zur Grundstücksgrenze bzw Hausmauer (FTTB) zur Verfügung, so fällt die Nutzung noch geringer aus. Rund 81.000 Haushalte könnten so angeschlossen werden, nur etwa 14.500 nutzen die schnelle Verbindung aber tatsächlich (18%). Insgesamt lag die FTTB/H-Netzabdeckung damit bei ca. 340.000 Haushalten und Unternehmensstandorten, was einer Abdeckung von 7,4% entspricht.

Geringe Nachfrage und Zahlungsbereitschaft

Damit zeige sich einerseits der nach wie vor geringe Versorgungsgrad mit FTTH bzw FTTB, andererseits schließt die RTR aus den Anschlussraten auch auf eine geringe Nachfrage nach bzw Zahlungsbereitschaft für Glasfaseranschlüssen und großen Bandbreiten. Im EU-Vergleich belegt Österreich eine Platzierung im unteren Drittel bei genutzten Breitbandanschlüssen mit einer Downloadrate größer gleich 30 Mbit/s. Und das obwohl hohe Bandbreiten bereits dank NGA-Technologien in Kupfer- oder Kabelnetzen meist erhältlich wären. Österreich rangiert bei dieser Versorgung mit Next-Generation-Access im EU-Vergleich im oberen Drittel.

Den Grund für die geringe Nachfrage macht die RTR in der deutlichen Preisdifferenzierung aus, die von den meisten Betreibern in Österreich betrieben wird. „Da hohe Bandbreiten für Kundinnen und Kunden in der Regel deutlich teurer sind als geringere, haben sie einen starken Anreiz nur die Bandbreite nachzufragen, die sie tatsächlich brauchen. Und das überschreitet offenbar kaum die 30 Mbit/s,“ so Gungl. Daneben gibt es eine gute Versorgung mit Mobilfunknetzen, die vielfach ebenfalls für breitbandigen Internetzugang genutzt werden.

Teurer Ausbau

Erschwerend kommen die hohen Ausbaukosten in Österreich hinzu. 70% bis 90% der Ausbaukosten entstehen durch Grabungsarbeiten. In Österreich gebe es nur wenige Leerrohre, um Kabel einzuziehen oder einzublasen wie etwa in Portugal, Spanien oder Litauen. Luftverkabelung wie in Rumänien oder Lettland sei in Österreich aber stark beschränkt oder verboten, wie die RTR weiter ausführt. Hinzu kommen die nachteilige Bodenbeschaffenheit und die ungünstige Verteilung der Bevölkerung. „In den Niederlanden macht der sandige Boden den Ausbau leichter, in Island ist es die Konzentration der Bevölkerung auf die Hauptstadt Reykjavik“, so Gungl.

Derzeit werden in Österreich die alten Kupferkabeln Schritt für Schritt in Richtung Endkunde durch Glasfaser ersetzt. Derzeit erreiche die Glasfaser in der Regel den Kabelverzweiger/Schaltschränke auf der Straße. Dieses FTTC (Fiber to the Cabinet) sei allerdings nur als Zwischenschritt zu verstehen. Zwar werden so – in Kombination mit Technologien wie Vectoring – hohe Bandbreiten zum Endkunden hin möglich. Die RTR geht allerdings davon aus, dass der steigenden Breitbandbedarf langfristig nur mit FTTH/B zu decken sei.

Um den dafür notwendigen Ausbau auch entsprechend anzukurbeln, fordert Gungl entsprechende Förderprogramme. Schließlich sei flächendeckende Versorgung mit schnellen Internetanschlüssen im Interesse von Wirtschaft und Gesellschaft. „Den weiteren FTTH/B-Ausbau sollten daher zusätzliche Förderprogramme durch die öffentliche Hand und das Ermöglichen von Teilen der Infrastruktur sicherstellen“, so Gungl.

Zwar gebe es in Österreich im ersten Schritt die Breitbandmilliarde. Viele der dadurch geförderten Projekte werden allerdings erst in nächster Zeit in Angriff genommen oder fertiggestellt und dann in den Statistiken sichtbar. Daneben legt die „Zentrale Informationsstelle für Infrastrukturdaten“ (ZIS) bei der RTR Grabungsarbeiten und leere Rohre offen, um Synergien nutzbar zu machen und den Ausbau zu erleichtern.

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