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Donnerstag, 28. März 2024
GPA argumentiere realitätsfern

Zäher Beginn der KV-Verhandlungen

Hintergrund | Dominik Schebach | 02.11.2018 | |  Archiv
In der ersten KV-Verhandlungsrunde zwischen den Vertretern des Handels und der Gewerkschaft lagen die Positionen noch weit auseinader. Die nächste Runde ist für den 8. November angesetzt. (Foto: Rainer Sturm/pixelio.de) In der ersten KV-Verhandlungsrunde zwischen den Vertretern des Handels und der Gewerkschaft lagen die Positionen noch weit auseinader. Die nächste Runde ist für den 8. November angesetzt. (Foto: Rainer Sturm/pixelio.de)

Mit der Übergabe der Forderungen der Arbeitnehmerseite begannen diese Woche die KV-Verhandlungen im Handel. Beide Seiten bezeichneten den Auftakt als besonders zäh. Während die GPA den Arbeitgeber-Vertretern Gesprächsverweigerung vorwirft, verkenne die Gewerkschaft nach Ansicht der WKÖ die reale Situation im Handel. Die Verhandlungen sollen am 8. November fortgesetzt werden.

Die Inflation von 2% steht außer Streit, aber sonst konnten sich die beiden Seiten in den KV-Verhandlungen diese Woche auf so ziemlich gar nichts einigen. Die Arbeitnehmerseite fordern einen Ausgleich zur Regelung des 12-Stunden-Tages. „Die Arbeitgeber des Handels lassen bei den KV-Verhandlungen bislang jede Ernsthaftigkeit vermissen und betreiben Gesprächsverweigerung bei dem für uns zentralen Thema Arbeitszeit. Respekt gegenüber den Beschäftigten sehen jedenfalls anders aus “, so die Chefverhandlerin der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), Anita Palkovich kämpferisch.

Die Gewerkschaft argumentiert, dass die neue 12h-Regelung sich negativ auf die Lebensqualität und die Einkommen der Beschäftigten auswirke. Der Forderungskatalog umfasst deswegen eine

  • leichteren Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche,
  • Beschränkung und besseren Bezahlung am 24. und 31.12.,
  • Förderung von Bildung mit Rechtsanspruch,
  • Altersteilzeit mit Rechtsanspruch und
  • Karenzzeitenanrechnung für alle Ansprüche.

Zumal der Handel nach Darstellung der GPA derzeit besonders gut dastehe.

Nicht nachvollziehbar

Eine Ansicht, die von den Verhandlern der WKÖ umgehend zurückgewiesen wurde. Angesichts der unterschiedlichen Positionen spricht Peter Buchmüller, Obmann der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und Chefverhandler der Arbeitgeber-Seite, von einem schwierigen Beginn der Verhandlungen: „Es war ein Auftakt, der sich zäh gestaltet hat.“ Man sei bereit zu einer Reallohnerhöhung und willens, auch bei der Höhe der Lehrlingsentschädigungen erneut „einen größeren Schritt“ zu machen. „Aber angesichts diverser Unsicherheiten muss bei den Verhandlungen zum Kollektivvertrag für das Jahr 2019 mit Augenmaß und Vorsicht vorgegangen werden“, fordert der Branchensprecher des heimischen Handels. Deswegen sei für die Arbeitgeber auch die Forderung nach einer Abfederung der Möglichkeiten, länger zu arbeiten, nicht nachvollziehbar. „Bei Bedarf flexibel arbeiten zu können kommt auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugute, die Nachfrage ist groß“, so Peter Buchmüller.

Es gehe den Handelsbranchen – entgegen den Darstellungen der Gewerkschaft – aktuell nicht besonders gut, wie Buchmüller feststellte. So hat die reale Umsatzentwicklung im Handel im ersten Halbjahr 2018 -0,6% betragen. Die Gewerkschaft argumentiere realitätsfern, wenn sie etwa behauptet, dass ein großer Teil des Onlinehandelsumsatzes in Österreich bleibe. Das entspricht nicht den Tatsachen, wie Buchmüller betonte: Vielmehr fließe viel Kaufkraft zu ausländischen Online-Handelsgiganten ab. Zudem befinde sich der Handel im Wettbewerb mit anderen Branchen. So verschieben sich immer mehr Konsumausgaben in Österreich vom klassischen Handel vermehrt in Richtung Dienstleistungen und Gastronomie sowie in Wellness- sowie andere Freizeitaktivitäten. Das führe dazu, dass 40% der Handelsbetriebe keine Gewinne erzielen. „Daher muss alles getan werden, um die Wettbewerbsfähigkeit des stationären Handels zu stärken und zu sichern“, unterstreicht Sonja Marchhart, Leiterin des Referates für Sozialpolitik der Bundessparte Handel.

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