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Mittwoch, 24. April 2024
Studie „Erneuerbare Energie in Österreich“

Erneuerbare: Hohe Akzeptanz für Energiewende

Hintergrund E-Technik | Dominik Schebach | 20.03.2019 | |  Archiv

Ob Windkraft, Photovoltaik, Kleinwasserkraft oder auch Elektromobilität – die Bevölkerung steht der Energiewende sehr positiv gegenüber. Das zeigt die aktuelle Studie „Erneuerbare Energie in Österreich“ der Uni Klagenfurt und WU Wien, die gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Deloitte und Wien Energie erstellt wurde. Allerdings scheint es für viele an attraktiven Anreizen zu mangeln, damit sie selbst aktiv werden.

„Die Stimmung in der österreichischen Bevölkerung gegenüber erneuerbaren Energien ist traditionell sehr positiv. Der Weg für den großflächigen Umbau des Energiesystems ist bereitet. Der Ausbau selbst hält damit allerdings noch nicht Schritt“, erklärt Nina Hampl, Studienautorin der Universität Klagenfurt und WU Wien. Für die Studie untersuchen seit 2015 die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, die WU Wien, Deloitte und Wien Energie die Einstellung der österreichischen Bevölkerung zum Thema Energiewende. Laut den diesjährigen Ergebnissen stößt die Photovoltaik mit 88 % auf die meiste Akzeptanz in der Bevölkerung. Kleinwasserkraft folgt mit 74 % an zweiter Stelle, die Windkraft knapp danach mit 72 %.

Besonders interessant für die Branche: Das Interesse für Photovoltaik und Stromspeicher nimmt weiterhin zu. Die Akzeptanz der PV hat in diesem Zusammenhang nicht nur einen neuen Höchststand erreicht, hier wollen auch viele Österreicherinnen und Österreichern selbst aktiv werden. 12 % der Befragten geben an, dass auf ihrem Wohngebäude der Bau einer Photovoltaikanlage geplant ist. Interessant sind in diesem Zusammenhang die finanziellen Erwartungen: 45 % der Befragten geben an, dass eine Photovoltaikanlage in sechs bis zehn Jahren abbezahlt sein soll. Eine deutliche Zunahme gibt es auch beim Interesse an Stromspeichern. So hat sich bereits fast ein Drittel der befragten Planer von Photovoltaikanlagen entschieden, auch einen Stromspeicher zu kaufen.

Ein höheres Interesse ergibt sich auch bei gemeinschaftlichen Erzeugungsanlagen in Wohnhäusern. „64 % interessieren sich für die Beteiligung an einer Gemeinschaftsanlage. Sie wollen damit nachhaltig Strom erzeugen und gleichzeitig Stromkosten sparen“, erklärt dazu Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie.

Windkraft stößt an Grenzen

Ein differenzierteres Bild zeigt sich bei der Windkraft. Sie soll bei der Erreichung der Klimaziele eine wesentliche Rolle spielen. Dafür müsste die Erzeugungskapazität von Windkraft in Österreich bis 2030 verdreifacht werden. Die Zustimmung für Windkraft liegt derzeit bei rund 72 %. Im Bundesländervergleich gibt es allerdings große Schwankungen. So sehen im Burgenland 88 % der Befragten Windkraft positiv, in Tirol und Vorarlberg hingegen sind es nur rund 65 %. Kurz, mit zunehmenden Wissen zum Thema bzw auch der unmittelbaren Erfahrung mit Windkraft steigt auch die Zustimmung zum weiteren Ausbau.

Elektromobilität

Bei der Elektromobilität setzt sich der positive Trend der vergangenen Jahre fort. Der Anteil jener Befragten, die schon beim nächsten Autokauf auf Elektroantrieb umsteigen wollen, liegt heuer bei 18 % und ist leicht gestiegen. Insgesamt wächst die Gruppe der potenziellen Elektroautokäuferinnen und -käufer stetig und macht derzeit 54 % aus. Das kann auch mit der steigenden Erfahrung mit Elektroautos zusammenhängen. So ist fast jeder vierte Befragte bereits in einem Elektroauto gefahren. Einen weiteren Schub erwarten sich die Studienautoren vom derzeitigen Ausbau der Ladeinfrastruktur.

#mission2030 findet breite Unterstützung

Generell werde das Vorhaben der Bundesregierung für den Ausbau erneuerbarer Energien von der Bevölkerung gut aufgenommen, befinden die Studienautoren. Die österreichische Klima- und Energiestrategie #mission2030 setzt unter anderem auf das Ziel, den Stromverbrauch bis 2030 national bilanziell zu 100 % aus erneuerbaren Energien zu decken. „87 % der Befragten ziehen bei dieser Strategie mit und die Bevölkerung ist bereit, selbst aktiv zu werden. Die allgemeine Stimmung für den Ausbau der erneuerbaren Energien ist damit so gut wie noch nie“, betont Studienautorin Nina Hampl.

Neun von zehn Befragten begrüßen die Möglichkeiten zur aktiven Teilnahme am Energiesystem. Das kann etwa eine eigene Photovoltaikanlage sein oder auch die Beteiligung an Gemeinschaftsanlagen. Fast ein Drittel der Befragten kann sich den Einstieg in ein Bürgerbeteiligungsprojekt vorstellen. Auch die Beschleunigung und Verkürzung von Genehmigungsverfahren für neue Kraftwerke wird gutgeheißen. „Die Zustimmung der Bevölkerung ist da, jetzt sind die Entscheidungsträger gefragt. Die Politik muss die rasche Umsetzung des geplanten Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes sicherstellen, damit die Industrie mit entsprechenden Investitionen nachzieht. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass der Begeisterung die Ernüchterung folgt. Dann ist das Momentum für die Energiewende verloren“, so Deloitte Partner Gerhard Marterbauer abschließend.

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