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Donnerstag, 25. April 2024
Jahresziel von 30.000 neuen Jobs 2018 erreicht

WKÖ-Scheichelbauer-Schuster: Betriebe in Handwerk und Gewerbe „brummen“

Die Branche | Elektro AT | 10.04.2019 | |  Branche
Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, fordert Anreize und Spielräume für die heimischen Betriebe, um das Investitionsniveau hoch zu halten. Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, fordert Anreize und Spielräume für die heimischen Betriebe, um das Investitionsniveau hoch zu halten. (© WKÖ) In den heimischen Gewerbe- und Handwerksbetrieben sind im Vorjahr die Mitarbeiter wie auch die Lehrlingszahlen gewachsen, zudem wurden die Investitionen pro Mitarbeiter deutlich gesteigert. Als größtes Problem ortet die Sparte einmal mehr den Fachkräftemangel.

„Die Handwerks- und Gewerbebetriebe in Österreich brummen. Die gute Auslastung sollte sich auch in die beiden ersten Quartale ziehen. Besonders erfreulich ist, dass wir mit 30.000 neuen Jobs das im vergangenen Jahr gesteckte Ziel erreicht haben. Für 2019 erwarten wir einen Jobzuwachs in einer vergleichbaren Größenordnung. Das Plus von 5,9 Prozent bei den Lehrlingen im 1. Lehrjahr und das Gesamtplus von 3 Prozent zeigt, dass die Lehre deutlich attraktiver wurde. Die mehr als 230.000 Betriebe in Handwerk und Gewerbe mit ihren rund 790.000 MitarbeiterInnen sind derzeit gut auf Kurs, das ist ein wichtiges Signal“, erklärte am gestrigen Dienstag, Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk.

Für das erste Halbjahr 2019 sei aus Sicht der Obfrau „nur eine geringe Abschwächung“ zu erwarten. Denn der Anteil der Unternehmen mit einem Auftragsbestand von 20 Wochen und mehr ist von 7 auf 12 Prozent angestiegen, nur die Hälfte der Betriebe kann sofort Aufträge übernehmen. Die nominelle Umsatzentwicklung im Gesamtjahr lag bei drei Prozent über dem Vorjahresniveau. Dazu kommt, dass die Betriebe ein deutliches Plus bei den Investitionen verzeichnen konnten. „2018 konnten wir das Investitionsniveau pro Beschäftigtem deutlich von 4.700 Euro pro Beschäftigten auf 5.200 Euro steigern. 2019 wollen 43 Prozent der Betriebe investieren. Und weil diese Investitionen vielfach Zukunftsinvestitionen in Digitalisierung und weitere Technologisierung sind, benötigen die Betriebe Anreize und zusätzliche Spielräume“, unterstrich Scheichelbauer-Schuster in Hinblick auf eine Entlastung der Betriebe im Rahmen der Steuerreform etwa durch einen Investitionsfreibetrag. Zudem seien Maßnahmen bei den Lohnnebenkosten im Fokus, damit Arbeit in Österreichs größter Arbeitgebersparte wieder leistbarer werde.

Fachkräftemangel mit wesentlichen Auswirkungen auf die Branchen

Als Herausforderungen in den kommenden Monaten nannte die Obfrau den Fachkräftemangel, der zuletzt weiter zugenommen hat – insbesondere im Bausektor. In der Auswertung der KMU Forschung Austria ist der Anteil der Betriebe mit Fachkräftemangel von 27 Prozent 2016 auf 45 Prozent 2018 angestiegen. Dies werde auch an den folgenden Beispielen deutlich: Bei den Elektroinstallateuren und -monteuren gab es in sechs Bundesländern weniger als einen vorgemerkten Arbeitslosen für zwei offene Stellen. Bei den Bau- und Möbeltischlern meldeten Tirol und Salzburg einen eklatanten Mangel an Fachkräften. Bei den Dachdeckern gab es in sechs Bundesländern weniger als einen vorgemerkten Arbeitslosen für zwei offene Stellen. In allen drei Fällen war in Wien die Job-Situation entspannter.

„Der Fachkräftemangel im Gewerbe und Handwerk ist somit nachweislich für die unterschiedliche Wachstumsentwicklung in den einzelnen Bundesländern und Branchen verantwortlich. Deshalb versuchen wir als WKÖ und als Sparte konsequent unsere Hausaufgaben im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung und der Fachkräftesicherung zu erledigen“, unterstrich Scheichelbauer-Schuster, die auf die verschiedenen Lehrberufspakete, die Bildungsoffensive der WKÖ mit der Neuausrichtung der beruflichen Bildung in Hinblick auf die Digitalisierung und Anstrengungen des AMS bei der Verbesserung der überregionalen Vermittlung verwies. Aber natürlich müsse auch das „Sozialprestige der Lehre“ wieder deutlich steigen. „Wir wollen zeigen, dass die Lehre und die verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten tolle Karriereperspektiven bieten. Als Handwerks- und Gewerbetreibende müssen wir unsere Rolle auch als Botschafter für die berufliche Bildung sehen“, so Scheichelbauer-Schuster.

Konjunkturzahlen im Detail

2018 entwickelten sich Mechatroniker Metalltechniker, Hafner, Platten-und Fliesenleger, Gesundheitsberufe, Kunsthandwerke, Tischler positiv. Unterdurchschnittlich blieb aber der Bau. Der Bereich des Bauhauptgewerbes berichtet zudem von überdurchschnittlichen Herausforderungen im Bereich Eigenkapital und Kreditaufnahme. Schlusslichter in der Konjunkturstatistik sind Fotografen, die Fahrzeugtechnik und die Friseure, analysiert Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria. Erstmals seit langem konnten die Verkaufspreise im Gewerbe und Handwerk die Inflationsrate abbilden. Zudem hat im Ausblick für das Jahr 2019 das Problem der Preiskonkurrenz deutlich abgenommen, und zwar von 74 Prozent (2016) auf 50 Prozent der Nennungen. „Das bedeutet, dass die Betriebe die gute Konjunktur auch wieder in den Preisen abbilden konnte“, so Enichlmair. Die preisbereinigte Umsatzentwicklung betrug 2018 1,1 Prozent im Vergleich zum BIP-Wachstum von 2,7 Prozent.

Die Beurteilung der Geschäftslage im ersten Quartal fällt sehr positiv aus. Im Vergleich zum ersten Quartal 2018 gibt es nur eine geringe Abschwächung und es überwiegen die Betriebe mit guter Geschäftslage im Vergleich zu Betrieben mit schlechter Geschäftslage. „Bei den Erwartungen an das zweite Quartal überwiegen die Unternehmen mit positiven Erwartungen um elf Prozentpunkte. Dies ist immer noch ein hohes Niveau, wenngleich um fünf Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr. Beim Personal sollen im zweiten Quartal 2019 um 14 Prozent mehr Jobs geschaffen werden, was eine zusätzliche Steigerung zum Vergleichszeitraum 2018 darstellt“, so die KMU-Expertin.

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