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Mittwoch, 24. April 2024
[UPDATE] Stellenstreichungen und Auslagerung von Mitarbeitern fixiert – ohne Investor gehen im Herbst die Lichter aus

Personeller Kahlschlag bei Loewe?

Multimedia | Wolfgang Schalko | 29.05.2019 | | 11  Unternehmen
Die Geräteproduktion in Kronach hat offenbar keine Zukunft – allerdings liegt die letztgültige Entscheidung bei einem noch zu findenden Investor. Die Geräteproduktion in Kronach hat offenbar keine Zukunft – allerdings liegt die letztgültige Entscheidung bei einem noch zu findenden Investor. (© Loewe) Wie die „Süddeutsche Zeitung” (SZ) berichtet, bahnt sich beim insolventen TV-Hersteller Loewe ein großer Stellenabbau an. Demnach will man bald weitgehend im Ausland fertigen lassen – was die Abkehr von „Made in Germany” sowie die Entlassung der meisten der knapp 500 Mitarbeiter am Stammsitz in Kronach bedeuten würde.

Gewissheit soll eine für den morgigen Dienstagnachmittag angesetzte Betriebsversammlung bringen – bei der der personelle Kahlschlag verkündet werden könnte. Hinter dem massiven Stellenabbau vermutet die SZ die Absicht, die Braut für potenzielle Investoren aufzuhübschen – denn Loewe braucht dringend frisches Kapital. Mit diesen Einschnitten soll nicht zuletzt der Plan einhergehen, Loewe-Fernseher nicht mehr in Deutschland, sondern im Ausland zu fertigen, um die Kosten zu senken.

Laut SZ habe der Vorsitzende der Loewe Geschäftsführung Ralf Vogt, die Pläne indirekt bestätigt: „Ja, es kann zu Einschnitten kommen, die über den bisherigen Planungen liegen”, wird dieser zitiert. Letztendlich sei der Umfang der Stellenstreichungen „auch vom Konzept eines zukünftigen Investors abhängig.” Man müsse aber unabhängig davon „die Kosten an die Umsatzerwartungen anpassen, um das Unternehmen in die Gewinnzone zu steuern.” Dabei sei „die Verlagerung weiterer TV-Produktlinien eine Option, die derzeit intensiv untersucht wird.” Im Zuge dessen würden aktuell mit den Arbeitnehmervertretern „unterschiedliche Optionen besprochen, solange das Unternehmen ohne neuen Investor agiert.”

Zwar soll Vogt auf Nachfrage keine Angaben zur Höhe der aufgelaufenen Verluste und zum Schuldenstand gemacht haben, einem von der SZ nicht näher genannten Insider zufolge soll es sich jedoch um „brutal rote Zahlen” handeln.

Auch beim vorläufigen Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung sah und sieht sich das Loewe-Management offenbar mit diversen Problemen konfrontiert: Der SZ zufolge sollen unmittelbar nach Bekanntgabe der Insolvenz die Lieferanten einen Stopp veranlasst und zusätzliche Sicherheiten gefordert haben. „Der größte Teil” soll laut Vogt inzwischen wieder liefern – offenbar aber nicht alle. Als Konsequenz habe man die Geräteproduktion weitgehend einstellen und auch die Lieferungen an den Handel aussetzen müssen. Das sei, so Vogt, bei Insolvenzen aber nicht ungewöhnlich, außerdem habe man „in den letzten Tagen” wieder mit der Auslieferung begonnen.

[UPDATE] Der finale Countdown

Die gestrige Betriebsversammlung hat etwas Licht in die konfuse Situation in Kronach gebracht. Maximal sechs Monate würden den Loewe-Verantwortlichen noch bleiben, um das insolvente Traditionsunternehmen zu retten, erklärte Sachwalter Rüdiger Weiß in Anschluss der SZ: „Wenn wir bis Ende November keinen Investor gefunden haben, werden zumindest was die Produktion hier angeht, die Lichter ausgehen.” Länger sei es nicht möglich, mit den vorhandenen Finanzmitteln das Geschäft aufrecht zu erhalten.

Um einem potenziellen Investor den Einstieg schmackhafter zu machen, sollen mehrere hundert der insgesamt 450 Stellen bei Loewe abgebaut werden. In einem ersten Schritt will man von 1. August an 300 Beschäftigte aus dem Unternehmen in eine eigens zu gründende Transfergesellschaft ausgliedern – weitere könnten folgen. Denn laut Weiß würde Loewe derzeit nur etwa 150 Beschäftigte benötigen.

Die zwischenzeitlich teilweise ins tschechische Pilsen ausgelagerte Teil-Fertigung von TV-Geräten will das Unternehmen kurzfristig wieder nach Kronach zurückholen, um die Kapazitäten vor Ort auszulasten. Kolportierte Pläne, die Produktion zur Gänze ins billige Ausland zu verlagern, habe man indes verworfen. Denn potenzielle Übernehmer hätten signalisiert, dass ihnen an einer Produktion in Deutschland gelegen sei. Seitens der Gewerkschaft IG Metall sprach man dahingehend von einem „kleinen Lichtblick”.

Was die Suche nach einem Investor angeht, gab sich Weiß zuversichtlich und sprach von mehreren Interessenten. Problematisch bleibt indes die Liquidität: Der monatliche Liquiditätsbedarf soll zwischen fünf und zehn Millionen Euro liegen. Das aktuelle Geschäft könne mit einem Massekredit am Laufen gehalten werden, dessen Volumen Weiß grob mit „im mehrstelligen Millionenbereich” bezifferte. Die Löhne und Gehälter der Loewe-Mitarbeiter sind über das Insolvenzgeld für Mai bis einschließlich Juli gesichert.

[UPDATE] Leichte Entspannung an der „Front”

Als überzeugter Loewe-Händler will Hannes Katzenbeisser auch in dieser schwierigen Phase „die Fahnen hoch halten”. Allerdings „wäre es schön langsam Zeit, dass die Verantwortlichen uns Rückendeckung geben und zeigen, dass sie hinter uns stehen. Und vielleicht einmal ‚Danke‘ zu uns sagen. Momentan haben wir wenig bis nichts, mit dem wir gegenüber dem Kunden auftreten können.”

Dazu kämen eine Reihe abweichender und unvollständiger Aussagen, sodass man zum Teil selbst im Dunkeln tappe. Das mache es für ihn als Händler nicht gerade einfacher, ändere aber nichts daran, dass Loewe „ein Spitzenprodukt” sei. „Wir kommunizieren die Situation daher ganz offen an unsere Kunden – und die vertrauen uns hier mehr als einer Marke. Aber es ist ganz wichtig, das Thema anzusprechen und bestmöglich für Klarheit zu sorgen.”

Auch die Situation, dass die beiden Österreich-Gebietsverkaufsleiter Andreas Kallunder und Mathias Rosenkranz nicht mehr in Amt und Würden sind und der heimische Fachhandel somit ohne jegliche Außendienst-Betreuung von Loewe dasteht, könne man laut Katzenbeisser meistern – schließlich sei man mit dem Produktportfolio ohnehin vertraut und eventuelle Fragen ließen sich auch mit dem Loewe-Innendienst klären.

Für Katzenbeisser ist es jedenfalls „traurig, dass es zum zweiten Mal so weit kommen musste.” Denn der aktuelle Ablauf sei der ersten Insolvenz erschreckend ähnlich: Man habe offenbar geglaubt, spitz und tief genug in den Markt eingedrungen zu sein, um mit dem Sortiment in die Breite gehen zu können – eine fatale Fehleinschätzung, wie Katzenbeisser meint. Dennoch gibt er sich optimistisch: „Loewe ist der Erfinder des Fernsehens – es muss weitergehen. Und ich bin überzeugt, dass es das auch wird.”

Heute Nachmittag kamen dann auch endlich positive Nachrichten aus Kronach: Die Fertigung läuft offenbar wieder und die Auslieferung der bereits georderten Geräte soll nun Zug um Zug erfolgen.

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Kommentare (11)

  1. Das Problem ist doch das soviel Händler seit zig Jahren nur mehr billig billig verkaufen (können/wollen) ,da sie dem Kunden gar nicht mehr erklären wollen warum sie 3K statt 800.- ausgeben sollen…
    Ist ja auch so viel leichter den Samsung von der Palette runter zu verkaufen.
    Ich hab in meiner „LOEWE“ Zeit gerne 30min erklärt und den zigfachen Umsatz geschrieben und dementsprechenden db erzielt….
    Wer der Kundin in 10 Sekunden zeigen kann wie Sie ihre Lieblingssendung aufnehmen kann hat schon gewonnen, 100er male durchgeführt, zu 90% Erfolg gehabt !

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  2. Das ist leider so wenn die Leute 1000€ Handys haben teure Autos fahren und beim Fernseher zu Schnorrer werden . (Denn kann man ja auch schlecht herzeigen )
    Leider schätzen die Leute nicht die tolle Qualität und die Funktionen von Loewe sondern fördern die Fernost Hersteller aus China und co . Die innerhalb der Garantie Nicht Repariert sondern ausgetauscht werden . Die anderen 1-3 Jahre alten sind dann Sondermüll . Super was die Eu da unterstützt . Schade falls es wirklich dazu kommt dann ist der letzte echte Deutsche Fernsehhersteller auch weg . Metz ist ja schon Chinesisch .

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  3. Filetierung der FA. LOEWE….und ich bleib wieder Mal auf der Garantie sitzen.
    Gratulation. Was soll ich mit den lagernden Geräten jetzt machen? Wertgarantie dazu verkaufen, besser verschenken 😒

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    1. Geht uns auch so. Echt toll.. Wir dürfen wieder mal den Kopf hinhalten…!
      Wir haben Gott sei dank nur mehr 3 Geräte auf Lager… werden jetzt abverkauft und Wertgarantie dazu….

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