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Freitag, 29. März 2024
Denkanstoß von ÖSTERREICHLISTE.AT

TV-Weißbuch: Mehr Programm-Vielfalt in Rot-Weiß-Rot

Multimedia | Wolfgang Schalko | 04.09.2019 | BilderDownloads | | 1  Markt, Wissen
Mit dem Weißbuch „Mehr Programm-Vielfalt in Rot-Weiß-Rot” soll eine medienpolitische Diskussion angestoßen werden. Mit dem Weißbuch „Mehr Programm-Vielfalt in Rot-Weiß-Rot” soll eine medienpolitische Diskussion angestoßen werden. ÖSTERREICHLISTE.AT, der Verein zur Förderung von TV-Programmlisten mit Österreich-Bezug, hat unter dem Titel „Mehr Programm-Vielfalt in Rot-Weiß-Rot” ein medienpolitisches Weißbuch veröffentlicht. Mit dieser umfangreichen Dokumentation sowie zahlreichen Fakten zum österreichischen TV-Markt soll eine objektivierte Diskussion und Meinungsbildung angeregt werden.

In dem Weißbuch werden zwei wesentliche Aspekte behandelt: Einerseits geht es um die österreichischen TV-Konsumenten, die einen fairen Überblick über das empfangbare TV-Angebot erhalten sollen, denen ein leicht fassbarer und technisch bewältigbarer Zugang zu den einzelnen TV-Programmen und -Sendern ermöglicht werden soll und um österreichische TV-Angebote, die so verbreitet werden sollen, dass sie auch in den Programmlisten auffindbar sind. Deshalb hat die Österreichliste.at einen Kriterienkatalog für die Reihung der TV-Sender in Programmlisten erarbeitet, der nach fairen, transparenten und gewichteten Kriterien nahe an den Konsumentenwünschen erstellt ist.

Andererseits geht es um fairen Wettbewerb zwischen den TV-Sendern und Medienhäusern auf der Basis europäischen Rechts, wobei man sich im österreichischen Medienrecht Standards wünschen, bei denen ein „Verdrängungswettbewerb“ durch Zahlungen jener, die es sich leisten können, ebenso wenig statthaft ist wie die durch Zahlungen erreichten Blockaden zu Gunsten der Pakete von einzelnen Medienhäusern, die beim Konsumenten ohne „Abo-Willen“ zu „Schwarzblenden“ zB. der Programmplätze 3-13 führen.

Der Verein wirbt mit den Faktendarlegungen in diesen Bereichen für faire regulatorische und gesetzliche Rahmenbedingungen.

Walter Zinggl, Obmann Verein Österreichliste und Geschäftsführer IP Österreich, bringt es im Vorwort des Weißbuchs auf den Punkt: „Trotz seiner Kleinheit zählt der österreichische Fernsehmarkt zu den wettbewerbsintensivsten in ganz Europa. Die Sender, Vermarkter und Dienstleistungsunternehmen im TV-Business unseres Landes sehen sich daher mit vielerlei Chancen und Herausforderungen, aber auch mit einigen Unwägbarkeiten und Gefahren konfrontiert. (…) Neben dem Wettbewerb des dualen Systems und der einzelnen Sender untereinander braucht der österreichische Fernsehmarkt klare Handlungsmaximen und gesetzliche Vorgaben. Regulative, die ihn in erster Linie nicht einschränken und behindern sollen, sondern vielmehr jenen Spielraum abstecken, in dem sich ein fairer Wettbewerb und eine bunte Angebotsvielfalt dynamisch entfalten können. Genau das kann und muss ein neues, modernes und vor allem zukunftsgerichtetes Mediengesetz leisten. (…) Es besteht Handlungsbedarf. Dringend.”

Einblicke

Das Weißbuch nennt sechs gute Gründe, warum es in Österreich eine neue mediengesetzliche Regelung braucht:

  1. Österreichische Identität unter Druck: Der Wettbewerb im Fernsehmarkt verschärft sich dramatisch. Immer mehr Sender, Programme und neue Anbieter drängen auf den Markt. Ein digitaler TV-Haushalt in Österreich kann heute problemlos mehrere Hunderte Programme empfangen. Doch diese neue, ständig wachsende Vielfalt bringt auch einige Gefahren und negative Auswirkungen mit sich: Die vielfältige Abbildung österreichischer Kultur und Identität ist angesichts der Marktsegmentierung gefährdet und droht zu verschwinden. Entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen sollten das verhindern, wie das auch im Ausland der Fall ist.
  2. Der Wirtschaftsstandort wird geschwächt: Österreichische Programm-Schöpfung, heimische Kreativleistung und damit auch der Medienstandort Österreich und österreichische Arbeitsplätze sind ansonsten ernsthaft bedroht.
  3. Weniger Qualität und weniger Vielfalt: Die Qualität der Programme gerät in eine sich immer schneller drehende Abwärtsspirale. Es gibt „more of the same“ – die Anzahl der Wiederholungen in einzelnen Sendern nimmt dramatisch zu, manche Programme werden nur noch im Markt lanciert, um als zusätzliche Abspielstation für teuer erworbene, internationale Rechtepakete zu dienen. Die Verwertungskette wird endlos in die Länge gezogen. Eine klare Positionierung und ein eigenständiger Charakter von Sendern und Programmen geht verloren.
  4. Zunehmende Verzerrung des Marktes: Die Konkurrenzsituation in einem der wettbewerbsintensivsten Fernseh-Märkte der Welt, zumindest aber Europas, führt bei der Programmierung von Programm-Empfangslisten zu einem gewissen Wildwuchs. Einzelne Marktteilnehmer versuchen, u.a. durch den Einsatz von finanziellen Mitteln, die Reihung in Programmlisten zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Das führt zu einer verzerrten Abbildung des Marktes. In ihrer Grundkonzeption neutrale Dienstleister wandeln sich zu Aggregatoren und haben die Reihung von Programmlisten als ein lukratives Geschäftsfeld für sich entdeckt. Diese eigenmächtige Programmierung von Programmlisten durch die sogenannten Aggregatoren stellt ein europäisches Unikum dar, das es in dieser Form nur im österreichischen Markt gibt.
  5. Die Konsumentinnen und Konsumenten leiden: Das österreichische TV-Publikum ist letztendlich der Leidtragende dieser ungesunden Marktpraxis, da ihm willkürlich zusammengesetzte Programmlisten aufgezwungen werden, die sich oft nur schwer oder kaum den individuellen Bedürfnissen anpassen lassen.
  6. Es herrscht gesetzlicher Handlungsbedarf – die Politik kann für Klarheit und Zuverlässigkeit sorgen: Die Aufnahme und die Reihung von TV-Sendern und -Programmen in Programmlisten für den TV-Empfang sind derzeit gesetzlich nicht geregelt. Es existiert auch keinerlei offizielle Richtlinie für diese Programmlisten-Reihung.

Dazu liefert das Weißbuch auch detaillierte Hintergründe, Fakten und Analysen. ZB: Die massive Zunahme an Sendern und Programmen verschärft den Wettbewerb, insbesondere jenen um die Zuschauer. Dabei spielen aber nicht nur die Inhalte und die Qualität der Programme sowie die inhaltliche Positionierung der Sender eine entscheidende Rolle, sondern auch die Position eines Programms „auf der Fernbedienung“. Die vorderen Plätze auf den Programmlisten, besonders jene auf den ersten neun Plätzen der Fernbedienungen und damit im Wohnzimmer der Zuschauerinnen und Zuschauer sind heiß begehrt. Denn der durchschnittliche TV-Konsument schätzt Abwechslung nur bedingt. Das sogenannte „Relevant Set“ eines Fernseh-Zusehers umfasst lediglich sechs bis zwölf verschiedene Programme. Konkret nutzt ein österreichischer TV-Zuschauer laut ORF-Medienforschung durchschnittlich 9,3 Sender pro Monat um 90 Prozent seines TV-Konsums abzudecken.

Im Fernsehmarkt mischen nicht nur immer mehr Player aus dem eigenen Marktsegment mit, auch aus anderen Mediengattungen und neu entstehenden und sich entwickelnden Sektoren wie dem Internet tauchen neu Mitbewerber auf. Und mancher von ihnen greift im Alltagsbusiness zum versteckten Foul und setzt erhebliche finanzielle Mittel ein, um in den Programmlisten von TV-Geräten und anderen Empfangseinheiten auf einem der vorderen Programmplätze gereiht zu werden. Denn in einem weitgehend ausgeschöpften und hoch kompetitiven Markt lassen sich Zuschauer und Marktanteile vielfach nur noch durch einen Verdrängungswettbewerb gewinnen.

Wege zu Mehr Programm-Vielfalt in Rot-Weiß-Rot

Weiter heißt es in dem Weißbuch: Da eine klare gesetzliche Regelung für die Programmierung einer allgemeingültigen, österreichischen Programmliste fehlt, herrscht ein gewisser Wildwuchs und einzelne Marktteilnehmer sorgen mit eigenen Programmlisten für eine Verzerrung bei der Abbildung des österreichischen Fernsehmarktes. Zur Aufgabe einer konstruktiven und zukunftsorientierten Medienpolitik gehört es, solchen Missständen einen Riegel vorzuschieben und klare, vor allem aber marktgerechte Regeln und Gesetze zu schaffen, die der ungeheuren Dynamik sowohl des gesamten Medien- als auch des Fernsehmarktes im Besonderen gerecht werden. Dazu zählt auch, die Programmierung von Programmlisten per Gesetz klar zu regeln und „Wildwest-Methoden“, wie sie mitunter wegen des Fehlens dieser gesetzlichen Vorgaben existieren, zu unterbinden, zu verbieten und zu sanktionieren.

Auch weil sich der TV-Markt in den vergangenen Jahren extrem geöffnet und einen Wandel wie nur wenige andere Märkte vollzogen hat, gilt es, bei der Belegung und Programmierung von Programmlisten durch eine gesetzliche Regelung Klarheit zu schaffen und jede Einflussnahme auf diese Programmlisten, sei es durch einen Einzelnen oder eine Gruppe, zu untersagen. All das muss im Sinne einer prosperierenden österreichischen Fernseh- und Produktionslandschaft, des künftigen Weiterbestehens einer österreichischen, medialen und kulturellen Identität sowie zum Schutz, Vorteil und Nutzen des österreichischen Fernseh-Publikums erfolgen.

Letztendlich geht es auch um die Zukunft und das Weiterbestehenden einer unabhängigen und eigenständigen österreichischen Fernsehlandschaft, in der alleine bei den Sendern und Vermarktungsgesellschaften an die 5.000 Menschen beschäftigt sind. Zu dieser blühenden Fernsehlandschaft zählen auch die vielen nachgeordneten Dienstleistungsunternehmen und die für sie arbeitenden, kreativen Einzelpersonen – von Regisseuren, Cuttern, Drehbuchautoren und Schauspielern bis hin zu Haarstylisten, MakeUp-Profis, Technikern und Künstler-Agenten sowie vielen anderen. Der TV-Sektor stellt damit neben seinem essentiellen Beitrag zur medialen und kulturellen Identität Österreichs auch einen maßgeblichen Wirtschaftsfaktor mit Milliarden-Umsätzen und deutlich mehr als 10.000 Beschäftigten und noch deutlich mehr indirekt von ihm wirtschaftlich profitierenden und abhängigen Menschen dar.

Das komplette Weißbuch „Mehr Programm-Vielfalt in Rot-Weiß-Rot” finden Sie beigefügt zu dieser Meldung als PDF bzw auf der Webseite der Österreichliste.

Bilder
Die Österreich-Programmliste nach den Vorstellungen von österreichliste.at
Die Österreich-Programmliste nach den Vorstellungen von österreichliste.at
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Weißbuch „Mehr Programm-Vielfalt in Rot-Weiß-Rot”
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Kommentare (1)

  1. Ich bin nicht einverstanden mit diesen Vorschlägen des sogenannten Weißbuchs!

    Beim Medienkonsum darf keinerlei Einmischung vom Gesetzgeber geben! Wenn wir bei TV Programmen anfangen, wie ist es dann mit Streaming Angeboten aus dem Ausland? Wie ist es mit Zeitungen aus dem Ausland die auch keine Wertschöpfung in Österreich haben? Wird der Trafikant dann vom Gesetzgeber gezwungen diese Zeitungen dann zwingend in die 2. Reihe seines Zeitungsständers stellen?
    Nein, der Trafikant positioniert seine Zeitungen so, wie er glaubt seine Kunden am besten zum Kauf bewegen zu können.

    Wer hat diese Sendeliste zusammengesetzt? Ist das keine Willkür? Eine Interessensgemeinschaft inländischer Sender, welche die Existenz von ausländischen Sendern (z.B. ö-rechtilche TV Anstalten aus dem Ausland) einfach ignoriert.

    Es gilt immer noch der Satz: Content is King. Wer den besseren Content hat, gewinnt. Und es geht nicht nur um Blockbuster und Sport Großereignisse, sondern auch lokaler, aktueller Content kann „King“ sein.

    Der Konsument entscheidet was er sehen will und sicher nicht ein Gesetzgeber, oder ein lokale Interessensgemeinschaft.

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