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Freitag, 29. März 2024
Hintergrundkommentar E&W 9/2019

Ist das die Lösung?

Hintergrund | Dominik Schebach | 15.09.2019 | Bilder | |  Meinung

Dominik Schebach
In den USA kann man derzeit ein ungewöhnliches Schauspiel beobachten. Politische Gegner verbünden sich gegen die Tech-Konzerne. Die Kartellbehörde und das Justizministerium haben – wie in der E&W 6/2019 berichtet – im Sommer bereits mehrere Untersuchungen gegen Google, Facebook & Co. eröffnet. Jetzt ziehen die Bundesstaaten nach, und dies, obwohl sich die Vertreter der beiden großen Parteien derzeit in allen anderen Belangen spinnefeind sind.

48 der 50 US-Bundesstaaten (alle außer Kalifornien und Alabama) haben diesen September in einer gemeinsamen Aktion ein Verfahren gegen Google eingeleitet. Dieses soll ua klären, ob der Suchmaschinengigant seine Marktstellung missbräuchlich verwendet und wirklich neutrale Suchergebnisse liefert.Kalter Wind bläst derzeit allerdings auch Facebook, Amazon und Apple um die Ohren – und das im Heimmarkt. Hielten bisher die USA ihre schützende Hand über die Tech-Konzerne, so beginnt sich nun das Blatt zu wenden. Auch in Übersee ist man inzwischen der Meinung, dass die großen vier viel zu mächtig geworden sind. Das kann sich auf die Dauer kein Staat erlauben. Dass die Konzerne ihre Gewinne derweil steuerschonend im Ausland parken, bringt  unter diesen Umständen auch keine Sympathiepunkte bei den US-Politikern ein. Kurz, die Tech-Konzerne haben derzeit zwar Macht und wirtschaftlichen Einfluss, aber wenig Freunde und müssen sich erstmals auch in den USA der Aufsicht stellen.

In Europa ist man da schon ein wenig weiter. Da beäugt man die Größen aus dem Sillicon Valley schon länger misstrauisch und rückt ihnen mit dem Wettbewerbsrecht zu Leibe. Zuletzt hat sich Amazon im Visier der Wettbewerbshüter wiedergefunden. Dass Magrethe Vestager wieder EU-Wettbewerbskommissarin werden soll, und dies mit erweiterten Kompetenzen, passt da gut ins Bild. Immerhin hat Vestager in der Vergangenheit die US-Konzerne wiederholt mit – zumindest für Normalsterbliche – saftigen Kartellstrafen belegt.

Dem Einzelhandel, ganz besonders dem Elektrofachhandel, mag dies in der Seele gut tun. Bis diese Verfahren in den USA und Europa allerdings abgeschlossen sind und handfeste Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, werden wohl noch mehrere Jahre vergehen. Denn man kann davon ausgehen, dass sich die Tech-Konzerne mit allen juristischen Mitteln aufmunitionieren werden, die man für Geld kaufen kann. Mittelfristig realistischer erscheint, dass sich die Tech-Branche, einschließlich Amazon, in Zukunft freiwillig diversen Beschränkungen unterwirft, um drastische Maßnahmen wie eine Zerschlagung der Unternehmen zu vermeiden. Darauf kann der heimische Handel allerdings nicht warten. Der muss sich jetzt seine Nischen suchen, bzw diese auch selbst schaffen. Wie das gehen kann, zeigt uns Steven Sailer im Gespräch mit E&W (siehe Seite 12). Er hat in einem recht emotional besetzten Marktsegment – Car und Home Entertainment – seine Chance erkannt und sich eine Sonderstellung erarbeitet. Und diese Positionierung wird man ihm nicht so schnell streitig machen. Ihn zu kopieren ist schwer möglich, aber das  Rezept von Steven Sailer ist auch für andere interessant.

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