Tech Giants Studie: Online-Content von Google, Facebook & Co braucht neue Regelung
Die Studie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt zeigt Handlungsbedarf bei der Regulierung von Online-Content auf. Das Institut für vergleichende Medien- und Kommunikationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) sowie der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt hat eine umfassende Studie zur Inhaltsregulierung auf Internetplattformen erstellt. Darin wird der gesellschaftspolitisch vorrangigen Frage nachgegangen, wie eine verantwortungsvolle Regelung im digitalen Zeitalter gestaltet werden kann. Eine Analyse diverser Regulierungsstrategien zeigt: Die Selbstmoderation der Tech Giants weist erhebliches Verbesserungspotenzial auf. Die Studie wurde mit Unterstützung von Sky Österreich durchgeführt.Dass der Bedarf für eine bessere Regulierungsstrategie groß ist, liegt laut Studienautor Florian Saurwein und Co-Autorin Charlotte Spencer-Smith der ÖAW und der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt vor allem an der Content Moderation der Tech Giants, die sie als zu wenig nachvollziehbar und transparent ansehen. So bleibe vielfach unklar, aufgrund welcher Kriterien „akzeptable“ von „inakzeptablen“ Inhalten unterschieden werden.
Facebook erreicht mehr Menschen als ORF – unterliegt aber kaum Regeln
Christine Scheil, Geschäftsführerin Sky Österreich, sieht die Content Moderation der Tech Giants mit Sorge: „Wir Medienunternehmen unterstehen, und das ist gut so, hohen Auflagen was den Jugendschutz und verantwortungsvollen Umgang mit Inhalten angeht. Da ist es für uns unerklärlich, wie eine Plattform wie Facebook, die mit vier Millionen Nutzern in Österreich digital mehr Menschen erreicht als die größte öffentlich-rechtliche Plattform, bislang keinen vergleichbaren Regeln unterliegt. Wir begrüßen, dass die EU die Grundsteine dafür nun gelegt hat und blicken gespannt auf die Umsetzung hier in Österreich.“
Inhaltsregulierung zum Schutz von Demokratie und Meinungsfreiheit
Aufgrund der Schnelllebigkeit sozialer Netzwerke wird der Nutzen für User häufig überschätzt und die Macht und der Einfluss der Plattformen auf die Demokratie unterschätzt. Saurwein, Experte für Medienregulierung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, ergänzt: „Die großen Internet-Plattformen agieren global, aber ihre Inhaltsmoderation hat Auswirkungen auf nationale Debatten. Deshalb stellt sich die Frage, wie die Plattformen ihrer Verantwortung gegenüber nationalen Öffentlichkeiten besser nachkommen können. Wir schlagen entsprechende institutionelle Reformen für Österreich vor.“
„Die Digitalisierung verändert die demokratische Meinungsbildung. In Zeiten von Fake News & Hate Speech sollten globale Mediengiganten mehr Verantwortung übernehmen. Wir müssen daher jetzt über prinzipienbasierte Regulierung, Prozesse und Aufsichtsstrukturen sprechen. Das können wir auch auf nationaler Ebene und dürfen nicht erst auf europäische oder gar globale Regelungswerke warten“, so Scheil.
Studien-Fazit: Kontrolle und Aufsicht getrennt umsetzen
Ein Fazit aus der Studie lautet, die Umsetzung der Inhaltsregulierung und ihre Aufsicht strukturell voneinander zu trennen. Denn soll ein verantwortungsvolles Internet entstehen, wird man ein System im Sinne von „Checks and Balances“ benötigen. Insgesamt zeige sich, dass der Einsatz von nationalen Sprechern/innen, nationalen Meldestellen und Ombuds- und Schlichtungsstellen effektive Lösungsansätze sein können, um Transparenz zu schaffen.
„Es geht dabei genau nicht um Zensur – wie so oft von Globalen Giganten kolportiert – sondern um verantwortliches Handeln und den Schutz von Meinungsfreiheit. Es braucht klare und transparente Regeln im Sinne der User und im Sinne eines fairen Wettbewerbs für österreichische Medienunternehmen“, fasst Scheil ihre Sicht abschließend zusammen.
Die komplette Studie finden Sie beigefügt als PDF zum Download.
Kommentare