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Donnerstag, 28. März 2024
Editor's ChoiceOnline Angebote zu undurchsichtig – daher lieber zum Händler ums Eck

Internet nicht mehr erste Adresse für Schnäppchenjäger

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 15.10.2019 | | 2  Wissen
Wer im Internet auf Schnäppchenjagd geht, muss dort nicht (mehr) zwangsläufig auch den besten Preis finden. Wer im Internet auf Schnäppchenjagd geht, muss dort nicht (mehr) zwangsläufig auch den besten Preis finden. Laut der deutschen Internetplattform heise.de ist die Schnäppchenjagd im Internet überholt und die Zeit, wo das Angebot der Onlinehändler zumeist deutlich unter dem Preis im stationären Handel lag, vorbei. Zu diesem Schluss kommt der E-Commerce-Experte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Den günstigsten Preis für das gewünschte Produkt zu finden, sei oft mühsam – und häufig helfe inzwischen nur noch ein alter Trick zum besten Angebot: das klassische Feilschen mit dem Händler vor Ort.

„Die Verbraucher merken selbst, dass der Preisvergleich im Internet schwieriger geworden ist. Wenn man sie heute fragt, ob online einkaufen billiger ist, lautet die Antwort oft: Nein”, wird Heinemann von heise.de zitiert. „Aus der vollkommenen Preistransparenz im Internet ist die völlige Intransparenz geworden, weil die Unternehmen alle nach Wegen suchen, aus der Preisvergleichbarkeit herauszukommen – etwa durch ständige Preisveränderungen, durch schwer durchschaubare Gebühren oder Exklusivangebote.” Heinemann nennt dies „Vernebelungstaktiken”.

Der Grund dafür sei einfach: „Preistransparenz ist für den Kunden gut, für den Verkäufer nicht”, erklärt diesbezüglich Kai Hudetz, der Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) in Köln. Denn Transparenz führe oft zu einer Preisspirale nach unten und lasse die Gewinne der Unternehmen schrumpfen.

Bequemlichkeit hat ihren Preis

„Die Verbraucher nutzen das Internet heute nicht mehr so intensiv für Preisvergleiche wie früher. Den meisten reicht heute ein Blick auf das Amazon-Angebot. Das wird dann als fairer Preis akzeptiert”, so die Beobachtung von Hudetz. „Sie wissen, dass sie irgendwo vielleicht noch einen günstigeren Preis finden als bei Amazon. Aber sie akzeptieren den möglichen Aufschlag, weil sie das Gefühl haben, dort gut aufgehoben zu sein.”

Dabei kommt diese Bequemlichkeit die Kunden oft teuer zu stehen, wie die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen herausfand: Händler würden „sehr häufig” ihre Produkte auf dem Amazon-Marktplatz teurer anbieten als im eigenen Shop. „Es galt die Produkt-Faustregel: ein Händler – zwei Preise. Und bei 98 der 100 Produkte fand sich der niedrigste Preis im Händler-Shop”, fasste die Verbraucherzentrale das Ergebnis einer Stichprobenerhebung zusammen. Nur in zwei Fällen sei das Angebot auf Amazon günstiger gewesen.

Die Preisunterschiede fielen dabei zum Teil alles andere als vernachlässigbar aus: Ein Händler haben einen Kaffeeautomaten auf Amazon für 840 Euro, auf seiner eigenen Webseite hingegen um 673 Euro angeboten. Nach kurzer Suche war man bei einem Konkurrenten sogar schon für 613 Euro fündig geworden.

Eine in diesem Jahr veröffentlichte Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung kam außerdem zu dem Ergebnis, dass jedes vierte Übernachtungsangebot auf der hoteleigenen Webseite günstiger war als bei einem Buchungsportal.

Feilschen statt Online-Schnäppchensuche

Der Preisvergleich könne sich somit zwar nach wie vor lohnen, jedoch würden die „großen Erfolgserlebnisse für Schnäppchenjäger” seltener werden: „Preisvergleichsportale haben vielfach an Bedeutung verloren, nicht zuletzt, weil die Preisunterschiede im Internet heute zumindest bei den seriösen Anbietern nicht mehr so groß sind wie früher”, bemerkte Hudetz. Die Händler hätten gemerkt, dass eine aggressive Preispolitik eine scharfe Waffe ist, mit der man sich auch leicht selbst Schaden zufügen kann und agierten nicht mehr so aggressiv wie früher.

Um echte Schnäppchen zu machen, sollte daher besser auf eine Strategie zurückgreifen, die so alt ist wie der Handel selbst: das Feilschen. „Die Wenigsten von uns feilschen gerne und eine Weile lang hat uns das Internet diese Mühe abgenommen, weil man irgendwo immer ein supergünstiges Angebot fand”, so Hudetz. Gerade weil die meisten Händler bei ihrer Preispolitik im Internet vorsichtiger geworden seien, lohne es sich wieder mit dem Händler persönlich über einen Preisnachlass zu verhandeln. Laut dem Branchenkenner „geht da vielleicht noch etwas, weil dieser Rabatt dann ja nicht gleich für alle anderen gilt.“

Heinemann ortet darin sogar bereits einen neuen Trend: „Der Kunde kann im Internet nicht über den Preis verhandeln. Im Laden kann er das – und er tut es auch immer öfter. Dadurch kommen im Endeffekt tatsächlich oft günstigere Preise heraus als im Internet.”

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Kommentare (2)

  1. Ich habe das Gefühl die Leute machen sich nicht einmal mehr die Mühe herauszufinden, ob sie vielleicht im stationär Handel den besseren Preis bekommen. Jeder geht davon aus dass es im Internet billiger ist. Jeder glaubt: Fachhandel = teuer! … also klicken sie automatisch auf amazon und kaufen. Ist ja eh so praktisch. keine gedanken machen müssen. man macht sich ja sonst auch keine gedanken mehr über irgendetwas. außer über sich selbst

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  2. Preisvergleichsportale haben vielfach an Bedeutung verloren? Kann ich nicht bestätigen. Ich gucke immer auf idealo.at nach dem günstigsten Preis und finde den da auch.

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