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Donnerstag, 25. April 2024
Hintergrundkommentar E&W 11/2019

Hase und Igel

Hintergrund | Dominik Schebach | 10.11.2019 | Bilder | | 1  Meinung

Dominik Schebach
Walmart gegen Amazon, das ist Brutalität. Die beiden Retail- Giganten sind gerade dabei, sich die Vorherrschaft im Lebensmittelgeschäft auf ihrem Heimatmarkt auszumachen. Aber während in den vergangenen Jahren Amazon dem älteren Unternehmen scheinbar nach Belieben Marktanteile abnehmen konnte, schwinge nun laut jüngsten Marktstudien aus den USA das Pendel wieder in die andere Richtung.

Demnach wenden sich die Kunden vom Online-Hero ab und kehren zu Walmart zurück: Der Handelsriese der Old Economy pro tiert dabei einerseits von dem Umstand, dass Amazon den Glanz des Neuen endgültig verloren hätte, an- dererseits punktet Walmart mit seiner Schnelligkeit. Schnelligkeit? Exakt: Der Konzern nutzt seine rund 2.700 Standorte in den USA, um Amazon bei der Geschwindigkeit in der Zustellung zu schlagen. Das erinnert ein wenig an die Geschichte vom Hasen und dem Igel. Wer mit seinen Supermärkten schon vor Ort ist, die Kunden ums Eck seit Jahren in seinen Karteien führt und Ferialjobs an die lokalen Jugendlichen vergibt, der muss nicht erst eine neue Logistikstruktur aufbauen. Der ist schon dort.

Aber – und das darf man nicht vergessen – Walmart hat auch massiv in sein Online-Geschäft investiert und ist seinerseits mit Innovationen in die Offensive gegangen, um seine eigenen Stärken besser zu verkaufen. So liefert der Konzern seit Jahresmitte in einigen Testgebieten bereits direkt in die Kühlschränke der Endkunden. Sie haben richtig gelesen. Direkt in den Kühlschrank in der Küche, selbst wenn die Hausbe- wohner nicht zu Hause sind. Das geht, weil die Kunden dem Unternehmen in gewisser Weise vertrauen, schließlich bestehen die Kundenbeziehungen zT schon seit Generationen, und weil Walmart eine gefinkelte technische Lösung entwickelt hat, mit der man den Walmart-Mitarbeitern quasi über die Schultern schaut, während diese den Kühlschrank einräumen. Dieses Service ist übrigens nicht kostenlos, sondern mit einer monatlichen Gebühr von fast 20 Dollar verbunden. Nach der Testphase soll es in den kommenden Jahren massiv weiter ausgebaut werden.

Was hat das jetzt mit dem Elektrofachhandel zu tun? Meiner Meinung nach sehr viel. Der Elektrofachhandel ist bereits vor Ort und kennt die Kunden, er verfügt in vielen Fällen über eine hervorragende Logistik sowie Mitarbeiter, die in der Region verankert sind. Sprich, Schnelligkeit und die Zuverlässigkeit im Service sind die Assets, über die der EFH bereits verfügt. Wenn Amazon durch seine Einkaufsmacht den Preis vorgeben kann, wie Bundesgremialobmann Wolfgang Krejcik richtig anmerkt, dann kann der EFH den Online-Giganten hier nicht schlagen. Aber der EFH kann seine Stärken ins Feld führen – und diese mit Online-Services intelligent verknüpfen. Jetzt kann man einwerfen, dass die Kooperationen gerade dabei sind, genau das zu tun. Stimmt! Aber es hilft, wenn man sieht, dass andere mit ähnlichen Rezepten auch gegen Amazon bereits erfolgreich sind. – Und dann muss man es natürlich auch tun, bzw sollte man wie der Igel schon im Ziel sein.

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