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Freitag, 19. April 2024
Multimedia-Kommentar E&W 11/2019

Lernkurven

Multimedia | Wolfgang Schalko | 10.11.2019 | Bilder | |  Meinung

Wolfgang Schalko
Nachdem die Medien und auch die E&W-Novemberausgabe voll vom Trubel um den Black Friday sind, wollte ich Ihnen das Thema an dieser Stelle eigentlich ersparen. Aber der Tag der guten Vorsätze kommt bekanntlich erst im Jänner, daher möchte ich mit Ihnen zumindest einen Gedanken, oder besser gesagt eine Frage, teilen: Wann werden sie (oder wir) es endlich lernen?

Die immer unerträglichere Umsatzgeilheit mancher Marktteilnehmer führt dazu, dass Abverkaufsevents wie der Black Friday – deren Grundgedanken ich hier keineswegs verteufeln will – letztendlich vor allem eines werden: uneinträglich. Was eigentlich das Geschäft in Schwung bringen bzw halten sollte verkehrt sich ins krasse Gegenteil: Unter dem Deckmantel des „Marktzwanges” spielen (fast) alle dieses unwürdige, bisweilen sogar existenzgefährdende Spiel munter mit und verheizen auch noch jenen Rest an Werten, der in der schon genug gebeutelten Unterhaltungselektronik noch verblieben ist. Weit und breit scheint sich kein Widerstand zu regen. Nirgendwo ist ein ernsthafter Versuch erkennbar, dieser fatalen Entwicklung entgegen zu wirken. Mir graut jetzt bereits wieder vor den unsäglichen Prozent-Fratzen, die mich zu dieser Zeit über alle Werbekanäle hämisch angrinsen werden. Man sollte man jedoch bedenken, welche Botschaft man dem Käufer damit vermittelt: Wer an den anderen 364 Tagen kauft, ist quasi ein Trottel. Oder Feind seines eigenen Geldes, was aber im Grunde auf das Gleiche hinausläuft. Kennen Sie das ungute Gefühl, durch eines der großen Möbelhäuser zu gehen und trotz unzähliger „-70%” Großformat-Schilder bei jedem Artikel zu glauben, er sei immer noch zu teuer? Kann es wirklich das sein, was unsere Branche vermitteln will?

Szenen- und Themenwechsel: Dass der Satz „Was nix kost‘ ist nix wert” zwar oft, aber nicht allgemein gültig ist, verdeutlichte IP Österreich-Chef Walter Zinggl in einem Interview, das sich hauptsächlich um die verworrene und offenbar nicht immer ganz faire Situation bei der TV-Distribution (Stichwort Programmlisten) drehte. Dabei ging es aber auch um die Auswirkungen von Streaming- und VoD-Plattformen auf den Fernsehmarkt. Was auf den ersten Blick als Erzfeind des klassischen Rundfunks erscheint, stellt sich in Zinggls weiterführenden Überlegungen als völlig konträr dar – nämlich als große Chance für das Free-TV. Die Begründung leuchtet ein: Heute ist der Zugang zum TV-Programm größtenteils kostenlos, weil entweder gebühren- (Öffentlich-Rechtliches Fernsehen) oder werbefinanziert (Free-TV). Erst durch die kostenpflichtigen Abo-Modelle von Netflix & Co und dem Abwandern ehemals frei empfangbarer Inhalte dorthin werde dem Zuseher vor Augen geführt, in welch – kostenmäßig – komfortabler Situation er sich eigentlich befindet. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass die Wertschätzung für das kostenlose Programmangebot steigt. Und damit auch die Chancen für Free-TV steigen, sich nachhaltig am Markt zu behaupten. Das ist aus meiner Sicht geradezu ein Paradebeispiel dafür, wie man an Veränderungen herangehen und diese mit ein wenig Hirnschmalz (Achtung: kostenlos, aber nicht umsonst!) für sich nutzen kann.

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