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Freitag, 19. April 2024
„Die Zeiten von sinkenden Insolvenzen dürften vorbei sein“

Creditreform Firmeninsolvenzstatistik Q1 bis Q3 2019:

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 13.11.2019 | |  Unternehmen
Die Firmeninsolvenzen in Österreich blieben im Zeitraum Q1 bis Q3 2019 dank der guten Konjunktur stabil, wie Creditreform erhoben hat. Die Zeiten von sinkenden Insolvenzen dürften aber vorbei sein, wie der Gläubigerschutzverband prognostiziert. (Bild: Dieter Schütz/ pixelio.de) Die Firmeninsolvenzen in Österreich blieben im Zeitraum Q1 bis Q3 2019 dank der guten Konjunktur stabil, wie Creditreform erhoben hat. Die Zeiten von sinkenden Insolvenzen dürften aber vorbei sein, wie der Gläubigerschutzverband prognostiziert. (Bild: Dieter Schütz/ pixelio.de) Creditreform hat die Zahlen der Firmeninsolvenzentwicklung in Österreich vom ersten bis zum dritten Quartal erhoben. Die Firmeninsolvenzen blieben dank guter Konjunktur stabil. Eine positive Entwicklung gab es insbesondere im Handel mit minus 7,6%, im Bau und in der Industrie.

„Die Zahlen der Firmeninsolvenzstatistik für das 1. bis 3. Quartal 2019 zeigen eine Stabilisierung der Firmeninsolvenzverfahren auf niedrigem Niveau“, so Creditreform zusammenfassend. Es gab lediglich um +0,1% mehr Fälle als im Vergleichszeitraum. Die Zahl der eröffneten Verfahren ist dabei minimal um +0,2% auf 2.351 gestiegen. In 1.602 Fällen (+0,1%) wurden die Insolvenzanträge mangels kostendeckenden Vermögens abgewiesen. Dazu Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer des Österreichischen Verbandes Creditreform: „Österreichs Konjunktur ist nach wie vor robust. Gedankt ist das den starken Exporten und dem guten Binnenkonsum mit einer relativ niedrigen Arbeitslosigkeit. Zudem haben sich die heimischen Unternehmen in den letzten Jahren Finanzpolster zugelegt, die krisenresistenter machen.“

Die Zahl der Firmeninsolvenzen stieg im 1. bis 3. Quartal 2019 (im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) um lediglich +0,1%. Creditreform spricht von einer „Stabilisierung auf niedrigem Niveau“. (Grafik: Creditreform)

Wie Creditreform sagt, liegen die Insolvenzursachen in Managementfehlern, im Wettbewerb (Preiskampf, sinkende Margen) sowie im Mangel an Kapital. Mehr als 10.000 Arbeitsplätze waren betroffen. Die Insolvenzpassiva lagen laut dem Gläubigerschutzverband in Summe bei über 1,1 Mrd. Euro.

Branchenvergleich

Als besonders erfreulich beschreibt Creditreform den Trend in den für die Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung wichtigen Branchen „Handel“ (-7,6%), „Bauwesen“ (-3,0%) und „Sachgütererzeugung“ (-1,9%). Das Transportwesen („Verkehr- und Nachrichtenübermittlung“) habe den Bau als Branche mit der größten relativen Insolvenzbetroffenheit abgelöst. Fast 32 von 1.000 Branchenunternehmen werden hier nun insolvent.

Bundesländervergleich

Den stärksten Rückgang verzeichneten laut Creditreform Kärnten (-16,4%), die Steiermark (-7,3%) und Oberösterreich (-3,5%). Hingegen

Sehr erfreulich ist der Trend in der Branche „Handel“ mit einem Minus von 7,6% bei den Firmeninsolvenzen. (Grafik: Creditreform)

stiegen die Insolvenzen stark in Tirol (+34,8%), im Burgenland (+16,4%) und in Salzburg (+13,8%). Die höchste Insolvenzbetroffenheit herrschte in der Bundeshauptstadt mit 16 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen, die geringste in Vorarlberg mit 6 von 1.000 Unternehmen. Österreichweit mussten rund 11 von 1.000 Unternehmen den Gang zum Insolvenzgericht antreten.

Conclusio und Ausblick

Wie Creditreform feststellt, verunsichern die wirtschaftlichen und (geo-)politischen Rahmenbedingungen die Unternehmen immer mehr. „Das Gespenst einer Rezession geht um. Aber zu Tode gefürchtet ist auch gestorben. Österreichs Wirtschaft steht nach wie vor gut da und ist dank guter Vernetzung in den mittel- und ost-europäischen Ländern, die überdurchschnittlich wachsen, nicht mehr auf Gedeih und Verderb der deutschen Wirtschaftsentwicklung ausgesetzt. Das zeigt die durchaus positive Entwicklung – auch bei den Insolvenzzahlen – im heurigen Jahr.“

Im automotiven Bereich sollen die Zeiten für die heimischen Zulieferer zunehmend herausfordernd werden, wie Creditreform weiter ausführt: „Neben der Digitalisierung macht nun das CO²- und Klimaschutzthema schnellere Anpassungen nötig, wobei mit staatlicher Unterstützung kaum zu rechnen ist. Die EZB agiert auch unter neuer Leitung wie vorher. Die geldpolitischen Handlungsspielräume sind hier offensichtlich erschöpft. Auch im Streit um Zölle und Handelsbeschränkungen der Supermächte USA und China handelt die EU nicht allzu energisch, das bisherige System eines offenen Welthandels zu verteidigen. Unternehmen und Unternehmer sind also aufgerufen, aus eigenem Antrieb zu handeln. Es heißt daher, sich dem Wettbewerb zu stellen, innovativ zu sein und seine Finanzen unter Kontrolle zu haben, einfach wie ein ordentlicher Kaufmann sich den Gegebenheiten anzupassen und das Bestmögliche daraus zu machen.“

Das Jahr 2019 werde ähnlich viele Insolvenzen wie im Vorjahr aufweisen, prognostiziert der Gläubigerschutzverband, der den Blick ins nächste Jahr „angesichts der vielen Unsicherheiten“ als spannend beschreibt. „Die Zeiten von sinkenden Insolvenzen dürften aber vorbei sein.“

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