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Freitag, 19. April 2024
2019 noch mit guter Geschäftslage und hoher Auslastung

Sparte Handwerk und Gewerbe hofft auf robuste Entwicklung 2020

Die Branche | Wolfgang Schalko | 14.01.2020 | |  Wissen
Die Erwartungen der Sparte Gewerbe und Handwerk an 2020 sind gedämpft – aber keineswegs trüb. Die Erwartungen der Sparte Gewerbe und Handwerk an 2020 sind gedämpft – aber keineswegs trüb. (© WKO) „Österreichs Handwerk und Gewerbe blickt nach den vorliegenden Zahlen auf ein erfolgreiches 2019 zurück. Wir werden nach den vorliegenden Zahlen die Umsatzschallmauer von 100 Mrd. Euro durchbrechen. Natürlich lastet die zu erwartende konjunkturelle Eintrübung auf der Stimmungslage der Betriebe für 2020. Trotz allem besteht die Hoffnung, dass sich die Konjunkturwolken rascher auflösen als erwartet und dass mit dem neuen Regierungsprogramm im Rücken so mancher wesentliche Impuls gerade auch für Handwerk und Gewerbe eintritt. Das Hochkonjunkturjahr 2019 legt die Latte für 2020 hoch. Trotzdem blicken wir selbstbewusst auf das neue Jahr und hoffen auf eine robuste Entwicklung“, erklärte die Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk Renate Scheichelbauer-Schuster bei der Auftaktpressekonferenz des neuen Jahres.

Kurz vor Jahresende konnte für die Vielzahl an qualifizierten heimischen Betrieben zudem noch ein wichtiger Erfolg erreicht werden, berichtete Reinhard Kainz, Geschäftsführer der Bundessparte: „Wir freuen uns sehr, dass es neben dem Meistersiegel nun auch ein Siegel für Befähigte gibt. So können wir nun den Startschuss geben, qualifizierte Betriebe sichtbar zu machen! Dazu haben wir uns entschlossen, unsere Betriebe mittels einer Plattformlösung viele Möglichkeiten zu eröffnen.“

In den nächsten Monaten sollen mehr als 2.000 Betriebe unter gutgemacht.at mit ihrer Qualifikation – also dem staatlichen Gütesiegel „Meisterbetrieb“ oder dem staatlichen Gütesiegel „staatlich geprüft“ oder mit dem Baumeister-Logo kenntlich gemacht werden. Betriebe, die auf andere Weise als durch Prüfung den Befähigungsnachweis erbracht haben (z.B. durch Absolvierung einer HTL und Praxiszeit), werden ebenfalls als Qualitätsbetriebe auf der Plattform gekennzeichnet. „Damit soll den Konsumenten eine bewusste und qualitätsvolle Auswahlmöglichkeit bei der Suche nach ihrem Handwerker oder Gewerbebetrieb angeboten werden. Wer Qualität sucht, soll hier qualitätsbewusste, qualifizierte Betriebe finden. Mit heute startet diese Kooperation operativ in 4 Bundesländern, nämlich Niederösterreich, der Steiermark, Kärnten und dem Burgenland“, so Kainz.

Konjunktur: Stimmungsbarometer weiter positiv

„Österreichs Gewerbe- und Handwerksbetriebe blicken verhaltender auf 2020. Zu beachten ist, dass das Ausgangsniveau aus 2019 ein deutlich höheres ist. Die Konjunktur in Handwerk und Gewerbe ist derzeit ‚on hold‘, je nachdem wie rasch angekündigte Entlastungsmaßnahmen bzw Impulse dazu führen, dass die derzeit schwächere Industriekonjunktur wieder anzieht, kann sich die Konjunktur ab dem dritten Quartal 2020 wieder aufhellen“, unterstrich Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria.

In den ersten 3. Quartalen 2019 sind die Auftragseingänge bzw. Umsätze gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres wertmäßig um 0,2 Prozent gestiegen und damit nur geringfügig höher als 2018. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass in den ersten 3 Quartalen 2019 im Gewerbe und Handwerk ein Umsatz von rd. 72,9 Mrd. Euro erzielt wurde – um 150 Mio. Euro mehr als im Vorjahr. Das Stimmungsbarometer ist gesunken und liegt unter dem hohen Niveau des Vorjahres, ist aber nach wie vor sehr positiv. „24 Prozent der Betriebe beurteilen die Geschäftslage als ‚gut‘, 62 Prozent als saisonüblich und 14 Prozent der Betriebe als ’schlecht‘. Per Saldo überwiegen die Betriebe mit guter Geschäftslage um 10 Prozent-Punkte, d.h. die Betriebe beurteilen die Geschäftslage nach wie vor sehr positiv, auch wenn die guten Zahlen des Vorjahres nicht mehr erreicht werden“, so Enichlmair.

In den investitionsgüternahen Branchen melden die Betriebe nach wie vor hohe Auslastung: Der durchschnittliche Auftragsbestand liegt in etwa auf dem hohen Niveau des Vorjahres, ist jedoch nur mehr geringfügig angestiegen (+0,1 Prozent). Der Anteil der Betriebe, die 20 Wochen und mehr ausgelastet sind, ist von 7 Prozent auf 11 Prozent gestiegen. Die derzeitige hohe Auslastung der Betriebe spiegelt sich auch dadurch wider, dass der Anteil der Betriebe, die sofort zusätzliche Aufträge ausführen können, weiter gesunken ist: Nur 38 Prozent können sofort zusätzliche Aufträge ausführen, im Vorjahr waren es noch 45 Prozent. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass 62 Prozent, also fast zwei Drittel der Betriebe im Gewerbe und Handwerk, zusätzliche Aufträge erst in 3 Monaten oder später durchführen können.

Überdurchschnittliche Veränderungen des Auftragsbestands verzeichnen Hafner (+6,8 Prozent), Elektriker (+4,9 Prozent), Bauhilfsgewerbe (+4,8 Prozent), Baugewerbe (+3,1 Prozent), Tischler (+2,6 Prozent). Unterdurchschnittliche Veränderungen des Auftragsbestands gibt es bei den Metalltechnikern (-11,9 Prozent), Kunststoffverarbeitern (-6,0 Prozent, allerdings ausgehend von einem sehr hohen Auftragsbestand!), Maler und Tapezierer (-4,2 Prozent). Insbesondere Kleinstbetriebe unter 10 Beschäftigte und EPU melden eine überdurchschnittliche Veränderung des Auftragsbestands.

In den konsumnahen Branchen entwickelte sich das 4. Quartal 2019 etwas schlechter als im Vorjahr. Eine überdurchschnittliche Umsatzentwicklung gibt es im Lebensmittelgewerbe (Saldo: 3 %-Punkte), den Kunsthandwerken (Saldo: 0 %-Punkte), den Fußpflegern/Kosmetikern/Masseuren. Eine unterdurchschnittliche Umsatzentwicklung zeigt die Fahrzeugtechnik (Saldo: -16 %-Punkte), die Mechatroniker (Saldo: -13 %-Punkte) und Fotografen (Saldo -11 %-Punkte). Eine unterdurchschnittliche Entwicklung trifft insbesondere größere Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten sowie EPU.

Gedämpfte Erwartungen an 2020

Die Erwartungen für das 1. Quartal 2020 sind gedämpfter als im Vorjahr. 13 Prozent der Betriebe erwarten Steigerungen der Auftragseingänge bzw. Umsätze (Vorjahr: 15 Prozent), und 68 Prozent keine Veränderung (Vorjahr: 74 Prozent). Deutlich mehr Betriebe als im Vorjahr erwarten Rückgänge, und zwar 19 Prozent (Vorjahr: 11 Prozent). Per Saldo überwiegen damit die pessimistischen Einschätzungen um 6 Prozent-Punkte (Vorjahr: +4 Prozent-Punkte). In der Personalplanung spiegeln sich die gedämpften Erwartungen der Gewerbe- und Handwerksbetriebe nur bedingt wider, der Personalbedarf (-1,3 Prozent) liegt nur geringfügig unter dem Niveau des Vorjahres (-1 Prozent). Ausgehend von den rd. 724.000 unselbstständigen Beschäftigten im Gewerbe und Handwerk (ohne geringfügig Beschäftigte) ist im 1. Quartal 2020 somit eine Verringerung des Personalstandes von rd. 9.400 Personen geplant. Im Vergleich dazu fiel die geplante saisonale Verringerung des Personalstandes im 1. Quartal 2019 mit rd. 7.000 Personen geringer aus.

„Meister“ soll Titel werden

Akademische Titel wie „Frau Diplomingenieurin“ oder „Herr Doktor“ sind als Namenszusätze schon lange Usus. Das Anführen des Titels sollen künftig auch Handwerkerinnen und Handwerker dürfen, sobald sie die Meisterprüfung bestanden haben. Grundsätzlich zeigte sich Renate Scheichelbauer-Schuster erfreut über die Pläne der neuen ÖVP-Grünen-Koalition, die eine weitere Aufwertung der dualen Ausbildung – von der Lehre bis zum Meister – vorsehen. In diesem Zuge soll der Meistertitel künftig auch in offiziellen Dokumenten eingetragen werden können, heißt es unter anderem im Regierungsprogramm („eintragungsfähigen Titel für offizielle Dokumente schaffen“). Der Titel „Meister“ und „Meisterin“ solle künftig dem Namen vorangestellt und abgekürzt werden können, etwa mit „Msr.“, erläuterte Scheichelbauer-Schuster. Da der Meistertitel im Bildungssystem etwa einem Bachelor entspreche, sei der neue Titel auch ein Zeichen der Anerkennung der Qualifikation, sagte die Spartenobfrau: „Das ist wirklich ein Herzensanliegen von uns.“ Außerdem sollen Meister- und Befähigungsprüfungen durch ein Prämiensystem unterstützt werden.

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