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Freitag, 19. April 2024
Hersteller im Gespräch

Covid 19 aus Sicht der Hausgerätebranche

Hausgeräte | Stefanie Bruckbauer | 11.03.2020 | |  Unter der Lupe
Wie geht die Hausgerätebranche mit der Corona-Krisensituation um? Wir haben mit einigen Herstellern gesprochen. (Bild: Aka/ pixelio.de) Wie geht die Hausgerätebranche mit der Corona-Krisensituation um? Wir haben mit einigen Herstellern gesprochen. (Bild: Aka/ pixelio.de) In der Coverstory der E&W-Märzausgabe baten wir auch einige Hausgerätehersteller um eine kurze Einschätzung bzw. einen kurzen Einblick, wie innerhalb ihrer Unternehmen mit der Corona-Thematik umgegangen wird. Hier lesen Sie die vollständigen Statements von Miele, Electrolux, Gorenje und iRobot.

Eine Information vorweg: Wir holten die folgenden  Statements der Hausgerätehersteller für die E&W-Coverstory Mitte/ Ende Februar ein. Veränderungen, die seither eingetreten sind, sind also noch nicht berücksichtigt.

Electrolux Austria – „Am Radar“

Electrolux Austria GF Alfred Janovsky (li.) und ML Martin Bekerle. (Foto: Electrolux)

Bis Ende Februar spürte Electrolux Austria noch keine Auswirkungen der Corona-Krise. Der Konzern bezieht auch keine fertigen Produkte aus dem asiatischen Raum, sondern maximal einzelne Komponenten. Seitdem sich allerdings Norditalien zu einem Corona-Hotspot entwickelt hat, zeigt man sich abwartend, immerhin betreibt Electrolux in Italien mehrere Werke. Wie Österreich GF Alfred Janovsky berichtet, wurde im Unternehmen eine Art Taskforce eingerichtet, die die Situation genau im Auge behält: „Die schauen genau darauf, wie sich die Sache entwickelt, wie lange unsere Vorräte reichen usw. Zumindest bis Ende April werden wir bei Electrolux keine Probleme haben, alles weitere müssen wir abwarten.“ Marketing Director Martin Bekerle ergänzt: „Wir sehen momentan keine Einschränkungen auf uns zukommen. Alle unsere asiatischen Partner produzieren seit 10. Februar wieder ganz normal. In den Werken in Nord-Italien läuft bis jetzt (Anm.: 26. Feb 2020) auch alles einwandfrei. Natürlich wurden im Unternehmen Vorsichtsmaßnahmen getroffen. So werden ua. Mitarbeiter, die in einer der gefährdeten Regionen waren, dazu aufgerufen, 14 Tage zuhause zu arbeiten. Auf den Punkt: Im Moment sind wir in keinster Weise durch das Corona-Virus beeinträchtigt. Künftige Einschränkungen sind aktuell auch nicht absehbar.“

Miele – Vorsichtsmaßnahmen gesetzt

Miele GF Sandra Kolleth. (Foto: S. Bruckbauer)

Auch bei Miele wurden angesichts der Coronakrise Vorsichtsmaßnahmen gesetzt, obwohl aktuell keine geschäftskritischen Einschränkungen auf den Betrieb gesehen werden, wie Miele Österreich GF Sandra Kolleth gegenüber E&W berichtet. „An den insgesamt 13 deutschen und internationalen Standorten wird planmäßig produziert. Auch das Werk im südchinesischen Dongguan hat seine Produktion nach den verlängerten Neujahrsferien bereits vor einer Woche wiederaufgenommen, hier ist die Produktion allerdings noch gedrosselt.“

Miele habe seine Lieferfähigkeit vorerst gesichert, wie Sandra Kolleth berichtet. „Dennoch sorgen die Beschränkungen innerhalb Chinas für logistische Einschränkungen, was zu Materialengpässen bei Produzenten im In- und Ausland führt. Für Miele-Geräte stammen nur sehr wenige Bauteile direkt aus China, der weitaus größte Teil des Einkaufsvolumens kommt aus Europa, doch auch europäische Zulieferer sind teils auf Lieferungen aus Asien angewiesen. Die Versorgungslage wird durch Miele in engem Austausch mit den Lieferanten täglich überprüft. Mögliche Folgen für die Produktion hängen von der Entwicklung in den nächsten Tagen und Wochen ab. Wir stimmen uns dazu bei Vorliegen neuer Informationen eng mit unseren Handelspartnern ab.“

Miele hat für die Sicherheit der Mitarbeiter an allen Standorten weltweit entsprechende Vorkehrungen getroffen. So wurden Dienstreisen strikt auf geschäfts- und zeitkritische Anlässe beschränkt und durch digitale Kanäle ersetzt. „Es gibt lokal wie auch zentral entsprechende Prozesse und definierte Verantwortlichkeiten“, sagt Kolleth. „Diese entsprechen auch den Empfehlungen der österreichischen Behörden. Die Unterstützung entsprechender Hygienemaßnahmen zB mit entsprechenden Desinfektionsmitteln ist bei uns ein Standard.“

Gorenje Austria – Produktion auf Vorrat

Gorenje Austria GF Michael Grafoner. (Foto: S. Bruckbauer)

Auch bei Gorenje behält man die Situation im Auge, wie Österreich Geschäftsführer Michael Grafoner gegenüber E&W erklärt: „Gorenje prüft den Status in Bezug auf die Produktion täglich und gibt Anweisungen zu den Verhaltensweisen.“ Nachdem Gorenje ja seit dem Jahr 2018 zum chinesischen Hersteller Hisense gehört, habe man die Informationen über die Situation in Fernost aus erster Hand und gehe besonders sensitiv mit der Thematik um.

Sicherheitshalber werden diverse Vorkehrungen bzw. Schutzmaßnahmen getroffen. So gilt seit Mitte Februar ein „Travel Ban“, dh. muss man geschäftlich ins Ausland reisen, benötigt man eine Genehmigung. Personen in Krisenregionen sind darüber hinaus verpflichtet zu Hause zu bleiben bzw im Home Office zu arbeiten. Zudem produziert Gorenje schon seit Wochen Geräte im Voraus.

Auf die Frage ob man bei Gorenje schon konkrete Auswirkungen der Coronakrise spürt, sagt Grafoner: „Zur Zeit sehen wir kaum Einschränkungen, außer kürzere Verzögerungen von einzelnen Containern aus Fernost.“ Dies sei aber kein großes Problem, da 90% der Produktion von Gorenje-Geräten ohnehin in Europa geschieht. Lediglich Side-by-Side-Kühlgeräte kommen bei Gorenje aus Fernost. „In diesem Bereich können wir Verzögerungen momentan allerdings noch ausbalancieren“, bestätigt Grafoner. Die Situation habe aktuell also keine Auswirkungen auf den heimischen Handel.

iRobot Austria – „Ein Minispitzerl des Eisberges“

iRobot Austria GF Christoph Lang. (Foto: S. Bruckbauer)

iRobot produziert in China. Abgesehen davon, dass Reisen in die betroffenen Gebiete abgesagt werden, spürt das Unternehmen allerdings  noch keine Auswirkungen des Corona-Virus, wie Österreich Geschäftsführer Christoph Lang erklärt: „Momentan sehen wir keine Lieferverzögerungen, was allerdings ab Mai bzw Juni sein wird, können wir nicht sagen. Das heißt: Zumindest bis Mitte Mai wird es bei iRobot in Europa keine spürbaren Einschränkungen geben, bis dahin sind wir voll verfügbar.“ Lang geht davon aus, dass das Virus längerfristig gesehen auf die ganze Branche Auswirkungen haben wird. „Ich gehe davon aus, dass es ab Sommer zu Engpässen kommen wird. Es werden noch sehr viele Leute krankheitsbedingt ausfallen. Aktuell sehen wir nur ein Minispitzerl des Eisberges, da kommt noch einiges auf uns zu, glaube ich. Zudem glaube ich, dass viele Leute außerhalb Chinas keine Produkte mehr aus dieser Region kaufen und haben wollen – aus Angst vor Ansteckung. Die Angst der Menschen ist enorm! Warum sonst wurde die weltgrößte Handymesse, der MWC, abgesagt? Ich kenne Leute, die Päckchen aus China nicht annehmen. Andere wiederum fliegen nicht ohne Schutzmasken auf Urlaub.“ Lang findet die ganze Sache seltsam: „Warum machen sich große Staaten so sehr in die Hose, wenn der Virus doch vergleichbar sein soll mit einer Grippe? Sicher sollte die Grippe nicht unterschätzt werden, aber wegen ihr wurden noch keine Großstädte abgeriegelt und Krankenhäuser innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden gestampft. Da muss mehr dahinter stecken, als wir alle wissen …“

Elektra Bregenz AG-GF Christian Schimkowitsch: Kundenfrequenz und Verfügbarkeit

Elektra Bregenz AG-GF Christian Schimkowitsch macht sich Sorge über die ausreichende Warenverfügbarkeit.

Elektra Bregenz-GF Christian Schimkowitsch geht nicht davon aus, dass die Auswirkungen des Coronavirus den Handel in nächster Zeit allzu stark treffen werden – zumindest nicht in puncto Kundenfrequenz: „Wenn es allerdings so weitergeht, dann wird die Verfügbarkeit der Ware ein Problem. Wir wissen ja alle, dass es sehr viele Zulieferfirmen im asiatischen Raum gibt. Dort gibt es bereits die ersten Engpässe. Man kann allerdings nicht abschätzen, wer davon betroffen sein wird. Unser Glück als Elektra Bregenz ist, dass wir nicht in Fernost produzieren, sondern in der Türkei und auch in Europa.”

BSH: Negative Effekte minimieren

BSH-Sprecherin Lisa Vockenhuber erklärte: „Die BSH beobachtet die Situation sehr genau. Aus heutiger Sicht rechnen wir nicht mit signifikanten Engpässen bei der Belieferung unserer Kundschaft außerhalb Chinas mit Fertigwaren. Derzeit haben wir ausreichend Ware auf Lager, um eine reibungslose Versorgung sicherzustellen. Darüber hinaus arbeiten wir laufend an angemessenen Maßnahmen, um negative Effekte auf unsere Supply Chain zu minimieren.”

 

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