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Donnerstag, 28. März 2024
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Krejcik: Lebensmittelhandel nutzt seine Position aus

Die Branche | Dominik Schebach | 30.03.2020 | | 10  
Bundesgremialobmann Wolfgang Krejcik beklagt, dass in dieser Ausnahmesituation das UWG offensichtlich sehr zahnlos sei. Bundesgremialobmann Wolfgang Krejcik beklagt, dass in dieser Ausnahmesituation das UWG offensichtlich sehr zahnlos sei. Die Aufregung über das Verhalten der Mischbetriebe schwillt an. Immer weniger Händler wollen akzeptieren, dass die großen Lebensmittelketten ihre Privilegien ausnutzen und Elektrogeräte im großen Stil verkaufen, während sie selbst geschlossen halten müssen. Vor der für heute anberaumten Gesprächsrunde in der WKÖ wendet sich deswegen nochmals Bundesgremialobmann Wolfgang Krejcik mit einem Insider an die Mitglieder, um die Position des Gremiums darzulegen.

„Die Verstimmung unter den Mitglieder nimmt lawinenartig zu. Wir müssen allerdings feststellen, dass das UWG in dieser Situation zahnlos ist“, erklärt Krejcik schwer verstimmt gegenüber elektro.at. „Es ist klar, dass für unsere Mitglieder die Lage sehr schwer ist. Die stehen unter Druck, während der Lebensmittelhandel seine Position ausnützt. Das ist moralisch für die Mitglieder nur schwer zu ertragen.“

Krejcik will deswegen bei der für heute in WKÖ angesetzten Sitzung, die von WKÖ-President Harald Mahrer selbst geleitet werden soll, auf eine Lösung drängen. Er zeigte sich allerdings nicht sehr optimistisch, dass es in der Runde zu einer Lösung kommt: „In der Kammer haben wir die vergangenen Tage intensiv nach einer Lösung gesucht. Ein Kompromiss, der auch die Interessen des EFH berücksichtig, erscheint in der Situation allerdings kaum möglich.“

Denn zwischen dem Lebensmittelhandel und der restlichen Handelsbranche gibt es einen tiefgreifenden Auffassungsunterschied, was die Interpretation des Corona-Verordnung des Sozialministeriums angeht. Die Ketten stützen sich dabei auf die u.a. vom Wirtschaftsministerium vertretene Meinung, wonach bei Betrieben mit überwiegend kritischen Warengruppe keine weiteren Einschränkung des Sortiments bestehe. Der Bundesgremialobmann bereitet sich derzeit auf diese Sitzung vor und will morgen das Gremium des Elektro- und Einrichtungsfachhandels informieren.

Hier der Text des heutigen „Insiders”

Sehr geehrte Damen und Herren!

Seit Tagen, ja Stunden erhalte ich hunderte Fotos, wie Lebensmittelketten unsere Produkte offensiv und aggressiv verkaufen. Und statt mit Zurückhaltung vorzugehen werden hier neue Werbeaktionen und Preisaktionen gestartet.

Ich darf nochmals unsere Argumente wiederholen:

  • Wir vertreten im österreichischen Elektro- und Einrichtungshandel nicht nur 15000 Betriebe, sondern auch 50000 Mitarbeiter, die ebenso um ihren Arbeitsplatz kämpfen. Übrigens gibt es in Österreich 450000 Handelsangestellte im NonFood-Bereich.
  • Wir unterstützen vorbehaltlos alle Maßnahmen der Regierung, diese dramatische Situation zu bekämpfen. So haben alle Betriebe unserer Branche ihre Verkaufslokale ausnahmslos geschlossen, sei es Kleinst- und Kleinunternehmen, sei es Großfilialisten wie Media/Saturn, Lutz, Leiner etc., obwohl wir hier auch bei manchen Unternehmen von einem „Mischbetrieb“ (zB Handyverkauf) sprechen könnten.
  • Obwohl die Verkaufslokale geschlossen sind, stehen tausende Betriebe bereit, ihre Kunden mit unseren Produkten zu versorgen, sei es über Telefon, email, Internet oder Online-Shops. Eine „Notversorgung“ durch Lebensmittelketten, wie von diesen behauptet, ist daher nicht erforderlich. Unsere Kooperationen wie beispielsweise RedZac, ElectronicPartner, Expert haben das Serviceangebot ausgeweitet und unterstützen ihre Händler.
  • Die Warenversorgung durch unsere Lieferanten und dem Großhandel erfolgt nach wie vor zuverlässig. Herr Robert Pfarrwaller, Österreich-Chef von Schäcke/Rexel, wird dazu eine Erklärung abgeben.
  • Ich erhalte Informationen, dass die von den Lebensmittelketten beauftragten Lieferdienste zum Teil sehr nachlässig vorgehen. So würden Haushaltsgeräte nur in das Vorzimmer gestellt, nicht ausgepackt, Transportsicherungen nicht entfernt, nicht angeschlossen, nicht in Betrieb genommen, kein Altgerät zur Entsorgung mitgenommen. Da leisten unsere Betriebe Serviceleistungen in einer anderen Qualität.

Schon seit Wochen sind wir mit diesem Problem befasst und kämpfen auf allen Ebenen, diesen Missstand abzustellen, der unsere Existenz gefährdet. Dazu findet heute, Montag 30.3.2020, 18 Uhr, eine Telekonferenz statt, die vom Präsident der Wirtschaftskammer Mahrer geleitet wird. Dabei werden die Österreich-Geschäftsführer (CEO) von SPAR, REWE/Billa/Merkur, LIDL, HOFER und METRO teilnehmen. Ich bin für den hauptsächlich betroffenen Elektrohandel auch dabei und bereite mich dazu sehr sorgfältig vor. Über das Ergebnis dieser Besprechung werde ich morgen berichten.

Unbestritten verfügen die Lebensmittelkonzerne über eine deutlich bessere wirtschaftliche Position als unsere Unternehmen, die um das Überleben kämpfen und schon seit Wochen kaum über Einnahmen verfügen. Unsere Händler befürchten, dass ihr Lebenswerk vernichtet wird. Umso mehr bin ich enttäuscht, wie diese Konzerne jetzt vorgehen und versuchen, in dieser dramatischen Situation auf unsere Kosten zusätzlichen Profit zu erzeugen.

Gesundheit und KOPF HOCH!

Herzlichst Ihr

KommR Ing. Wolfgang Krejcik

Bundesgremialobmann

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Kommentare (10)

  1. Es gibt in dieser Situation nur eine Lösung: Morgen um 8 Uhr sperren alle Elektrohändler auf. Es wird interessant
    wie dann die Regierung reagiert.

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    1. Ihre Phansatsien mit den enttäuschten Konsumenten ihn Ehren, aber: ich hoffe, dass sie kein Geschäft haben, ansonsten müsste man die Kunden vor ihnen in Schutz nehmen.

  2. Da gehts nicht um Befindlichkeiten sondern um Existenzfragen!!!! das hat auch nix mit neid und Mißgunst zu tun aber wenn die Lebensmittlhändler wirklcih so fair wären, würden sie das ganze Zeug von sich aus gar nicht erst verkaufen… die größte Sauerei ist aber dass die Regierung da einfach zuschaut und die ganzen kleinen Einzelhändler als „bauernopfer“ akzepiert.
    Man hätte aauch einfach anordnen können, dass die Fächen mit Nonfood Produkten geräumt werden müssen. würde mich interessieren, wie die Konsumenten da geschaut hätten, wenn plötzlich der halbe Supermarkt leer ist.

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  3. Ich denke, es ist der falsche Zeitpunkt, hier Befindlichkeiten auszutragen.
    Im Vordergrund steht der Konsument, der Absperrungen im Supermarkt als zusätziche Schikane betrachten würde und noch mehr in diesen kritsichen Zeiten verunsichert wird. Abgesehen vom Mehraufwand der hart arbeitenden Mitarbieiter, die hier in Erklärungsnotstand kommen, wenn der Kunde was nicht mitnehmen darf, was er vor der Nase (oder dem Munschutz) hat….
    Das es a la longue zu großen Umsatzverschiebungen zum LEH kommt, glaube ich auch nicht- wer lokal kauft, geht auch wieder in den EFH.
    Aber wenn man dem internationalem Onlinehandel zu mehr Umsätzen verhelfen will…

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  4. Wie immer ist der EFH der Dumme – und unsere Standesvertreter seit Jahren unbrauchbar und der Herr Wenninger ist scheinbar ein Beamter der alten aussterbenden Spezies.

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  5. Ich danke Merkur, Interspar, Hofer etc. ausdrücklich dafür, dass man in dieser Causa standhaft bleibt und nicht dem (legitimen) Wunsch des EFH und anderer Einzelhandelsverbände nachkommt , den Verkauf von Non-Food Artikeln einzustellen. Anders als die Vertreter des EFH vertrete ich die lästige Gruppe der Konsumenten , die absolut nichts davon hat, wenn wegen Neid-und-Missgunst einiger jetzt niemand mehr Non-Food verkaufen dürfen soll. Wer nicht akzeptieren kann oder will, dass die Konsumenten immer recht haben, der sollte die Branche wechseln und Beamter werden.

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    1. Da geht es doch nicht um „Neid und Mißgunst“, sondern ums nackte Überleben unzähliger Händler!!!! Warum verstehen das Leute wie Sie nicht?
      Und die verwöhnten Konsumenten könnten aktuell ruhig akzeptieren, dass sie einmal nicht alles zur Verfügung haben, dass der Konsumwahnsinn einmal nicht vollumfänglich ausgelebt werden kann!
      Wir ALLE müssen Abstriche machen!
      … Aber der Mensch versteht so etwas ja erst dann wenn der eigene Hintern bedroht ist …

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  6. Ich betreibe einen kleinen Elektrohandel, bin bei Spar im Verkauf für etwa 26 Std. wöchentlich beschäftigt, hab einen Mitarbeiter der auch nur geringfügig für 441,- Euro monatlich beschäftigt ist.
    Hab nun versucht einen Antrag bei der WKO um Förderung anzusuchen.Leider wurde diese abgewiesen, da diese erst bewiligt wird wenn ein Mitarbeiter ca. 460,-Euro verdient.
    Ersuche um Hilfe damit ich meinen Betrieb weiter am Leben halten kann.

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    1. Ich kenne einige Leute, die „zu wenig“ verdien(t)en, um eine Förderung zu bekommen. Wie krank ist das? Diese Leute brauchen das Geld doch erst recht!!!

      Andere wiederum verdien(t)en mit ca 30.000 Euro JAHRESverdienst in 2018 „zu viel“, um jetzt förderungswürdig zu sein, bekommen also auch kein Geld. Also 30.000 im Jahr sind ja jetzt auch kein Vermögen aber offenbar zu viel um in Zeiten wie diesen, in denen man überhaupt kein Einkommen mehr hat, Unterstützung beantragen zu können … Schei….. System! Möchte wissen wer sich das ausgedacht hat …..

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