Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Samstag, 20. April 2024
„Gravierende Veränderungen“

Blick nach Deutschland: Auswirkungen von Corona

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 09.04.2020 | |  Unter der Lupe
Eine Studie der der deutschen gfu wirft einen Blick auf die corona-bedingten Auswirkungen auf den Markt für Consumer Electronics und Home Appliances. „Niemals zuvor in der jüngeren Geschichte gab es weltweit und in Deutschland gleichzeitig so viele Veränderungen und Einschnitte wie seit Ausbruch der Corona-Pandemie: Gesellschaftlich, politisch, wirtschaftlich und natürlich auch im Gesundheitswesen“, sagt die gfu Consumer & Home Electronics GmbH.

Die durch die Pandemie hervorgerufenen wirtschaftlichen Veränderungen sorgen auch bei unseren Nachbarn für Verunsicherungen bei den Konsumenten und führen in der Folge der geschlossenen Geschäfte auch zu Verschiebungen bei den Kaufabsichten – „wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung in den Marktsegmenten der Consumer Electronics und Home Appliances Branche“, sagt die gfu.

So gab es deutlich mehr vorgezogene oder nicht geplante Käufe von IT-Produkten wie beispielsweise Notebooks, Tablet-PCs und PC-Monitore. Dies führt gfu auf die Schließung der Schulen und dem damit verbundenen Homeschooling sowie den höheren Anteil an Homeoffice-Nutzung zurück. So arbeiten 21% der deutschen Berufstätigen unter den Befragten derzeit ausschließlich vom Homeoffice aus, knapp 18% wechseln zwischen Homeoffice und Büro beim Arbeitgeber. Auch das Kaufverhalten für Produkte mit erhöhtem Freizeitnutzen hat sich verändert: So sind die vorgezogenen Käufe von E-Readern laut gfu um +40% höher als die verschobenen Käufe, bei Spielkonsolen sind es +14%.

Auch im Segment der Kühl-/Gefrierkombinationen und bei Gefriergeräten gab es viele vorgezogene Käufe: „Besonders auffallend ist hier, dass 86% der Befragten sogar ein größeres Gerät gekauft haben als ursprünglich geplant. Die Ursache dafür ist sicher, dass viele Käufer eine verstärkte Bevorratung von Lebensmitteln sicherstellen möchten. Im Segment der Smartphones ist die Entwicklung dagegen negativ, da die verschobenen Käufe mehr als dreimal so hoch sind wie die vorgezogenen Käufe. Dies hängt sicher auch damit zusammen, dass viele Käufe mit einem Vertrag eines Netzbetreibers gekoppelt sind. Der Abschluss solcher Verträge ist aktuell aufgrund der geschlossenen Geschäfte nur online möglich“, erläutert gfu.

„Keine extremen Zuwächse bei Online-Käufen“

„Geschlossene Geschäfte müssten eigentlich dafür sorgen, dass viel Konsum in Online-Plattformen abwandert“, sagt gfu. 17% der Befragten gaben auch an, dass sie aktuell mehr Dinge des nicht alltäglichen Bedarfs online kaufen. Dem gegenüber stehen nur rund 6%, die aktuell eher weniger online kaufen. Mehr als drei Viertel (77%) sagen allerdings, dass sich ihr Online-Kaufverhalten nicht verändert habe.

Was sich allerdings deutlicher verändert hat, ist die Recherche über Produkteigenschaften und Preise im Internet, wie gfu festgestellt hat. 57% der Käufer von Kühl-/Gefrierkombinationen, 56% der Käufer von E-Readern und rund 39% der TV-Käufer, geben an, dass sie im Zusammenhang mit ihrer Kaufabsicht verstärkte Recherche im Internet betrieben haben – „was naheliegend ist, denn die Beratung im Fachhandel war aufgrund geschlossener Geschäfte nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich“, ergänzt gfu.

Veränderungen in ihrem Freizeitverhalten

Verstärkte Online-Aktivität gibt es aber nicht nur im Zusammenhang mit Preisrecherchen: Nach Veränderungen in ihrem Freizeitverhalten befragt, gaben rund 54% an, dass sie nun häufiger im Internet unterwegs sind, 45% telefonieren häufiger, 42% sehen mehr lineares Fernsehen, 36% nutzen häufiger Streaming-Plattformen und Mediattheken. Doch nicht nur Schreibtisch und Sofa werden häufiger für Freizeitaktivitäten genutzt – mehr Zeit wird auch für Kochen & Backen (37%), Aufräumen (37%), Putzen (29%) und Renovieren (23%) aufgewendet. Mehr Zeit für das Lesen von Büchern und Zeitschriften finden 30%, für Aktivitäten mit der Familie 28%.

Kino zuhause

Weil Kinos geschlossen sind, findet das Kino eben zuhause statt. Insgesamt 15% der Haushalte haben Corona-bedingt kostenpflichtige Verträge für Filme, Dokumentationen und Serien abgeschlossen. 11% sagen, dass sie aufgrund der aktuellen Gegebenheiten zusätzlich zu einem bereits bestehenden Streaming-Vertrag ein weiteres Abo abgeschlossen haben, 4% der Befragten geben an, dass sie jüngst erstmalig einen Vertrag mit einem Streaming-Anbieter abgeschlossen haben.

Fazit und weitere Entwicklung

Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu, bilanziert zur Studie: „In allen Segmenten des Consumer Electronics und Hausgeräte-Markts kann man erkennen, dass geplante Anschaffungen verschoben werden. Auch wenn die gegenwärtige Situation für viele Befragte mit wirtschaftlichen und anderen Unsicherheiten verbunden ist, gibt es Zuversicht für die Zeit nach der Krise: Aufgrund der Attraktivität und des hohen Kundennutzens der Geräte ist nach Überwindung der Pandemie wieder mit einer deutlichen Marktbelebung zu rechnen. Der nicht extrem gestiegene Anteil der Online-Käufe belegt das Vertrauen der Konsumenten in die Beratungs-Kompetenz des stationären Handels. Darüber hinaus zeigt sich, dass die Gesellschaft krisenbedingt mehr zusammengerückt ist.“

Dazu die Zahlen aus der Studie: Fast zwei Drittel (65%) sagen, dass die Gesellschaft krisenbedingt enger aneinandergerückt ist. Auch längerfristige weltwirtschaftliche Veränderungen prognostiziert fast die Hälfte (48%) durch die Zustimmung zu der Aussage, die aktuell gemachten Erfahrungen werden dazu führen, dass zukünftig wieder mehr Produktion von Fernost zurück nach Europa verlagert wird.

Diesen Beitrag teilen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden