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Donnerstag, 25. April 2024
Erhebung für die Elektrotechnik aus der „Vor-Corona”-Zeit

KMU Forschung Austria: Konjunkturbericht 1. Quartal und Ausblick auf 2020

E-Technik | Wolfgang Schalko | 21.04.2020 | |  Wissen
Die preisbereinigte Entwicklung des Umsatzes bzw. reale Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts 2019 zeigt eine gute Performance der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker. Die preisbereinigte Entwicklung des Umsatzes bzw. reale Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts 2019 zeigt eine gute Performance der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker. Die jüngste Konjunkturerhebung, die von der KMU Forschung traditionell zwischen Jänner und Anfang März 2020 durchgeführt wurde, liest sich aus heutiger Sicht ein wenig wie ein Wunschtraum. Denn der Ausblick auf das Jahr 2020, die Ergebnisse für das 1. Quartal 2020 sowie die Erwartungen für das 2. Quartal 2020 spiegeln die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie noch nicht wider – dennoch zeigt die Erhebung zumindest, wie es unter normalen Umständen sein hätte können.

In ihrer Konjunkturbeobachtung Gewerbe und Handwerk für die Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker hat die KMU Forschung Austria die wesentlichen Eckdaten für das Gesamtjahr 2019 und das 1. Quartal 2020 erhoben – weist aufgrund des Untersuchungszeitraums zwischen Jänner und Anfang März 2020 jedoch ausdrücklich darauf hin, dass für die Geschäftslage im Q1 und den Ausblick auf 2020 die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie (inkl. Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung ab Mitte März 2020) noch nicht berücksichtigt werden konnten.

Entwicklung im Jahr 2019

Bei der nominellen Umsatzentwicklung meldeten 36% der Betriebe für 2019 Umsatzsteigerungen gegenüber 2018, bei 42% blieb der Umsatz auf Vorjahresniveau und 22% verzeichneten Umsatzrückgänge. Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich im Branchendurchschnitt daraus eine Erhöhung des nominellen Umsatzes um 3,5% – besser als im Vorjahr. Im Vergleich dazu ist die gesamte Wirtschaftsleistung Österreichs (das Bruttoinlandsprodukt) nominell um 3,3% gestiegen.

Bei der Preisentwicklung konnten 48% der Betriebe die Verkaufspreise 2019 verglichen mit 2018 erhöhen, bei 43% blieben sie konstant und 9% mussten die Preise reduzieren. Im Branchendurchschnitt wurden damit die Verkaufspreise 2019 um 1,9% erhöht. Die Verbraucherpreise insgesamt stiegen 2019 um 1,5% (Inflationsrate).

Nach Berücksichtigung der Veränderung der Verkaufspreise ist der Branchenumsatz mengenmäßig um 1,6% gestiegen. Der gesamtwirtschaftliche Vergleichswert, das reale Bruttoinlandsprodukt, lag ebenfalls um 1,6 % über dem Niveau des Vorjahres.

Im Branchendurchschnitt wurden 2019 rund 2.000 Euro je Beschäftigten investiert, also etwa gleich viel wie im Vorjahr (-3%). Von den Gesamtinvestitionen entfielen 500 Euro je Beschäftigten auf bauliche (2018: 600 Euro) sowie 1.500 Euro auf sonstige (Ausrüstungs-)Investitionen (2018: 1.400 Euro). 2019 tätigten 53% der Betriebe Investitionen. Beim Großteil der Investitionen handelte es sich um Ersatzinvestitionen (47%), 38% waren Erweiterungsinvestitionen und 15% Rationalisierungsinvestitionen.

Ausblick auf das Jahr 2020

55% der Betriebe planen, im Jahr 2020 Investitionen vorzunehmen – 35% rechnen mit höheren Investitionen als im Jahr 2019, 14% wollen gleich viel investieren wie im Vorjahr und 6% planen Investitionen in geringerem Ausmaß als 2019.

Als Herausforderungen werden genannt:

  • 57% der Betriebe sind im laufenden Jahr 2020 durch einen Fachkräftemangel in ihrer Geschäftstätigkeit beeinträchtigt,
  • 44% durch Preiskonkurrenz,
  • 41% durch Bürokratie und Verwaltung,
  • 38% durch Steuern und Abgaben,
  • 21% durch Lehrlingsmangel,
  • 5% durch Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme und
  • 4% durch fehlendes Risiko- bzw. Eigenkapital.

Geschäftslage im 1. Quartal 2020

Im 1. Quartal 2020 beurteilen 37% der Betriebe die Geschäftslage mit gut (Vorjahr: 23%), 51% mit saisonüblich (Vorjahr: 65%) und 12% der Betriebe mit schlecht (Vorjahr: 12%). Per Saldo (Anteil der Betriebe mit guten abzüglich schlechten Beurteilungen) überwiegen die Betriebe mit guter Geschäftslage um 25%-Punkte. Im Vergleich zum Vorquartal ist das Stimmungsbarometer geringfügig gestiegen.

Im Branchendurchschnitt sichert der Auftragsbestand eine Vollauslastung für 13,9 Wochen. Im Vergleich zum 1. Quartal des Vorjahres ist der durchschnittliche Auftragsbestand unverändert. 72% des Gesamtauftragsbestandes entfielen im 1. Quartal 2020 auf private/gewerbliche Auftraggeber, 17% auf öffentliche Bauprojekte, die über Generalunternehmer bzw. Bauträger (Genossenschaften) abgewickelt werden und 11% auf Direktvergaben durch Bund, Länder und Gemeinden. 37% der Betriebe meldeten im 1. Quartal 2020 eine Auslastung von 1 bis 4 Wochen. Bei 19% lag der Auftragsbestand bei 5 bis 9 Wochen. 27% verfügten über eine Auslastung von 10 bis 19 Wochen.

41% der Betriebe könnten sofort zusätzliche Aufträge ausführen (Vorjahr: 42%). 45% können in drei Monaten zusätzliche Aufträge durchführen (Vorjahr: 51%), 8% in sechs Monaten (Vorjahr: 6%) und 6% in neun Monaten (Vorjahr: 1%). Im Vergleich dazu lag im Vorquartal (4. Quartal 2019) der Anteil der Betriebe, die sofort zusätzliche Aufträge ausführen konnten, bei 42%, in drei Monaten bei 47%, in sechs Monaten bei 5% und in neun Monaten bei 6%.

Erwartungen für das 2. Quartal 2020

Für das 2. Quartal 2020 erwarten 24% der Betriebe Steigerungen der Auftragseingänge gegenüber dem 2. Quartal 2019 (Vorjahr: 20%), 61% keine Veränderung (Vorjahr: 68%) und 15% Rückgänge (Vorjahr: 12%). Per Saldo (Anteil der Betriebe mit positiven abzüglich negativen Erwartungen) überwiegen die optimistischen Einschätzungen um 9%-Punkte. Der positive Saldo liegt geringfügig über dem Niveau des Vorjahres (8%-Punkte).

Für den Zeitraum April bis Juni 2020 beabsichtigen 28% der Betriebe, den Beschäftigtenstand zu erhöhen (Vorjahr: 27%), 63% der Betriebe, den Personalstand konstant zu halten (Vorjahr: 71%) und 9% der Betriebe, die Zahl der Mitarbeiter zu verringern (Vorjahr: 2%). Im Durchschnitt ergibt sich daraus eine geplante Erhöhung des Beschäftigtenstandes um 5,5%. Der Personalbedarf liegt damit über dem Niveau des Vergleichsquartals des Vorjahres (+4,7%).

Mittlerweile hat die Corona-Krise nicht nur sämtliche im Vorfeld erstellte Prognosen über den Haufen geworfen, sondern macht Aussagen, die über einen sehr kurzfristigen Zeitrahmen hinausgehen, geradezu unmöglich. Dennoch sollte diese Erhebung der KMU Forschung nicht als bloßes „was wäre, wenn”-Szenario abgetan werden, sondern kann durchaus als Basis für Vergleiche herangezogen werden, was die Corona-Krise der Branche tatsächlich „gekostet” hat.

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