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Freitag, 19. April 2024
„Das Jahrhundert-Ereignis Corona hinterlässt Spuren“ - Rabattschlachten befürchtet

UNITO: Jahresstart im Zeichen der Corona-Pandemie

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 23.04.2020 | |  Unternehmen
Der österreichische Handel werde voraussichtlich erst ab 2021 in einen Normalzustand „neuerer Art“ zurückkehren, wie der Sprecher der UNITO-Geschäftsführung, Harald Gutschi, prognostiziert. (Bild: Unito) Der österreichische Handel werde voraussichtlich erst ab 2021 in einen Normalzustand „neuerer Art“ zurückkehren, wie der Sprecher der UNITO-Geschäftsführung, Harald Gutschi, prognostiziert. (Bild: Unito) Der österreichische Online Händler UNITO (mit den Marken universal, otto und quelle) schloss das abgelaufene Geschäftsjahr mit +5% bei den Online-Kundenumsätzen ab. Vor allem im Möbelbereich boomte das Geschäft. Der Start ins neue Geschäftsjahr 2020/21 sei von der Corona-Pandemie gekennzeichnet. Generell rechnet die UNITO-Gruppe mit einem „Urknall“ in der Handelslandschaft – und zwar noch im Jahr 2020. Zudem geht man davon aus, dass es ab Juni 2020 bis in den Herbst hinein zu einer Rabattschlacht im Handel kommen wird.

Die UNITO-Gruppe ist mit ihrem abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/20 (Zeitraum: 1. März 2019 bis 29. Februar 2020) zufrieden: Die Online-Kundenumsätze legen im Vergleich zum Vorjahr um +5% zu, der Online-Anteil liegt mittlerweile bei 95%. Im Kernmarkt Österreich gelang ein Wachstum von +6,3% im Vergleich zum Vorjahr. „Damit wächst die UNITO-Gruppe im Online-Geschäft stärker als der Markt (Marktwachstum von 3% laut „E-Commerce-Studie Österreich 2019“ der KMU Forschung Austria) und gewinnt Marktanteile im E-Commerce“, berichtet der Sprecher der Geschäftsführung Harald Gutschi.

Der Gesamtumsatz der Unternehmensgruppe in der Höhe von 364,7 Millionen Euro geht im Vorjahresvergleich leicht um -2,9% zurück. Der Grund dafür liege in der bewussten Reduzierung von Print-Werbemitteln, wie Gutschi erklärt. „Der Kunde entscheidet und wir orientieren uns daran. Den Hauptkatalog gibt es nicht mehr, die Auflagen saisonaler Kataloge und Mailings wurden um 60%, die aufgelegten Seiten sogar um 80% reduziert.“ Auch mit dem Ergebnis (EBIT) ist die UNITO-Gruppe zufrieden: „Die erfreuliche Entwicklung des Ergebnisses zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg zu einem profitablen, langfristigen Wachstum sind“, sagt Gutschi.

Entwicklung im Möbel-E-Commerce

Der Bereich „Living“ sei und bleibe Trendthema im heimischen E-Commerce. Dies zeige die Umsatzentwicklung der UNITO-Gruppe in diesem Sortimentsbereich (Möbel, Haushaltswaren, Heimtextilien): „Mit einem Zuwachs von +10,9% im letzten Geschäftsjahr unterstreichen wir unsere führende Stellung als Österreichs größter Online-Möbelhandel. Damit entwickelt sich Living zu einem wichtigen Umsatztreiber. Mit diesem Rückenwind ausgestattet, wollen wir als Gruppe unsere Markstellung auch in den nächsten Jahren weiter ausbauen“, unterrichtet Gutschi.

Start ins neue Geschäftsjahr steht für UNITO-Gruppe im Zeichen der Corona-Pandemie

Die Unternehmensgruppe sieht das neue Geschäftsjahr wesentlich von der Corona-Pandemie geprägt. „Der Start seit Anfang März ist stark von der volatilen Nachfrage seitens der Kunden gekennzeichnet. Im Zusammenhang mit der Covid-19-Krise und deren Folgen nimmt die UNITO-Gruppe vier Phasen wahr und bereitet sich auf diese vor.

Phase 1: Jahrhundert-Ereignis hinterlässt Spuren

Die ersten beiden Wochen nach Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen in Österreich waren von deutlichen zweistelligen Umsatzrückgängen in allen Sortimentsgruppen (Textil, Möbel, Technik) geprägt. UNITO fokussierte sich darauf, die potenzielle gesundheitliche Gefährdung der eigenen Mitarbeiter zu minimieren, binnen weniger Tage stellte das Unternehmen 90% der Belegschaft auf Home-Office um, das sind nahezu 600 Kollegen an den Standorten Salzburg und Graz. „Zudem wurde die reibungslose Lieferkette zum Kunden sichergestellt und eine kontaktlose Zustellung mithilfe der externen Logistikdienstleister in allen UNITO-Märkten umgesetzt. Kunden waren in dieser Phase mit Vorratsbeschaffungen beschäftigt, das Jahrhundert-Ereignis Corona hinterlässt Spuren“, bringt es Gutschi auf den Punkt.

Phase 2: Urknall in der Handelslandschaft

Wie UNITO berichtet, steige die Anzahl der Visits in den Online-Shops im Zeitraum seit Ende März bis voraussichtlich Ende Mai enorm. Parallel komme es zu starken Verschiebungen in der Kundennachfrage. Der Umsatz im Textilgeschäft (insbesondere saisonale Frühjahrs-, Sommer- und Bademode) verliert zweistellig. Die Umsätze bei Hartwaren (vor allem Elektronik, Computer, Haushaltsgeräte wie Kühl- und Gefriergeräte, Spielekonsolen, Wohn- und Einrichtungsgegenstände, Gartenartikel) wachsen deutlich zweistellig. „Die Logistik wird durch den plötzlichen und hohen Anstieg der Sendungsmengen auf das Äußerste in Anspruch genommen, dennoch verlängert sich die Lieferzeit zu den Kunden nur um wenige Tage“, erläutert Gutschi.

Insgesamt sorge das Kaufverhalten seit Ende März für ein zweistelliges Umsatzwachstum bei UNITO. „Wir freuen uns, mit unseren Sortimenten dazu beitragen zu können, die Grundversorgung der Bevölkerung mit Artikeln des täglichen Bedarfs sicherstellen zu können. Ein noch nie dagewesenes, ausgesprochen positives Kundenfeedback bestätigt das“, so Gutschi.

Eine verlässliche Prognose für das laufende Geschäftsjahr sei aus Sicht der UNITO-Geschäftsführung jedoch derzeit nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Die Gruppe fährt mit allen ihren Vertriebsmarken und in allen Märkten „derzeit auf Sicht“, wie der Sprecher der Geschäftsführung sagt. „Die Steuerung des Tagesgeschäfts erfolgt in vierzehntägiger Taktung, außerdem werden zahlreiche budgetäre und organisatorische Maßnahmen realisiert, um die Finanzkraft auf gewohnt hohem Niveau zu halten.“

UNITO rechnet mit einem Urknall in der österreichischen Handelslandschaft

Die sich in der aktuellen Situation abzeichnende und künftig in einer noch nie dagewesenen Geschwindigkeit stattfindende Transformation wird laut Einschätzung der UNITO-Gruppe einem „Urknall in der Handelslandschaft“ gleichkommen. Die Veränderung, die der Handel normalerweise in zehn Jahren durchmacht, wird laut Einschätzung der UNITO-Geschäftsführung in den Jahren 2020 und 2021 realisiert.

Phase 3: Rabattschlacht im Handel

Spätestens mit der flächendeckenden Öffnung des Stationärhandels (Anfang Mai), der Lokale (Mitte Mai) und einem Gewöhnungseffekt der Kunden (Ende Mai) wird es nach Einschätzung der UNITO-Gruppe ab Juni 2020 bis in den Herbst zu einer Rabattschlacht im Handel kommen. Der Textilhandel wird davon am stärksten betroffen sein. Bereits kurzfristig, also noch im Laufe des Jahres 2020, wird dies zu einer Bereinigung der österreichischen Handelslandschaft führen. Viele Betriebe (geschätzt jeder dritte Händler) werden diese Phase wahrscheinlich nicht überstehen.

Phase 4: Normalzustand „neuerer Art“ erst ab 2021

Der österreichische Handel werde voraussichtlich erst ab 2021 in einen Normalzustand „neuerer Art“ zurückkehren, wie Harald Gutschi prognostiziert. „Es wird dabei einen bis dato nicht gekannten Digitalisierungs-Push geben, viele Betroffene lernen mit der Krise die Vorzüge des Online-Handels zu schätzen, die dauerhaft verringerte Kundenfrequenz im Stationärhandel bringt einen stationären Online-Schub und dies wird zu noch mehr Professionalität, mehr Angebot und mehr Wettbewerb im E-Commerce führen. Außerdem wird sich das Bewusstsein für regionales Einkaufen und regionale Produkte aus Österreich auch im Online-Handel steigern. Einkaufen wird zu einer nachhaltigeren Entscheidung. Die Kunden werden vermehrt ihre stationären Grätzel-Händler und lokale Online-Händler unterstützen. Während die Dominanz globaler Riesen mit großer Kapitalkraft und hohen Synergie-Effekten, die in Österreich keine Ertragssteuern bezahlen, bleiben wird, ergeben sich hieraus neue Chancen für kleinere Händler.“

„Der Wandel im Handel, der normalerweise in den nächsten zehn Jahren stattgefunden hätte, findet nun in einem deutlich kürzeren Zeitraum statt. Wir als UNITO sind davon überzeugt, bereits durch unsere hohen Investitionen der letzten Jahre alle nötigen Voraussetzungen geschaffen zu haben, um aus der aktuell herausfordernden Zeit gestärkt hervorzugehen. Nicht zuletzt die enge Bindung zu unseren rund vier Millionen treuen Kunden ist ein Garant dafür“, zeigt sich Harald Gutschi optimistisch.

 

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