Verschwörer
Dominik Schebach Persönlich habe ich ein Faible für Verschwörungstheorien. Besonders bewundere ich die geschlossene Argumentationskette, die von deren Anhängern benutzt wird und sie immun gegenüber allen Beweisen abseits ihrer Überzeugung macht.
Verkürzt funktioniert das meiner Beobachtung nach so: Es gibt eine Bedrohung X, für die Akteur Y verantwortlich gemacht wird. Überprüfbare Beweise für das Wirken von Y bzw die Bedrohung X existieren nicht, weil die mächtige Gruppe Z (kann mit Y identisch sein) diese belastbaren Beweise unterdrückt – weltweit. Damit wird die Abwesenheit von belastbaren Beweisen der ultimative Beweis, die perfekte rationale Erklärung für alles, was ihnen im Moment gegen den Strich geht, oder von dem sie sich bedroht fühlen. Das Erstaunliche an den Verschwörungstheorien ist allerdings Agent A, der Held, der seit Jahren gegen X, Y, Z zu Felde zieht und die Verschwörung aufdeckt.
Oft beruft sich A dabei auf diverse Erkenntnisse und wissenschaftliche Untersuchungen, denen leider das Schlüsselwort fehlt: belastbar. Denn recherchiert man diesen Argumenten nach, dann bleibt meistens genau nichts über. So auch im Falle des Mobilfunks. Jedes Mal, wenn eine neue Mobilfunkgeneration eingeführt wird, schlagen diverse Gruppen Alarm. Das Spiel wiederholt sich seit der Einführung von GSM in Österreich in schöner Regelmäßigkeit – jetzt ist 5G dran. In diesem Zeitraum (etwa seit 1995) hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung der Österreicher von ca. 73 Jahren auf 79 Jahre erhöht. Die Lebenserwartung der Österreicherinnen stieg von 79 auf 84 Jahre.
Wir haben in diesem Zeitraum allerdings nicht nur Mobiltelefone eingeführt, sondern auch WLAN sowie Bluetooth-Headsets und die Verbreitung von Mikrowellengeräten in Österreichs Haushalten erreichte neue Höchstwerte. Vom digitalen Antennenfernsehen und der Richtfunktechnologie (in Frequenzbereichen bis von 3,8 bis 86 GHz) möchte ich hier gar nicht reden. Ungeachtet dessen werden wir heute im Schnitt um fünf Jahre älter als Mitte der 90er. Meine Hypothese dazu ist, weil dank der Mobilfunktechnologie ua. heute die Rettung bei Notfällen fünf Minuten schneller kommt. Was zur Folge hat, dass Verunfallte bzw Opfer eines Herzinfarkts eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit haben.
Diese lebensverlängernde Auswirkung des Mobilfunks lässt sich wahrscheinlich mit Hilfe eines relativ einfachen Projekts bestehend aus einer grundlegenden Beobachtung, einer daraus abgeleiteten Hypothese, samt dazugehöriger klar definierter und dokumentierter Forschungsfragen, aufgrund derer eine saubere Erhebung der Daten durch Beobachtung oder Experiment stattfindet, welche wiederum nach klaren Richtlinien ausgewertet werden, wissenschaftlich untersuchen, sodass – und hier kommt der von Verschwörungstheoretikern so gern übersehene Haken – andere dasselbe Experiment wiederholen könnten und auf dasselbe Ergebnis kommen. Das Ganze muss dann natürlich publiziert werden, damit weitere Wissenschaftler die so gewonnenen Erkenntnisse bewerten und/oder widerlegen, diskutieren bzw ergänzen können, und daraufhin sich hier ein wissenschaftlicher Konsens bilden kann.
Bisher habe ich keine wissenschaftlichen Arbeiten über die Gefährlichkeit von Mobilfunk gefunden, die diesem Standard entsprechen. Da selbst die Mafia es nicht schafft, dass alle den Mund halten, frage ich mich warum? Ist da eine noch mächtigere Gruppe am Werk, die alle widersprechenden Erkenntnisse unterdrückt, oder bleibt es bei der einfachen Erklärung: Die befürchtete Bedrohung gibt es nicht.
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