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Mittwoch, 9. Oktober 2024
Telekom-Kommentar E&W 6/2020: Nach der freiwilligen Selbstbeschränkung

Cyberspace – diesmal wirklich

Dominik Schebach | 07.06.2020 | Bilder | |  Meinung

Dominik Schebach
Nicht nur die Endkunden haben ihre Nutzungsgewohnheiten bezüglich der Telekommunikation in der Corona-Krise verändert. Auch in der Branche hat sich einiges getan. So haben Handel und Industrie verstärkt auf Webinare bzw Video- Konferenzen gesetzt. Schulungen, die bisher eine physische Anwesenheit erforderten, wurden ins Netz verlegt. Wenn man dem Feedback von beiden Seiten glaubt, dann durchaus erfolgreich. Man wird auch in Zukunft nicht alles immer online abwickeln können, aber in der Fortbildung und Betreuung des Handels sind Tools wie Online-Schulungen nun eindeutig auf der Landkarte und werden hoffentlich auch verstärkt genutzt, denn die potenziellen Effizienzgewinne für die Branche sind enorm.

Der Erfolg zeigt allerdings auch, dass es manchmal auch für eine Branche wie die Telekommunikation, die sich selbst als technische Avantgarde sieht, einen Anstoß von außen braucht, um neue Wege zu beschreiten. Nicht, dass diese Wege nicht schon bekannt gewesen wären, man hat sie nur nicht konsequent für sich erschlossen. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein. Aber im Endeffekt ist das auf eine freiwillige Selbstbeschränkung hinausgelaufen. Doch mit dem erzwungenen Stillstand durch die Corona-Krise musste sich die Telekommunikationsbranche praktisch auf ihre Stärken besinnen und von der physischen auf die virtuelle Präsenz umsteigen. Ob das der Beginn der Kolonisation des Cyberspace durch den TK-Handel ist, bleibt mal abzuwarten. Aber es ist ein erster Schritt.

Meine Hoffnung ist, dass mit den nun angestoßenen Veränderungen sich auch das Mindset im Handel langfristig ändert. Denn wie können wir den End- und Unternehmenskunden neue Technologien schmackhaft machen, wenn wir selbst diese nicht regelmäßig bis zum Maximum ausreizen. Da rede ich nicht nur von Web-TV, sondern eben auch von Anwendungen wie Smart Home, Webinaren, Virtual Reality oder einfach einmal ein sauber aufgesetztes Home Office. Denn nicht nur bei der Telekom-Branche hat sich in den vergangenen Wochen der Innovationsdruck erhöht. Auch in der Gesellschaft und der Wirtschaft ist durch die Corona-Krise Bereitschaft gewachsen, etwas Neues auszuprobieren.

Bisherige Widerstände, seien diese in der technischen Ausstattung oder eben im Mindset, wurden zwar nicht atomisiert aber zumindest einmal zurückgedrängt. Ob das nun Immobilien-Makler sind, die nun tatsächlich virtuelle Wohnungsrund- gänge angeboten (und nicht nur davon geredet) haben, ein medizinisches Start-up, das den Besuch beim Wahlarzt durch einen Video-Chat am Smartphone ersetzt, oder eben Home Office und Web-Konferenzen, die Menschen haben in den vergangenen Wochen viel mit der ihnen zur Verfügung stehenden Technik experimentiert und den Nutzen von verschiedenen Anwendungen für sich entdeckt. Mit der Rück- kehr zur Normalität – so weit dies derzeit halt möglich ist – werden einige dieser Neuerungen sicher wieder verschwinden, andere werden allerdings verfeinert und zu Trends im Mainstream. Wer da in den alten Trott zurückfällt, der läuft Gefahr, vom Markt überholt zu werden. Da macht es mehr Spaß, den Cyberspace für sich zu erschließen.

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