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Donnerstag, 18. April 2024
„Durch Corona gehen 26 Mrd. Euro verloren“

Handel in Zahlen

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 12.06.2020 | |  Unter der Lupe
Der österreichische Handel ist der zweitgrößte Arbeitgeber im Land, zudem einer der größten Wirtschaftssektoren. Eine aktuelle Studie von Handelsverband und Branchenradar.com zeigt, welche Produktgruppen die Privatausgaben im stationären Einzelhandel sowie im Distanzhandel 2019 angetrieben haben und wie viel mehr Pakete durch den Online-Shopping-Boom am Weg waren. Darüber hinaus liefert die Studie die erste Corona-Jahresprognose für das Gesamtjahr 2020.

Die neue Studie „Handel in Zahlen“ von Branchenradar.com Marktanalyse und Handelsverband zeigt: 2019 haben sich die Ausgaben der privaten Haushalte in Österreich um +2,0% auf 206,5 Milliarden Euro erhöht. Die anziehende Inflation hat den realen Anstieg allerdings auf +0,5% gedrückt. „Die einzelhandelsrelevanten Ausgaben sind im Vorjahr um 2,6% gewachsen und haben einen neuen Rekordwert von 67,5 Milliarden Euro erreicht. Das Podium der Top 3-Wachstumssieger 2019 bilden Sportartikel mit +5,3%, Elektrogeräte mit +3,3% und Lebensmittel mit +3,0%“, berichtet Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Moderates Wachstum in 2019

„Das größte Ausgabensegment im Handel war 2019 der Lebensmittelsektor mit 24,1 Milliarden Euro. Auch der Modehandel konnte aufgrund des anhaltenden eCommerce-Booms um +2,5% auf 12,4 Milliarden Euro zulegen. Der Büchermarkt hat hingegen ein Minus von -0,1% auf nunmehr 2,6 Milliarden Euro zu verdauen“, erläutert Studienautor Andreas Kreutzer von der branchenradar.com Marktanalyse.

Der Distanzhandel befindet sich in Österreich laut Studie weiterhin auf Wachstumskurs. „eCommerce hat im letzten Jahr erneut an Bedeutung gewonnen, die Wachstumsdynamik ist im Vergleich zu 2018 sogar noch gestiegen. Der Vertriebskanal generierte im Vorjahr um satte +13% höhere Privatausgaben. Damit ist der Onlinehandel 2019 erneut acht Mal so schnell gewachsen wie der stationäre Handel. Corona befeuert den eCommerce weiter“, erklärt Rainer Will.

Noch stärker als der Distanzhandel habe im letzten Jahr der sog. KEP Markt (Kurier-, Express- und Paketdienste) zugelegt, wie Will sagt: „2019 lag die Zahl der zugestellten Pakete im B2C Bereich bei 151 Millionen. Damit ist das Paketvolumen innerhalb eines Jahres um +14% gestiegen. Hauptgründe für die Paketlawine sind neben dem generellen eCommerce-Boom vor allem überproportional steigende Teillieferungen und Retouren.

Corona: Haushaltsausgaben von 26 Milliarden Euro verloren

Die Studie beleuchtet auch die Auswirkungen von COVID-19 auf die Haushaltsausgaben und damit auf den Konsum der Österreicher. Will dazu: „Wir gehen davon aus, dass die heimische Wirtschaft 2020 und 2021 durch die Corona-Krise einen Ausgabenrückgang im Ausmaß von rund 26 Milliarden Euro verkraften muss. Allein heuer rechnen wir mit einem coronabedingten Rückgang der Ausgaben privater österreichischer Haushalte um insgesamt 15 Milliarden Euro.“

„Generell wird Corona heuer den Onlinehandel in allen Warengruppen anschieben. Der eCommerce federt vielerorts Umsatzverluste im stationären Sektor ab. Darüber hinaus erleben wir einen Lockdown-Effekt – heimische Onlinehändler gewinnen Marktanteile von der internationalen Konkurrenz zurück„, ist Andreas Kreutzer überzeugt.

Die Studienautoren befassten sich auch mit der aktuellen Lage im österreichischen Handel. Die Ergebnisse zeigen: „Mittlerweile ist ein Viertel der Handelsbetriebe akut von Zahlungsunfähigkeit bedroht, rund 20% mussten bereits die Zahl der Beschäftigten reduzieren. Der Juni (13. Gehalt) ist für viele Händler kriegsentscheidend – zum einen, was den Zeitpunkt der Auszahlung des staatlichen Fixkostenzuschusses betrifft, zum anderen, da es dringend die vollständige Überweisung der genehmigten Kurzarbeitsgelder braucht.

Die Zeit drängt, denn bereits Ende September folgt die zweite Hürde, wenn die Steuer- und Abgabenstundungen auslaufen. Im November wartet dann mit dem Weihnachtsgeld (14. Gehalt) noch ein dritter Kamelbuckel, der unzähligen Unternehmen zum Verhängnis werden könnte. Daher gilt es jetzt gegenzusteuern. Was es dafür braucht, sind vier konkrete Maßnahmen“, erläutert Will. Der Handelsverband GF spricht damit an:

  • Lohn- & Einkommenssteuer senken (Steuerreform vorziehen)
  • 500 Euro Österreich-Schecks anbieten (für Geringverdiener)
  • Lohnnebenkosten reduzieren (Ausstieg aus Kurzarbeit erleichtern)
  • Mehrwertsteuer dauerhaft senken (temporärer Umstellungsaufwand zu hoch)
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